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Freitag, 30. August 2013 / 13:44:00

Die Niederlande: Eine Nation unter Wasser

Man muss die Niederlande nicht gut kennen, um schon einmal die Geschichte von Hans Brinker gehört zu haben: Im Kinderbuch von Mary Mapes Dodge rettet der kleine Holländer das Land vor einer Überflutung, indem er ein Loch im Deich mit seinem Finger stopft.

Die Geschichte mag erfunden sein, doch ist sie ein Symbol für den Kampf eines kleinen Landes gegen die einst unbezwingbaren Elemente geworden. Auf der ganzen Welt dient die Erzählung als Beispiel dafür, wie die kleinsten Taten - in diesem Fall ein kleiner Finger - grossen Einfluss auf das Leben vieler Menschen haben können.

Den Kampf gegen die Flut haben die Niederlande vor Jahrhunderten gewonnen, doch in der Gegenwart steht das Land einem anderen wankelmütigen Feind gegenüber: Eine Immobilienkrise, die dazu geführt hat, dass Millionen Häuser mit kostspieligen Hypotheken belastet sind und nun «onder» Wasser stehen, wie man landestypisch wohl sagen würde.

Nachdem die Staaten in Südeuropa allem Anschein nach das Schlimmste überstanden hatten, könnte eine Rezession in einem der Länder Mitteleuropas die schwache Erholung, die selbst noch in den Kinderschuhen steckt, zunichtemachen.

Fünftgrösste Volkswirtschaft der Eurozone

Als fünftgrösste Volkswirtschaft der Eurozone gelten Holland und die übrigen Provinzen zwar kaum als Wirtschaftsmotor der Währungsunion, aber für Berlin sind sie ein wichtiger Verbündeter im Bestreben nach Ausgabensenkungen und Sparmassnahmen in der gesamten Euro-Region. Mit ihrem Finanzminister Jeroen Dijsselbloem sind die Niederländer in der Eurogruppe vertreten - jenes Gremium, das die Fiskalpolitik der Mitgliedsstaaten koordiniert und Einfluss auf grössere Nachbarn wie Frankreich und Italien geltend machen kann.

Der Sparkurs kam die Niederländer wahrhaftig schon teuer zu stehen, und zwar in Form vorzeitiger Neuwahlen. Ausserdem steht das Land unter besonderem Druck, ein Zeichen zu setzen: für die Gegenwart, die Vergangenheit und die Zukunft.

Niederländische Sparsamkeit

Wie wir alle wissen, sind die Niederlande nicht nur für ihre Holzschuhe und Windmühlen bekannt. Ihre Bürger waren stets scharfsinnige Financiers und galten beim Thema Ausgaben als überaus vorsichtig. Für getrennte Rechnungen gibt es im englischen Sprachraum sogar den Ausdruck «to go Dutch». Und in der Tat mag es ironisch anmuten, dass eine Nation, die eigentlich bekannt für ihren umsichtigen Umgang mit Geld ist, plötzlich von einem Schuldenberg überhäuft wird.

Da fragt man sich doch: Was ist da eigentlich passiert? Tragischerweise ist es wie Brinkers Erzählung eine bekannte und vorhersehbare Geschichte: Ein überhitzter Immobilienmarkt, aufgebläht durch leicht erhältliche Hypothekenangebote die komplett ohne Eigenkapital vergeben wurden; Darlehen, die dem fünffachen des Gehalts entsprechen; und als i-Tüpfelchen einen grosszügigen Steuernachlass auf die Tilgung, was in der Kombination den Anreiz «kaufen, kaufen, kaufen!» bietet.

Nachdem die Immobilienpreise aber nun pro Jahr um ca. 10 Prozent fallen, sind immer mehr Niederländer inzwischen in einer Abwärtsspirale gefangen: Das Eigenkapital schrumpft und in den Bilanzen der Banken sammeln sich die faulen Kredite.

Seit Beginn der Krise 2008 haben die Finanzinstitute des Landes bereits Hilfen in Höhe von 95 Milliarden Euro erhalten, doch Schätzungen zufolge stecken in den Bilanzen noch immer Immobilienfinanzierungen im Gegenwert von 650 Milliarden Euro. Das ist mehr als das Bruttoinlandsprodukt der Niederlande.

Wenn das noch nicht für Stirnrunzeln sorgt, überrascht es einen vielleicht, dass die Niederländer nun die zweifelhafte Auszeichnung erhalten haben, die am höchsten verschuldete Nation Europas zu sein: Die noch ausstehenden Verbraucherkredite entsprechen dabei 250 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens. Die Zahlen aus Spanien, wo der Schuldenstand 125 Prozent beträgt, erscheinen da geradezu harmlos; das gleiche gilt für Länder wie Irland und Portugal.

So viel zum Image der Niederländer, Europas grösste Sparer zu sein

Doch wie so oft in der Krise der Eurozone kann das Sparen, sofern es zu spät begonnen wird, den Abwärtstrend einer Volkswirtschaft exponentiell steigern. Aus diesem Grund bietet das momentane Dilemma der Niederlande ein Musterbeispiel der Fallstricke dieser «Wenn Krise, dann spar»-Mentalität. Nachdem die Haushalte den Gürtel enger geschnallt haben, um die Kredite weiterhin bedienen zu können, sind die Konsumausgaben gesunken. Das hat wiederum dazu geführt, dass Firmen Investitionen zurückgestellt und Arbeitsplätze abgebaut haben. In wenigen Jahren ist die Arbeitslosenquote der Niederlande von einem beneidenswert niedrigen Stand von 5,5 Prozent letztes Jahr auf fast neun Prozent im Juni dieses Jahres geschnellt. Da die Arbeitslosenquote Monat für Monat steigt, ist das grosszügige Sozialsystem mittlerweile zu einem Luxus geworden, den sich das Land kaum mehr leisten kann.

Tulpenblase

Seit einem Jahr stecken die Niederlande in der Rezession und die Ökonomen erwarten frühestens für 2014 einen Aufschwung - wenn auch nur mit einem geringen Wachstum von 0,4 Prozent. Aber man darf sich nicht täuschen lassen: Hollands Wirtschaftslandschaft mag zwar flach sein, doch sie ist nicht völlig trostlos. Zudem waren die Niederländer bereits einmal an diesem Punkt. Während die Schulden im privatwirtschaftlichen Bereich wohl das Verderben des Landes waren, haben Anleger in Staatsanleihen dem Land viele wirtschaftliche Probleme vom Hals gehalten - und der Regierung bei den Kreditkosten die Luft zum Atmen gelassen. Die Industrie in Holland ist wettbewerbsfähig und flexibel. Die Arbeitskräfte sind bestens ausgebildet, mehrsprachig und der Unternehmergeist erinnert an eine Nation von Kaufleuten. In der Tat haben Holland und die anderen Provinzen schon etliche Zyklen von Hochkonjunktur und Rezession gesehen.

In den BWL-Vorlesungen weltweit nimmt man die Tulpenblase gerne als Beispiel, um den Studenten beizubringen, wie überbewertete Anlageklassen erkannt werden können. Genau wie die einst so wertvollen Tulpenzwiebeln wird auch die niederländische Wirtschaft eines Tages wieder blühen, nur werden ihre Blüten in diesem Zyklus etwas später aufgehen. Sie halten allerdings länger, wenn man die Lektion gelernt hat.

Über Nina dos Santos:
Nina Dos Santos moderiert die tägliche Wirtschaftssendung World Business Today auf CNN International. Für den Nachrichtensender hat sie bereits aus Brüssel, Paris und Rom über die EU-Schuldenkrise berichtet und führende Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft interviewt, darunter IWF-Chefin Christine Lagarde, die Premierminister von Schweden, der Tschechischen Republik und Luxemburg sowie José Manuel Barroso, den Präsidenten der EU-Kommission.

 

Nina dos Santos, CNN International (Quelle: CNN-Today)

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