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Harald Bugmann ist Professor für Waldökologie an der ETH Zürich.

Die Liane Kudzu (Pueraria lobata) wuchert oberhalb von Solduno im Tessin.

 
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Freitag, 15. November 2013 / 11:11:00

Götterbaum & Co. - Segen oder Fluch?

Kennen Sie den Götterbaum, den drüsigen Zimtbaum oder Kudzu? Ich schreibe über diese Pflanzenarten, weil sie für uns noch einige Überraschungen parat haben dürften als Folge der Globalisierung und des Klimawandels.

Exotische Gewächse galten über Jahrhunderte als chic und dienten dazu, den gehobenen Status einer Familie in ihrem Garten zu symbolisieren. Lange Zeit ging das gut, doch seit einigen Jahrzehnten machen sich diese Gewächse aus den Gärten auf und davon und fangen an, die natürliche Waldvegetation buchstäblich zu unterwandern und in einigen Fällen auch zu überwachsen.

Warum passiert das?

Es gibt im Wesentlichen drei Gründe dafür, die mit der Globalisierung und dem Klimawandel zusammenhängen:
- Erstens, weil die weltweiten Personen- und Warenströme stetig zunehmen. So kommen immer mehr Pflanzen, aber auch Mikroorganismen und Tiere in Gebiete, in denen sie bisher nicht heimisch gewesen sind.
- Zweitens, weil in vielen Ländern der gemässigten Zone, also auch in Mitteleuropa, die Intensität der Landnutzung abnimmt; beispielsweise werden erhebliche Flächen in der Schweiz, die früher landwirtschaftlich genutzt worden sind, jetzt von Bäumen besiedelt. Das sind Flächen, auf denen auch exotische Baumarten gut wachsen können.
- Drittens, weil Fröste in den letzten 50 Jahren wesentlich seltener geworden sind, womit sich auch frostempfindliche Baumarten natürlich fortpflanzen können.

Was sind die Konsequenzen?

Einige Baumarten wie etwa der Götterbaum (Ailanthus altissima) zeigen im Tessin eine phänomenal hohe Wachstumsrate von ein bis zwei Metern Höhenzuwachs pro Jahr, was für eine Pionierbaumart typisch ist. Gleichzeitig hat der Baum aber auch eine unerwartet hohe Schattentoleranz im Bestand, was absolut nicht den Eigenschaften einer Pionierbaumart entspricht. An einigen Orten im Tessin findet man im Unterwuchs praktisch nur noch den Götterbaum. Fällt man einen Baum, wachsen wie bei der legendären Hydra aus Wurzelbrut Dutzende Bäume nach - man wird den Götterbaum also nicht mehr los!

Damit stellen sich einige Fragen: Weshalb hat der Götterbaum bei uns diese aggressiven Eigenschaften, anders als im Herkunftsgebiet? Wird er in Zukunft unsere Wälder dominieren? Was würde das bedeuten für die Holzproduktion, die Erholungsnutzung und vor allem auch für den Schutz vor Naturgefahren an steilen Hängen (z.B. Steinschlag)?

Der Zimtbaum (Cinnamomum glanduliferum) hingegen scheint im Moment noch keine "Problem-Baumart" zu sein. Er kommt zwar neu in der "freien Wildbahn" vor, ist aber derzeit nur ein Element unter anderen im Wald. Ob dies so bleiben wird? Und dann wäre da noch Kudzu (Pueraria lobata), jene Liane, die neue Triebe mit einer Länge von bis zu 28 Zentimeter pro Tag bilden kann, ganze Baumbestände einfach überwächst und die Bäume zum Absterben bringt. Bisher gibt es zwar erst eine einzige Fundstelle in der Schweiz - doch was passiert, wenn diese Art sich auszubreiten beginnt?

Forstliche Forschung tut Not

Das sind Fragen, welche von grosser Bedeutung sind für die gesamte Schweiz und darüber hinaus. Denn der Götterbaum ist bereits daran, sich entlang der Autobahn nach Norden auszubreiten. Zudem gibt es über die ganze Nordschweiz verteilt einzelne (bisher gepflanzte) Vorkommen. Wann werden diese wild? Wie viel Klimaveränderung braucht es dazu noch? Solche Fragen lassen sich nicht einfach so beantworten. Vielmehr erfordern sie Forschung auf verschiedensten Ebenen, von der Ökophysiologie bis zur Modellierung der zukünftigen Dynamik dieser Arten. Forstliche Forschung in solchen Bereichen, an WSL, ETH und anderen Institutionen, ist also nicht von gestern, sondern für morgen: Sie ist essentiell für die Bewältigung jener Prozesse, welche die Menschheit mit der Globalisierung und dem Klimawandel in Gang gesetzt hat.

Die drei erwähnten Beispiele sind keine abschliessende Aufzählung - bereiten Sie sich auf Überraschungen vor, auch vor Ihrer Haustüre und in Ihrem Erholungswald!

Prof. Harald Bugmann (Quelle: ETH-Zukunftsblog)

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