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Gründer und Präsident Heli Dungler zieht im Interview Bilanz über ein Vierteljahrhundert Tierschutzarbeit.

 
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Dienstag, 5. März 2013 / 17:20:00

Ein Vierteljahrhundert Tierschutz - da braucht's Herz, Hirn und Bauch

Am 4. März 2013 feierte die internationale Tierschutzorganisation «Vier Pfoten» ihr 25-jähriges Bestehen. Im Interview blickt Gründer und Präsident Heli Dungler nicht nur zurück auf ein Vierteljahrhundert leidenschaftlichen Tierschutz. Er schaut auch gleichzeitig nach vorne und ist voller Tatendrang.

Herr Dungler, wie kamen Sie zum Tierschutz?
Mir lagen Tiere immer schon sehr am Herzen. Ich bin mit ihnen aufgewachsen. Im Jahr 1984 fing ich an, Veterinärmedizin zu studieren An der Uni war damals Tierschutz noch kein grosses Thema. Ich erinnere mich an eine Professorin, die sagte: «Der beste Platz für die Legehennen ist im Käfig.» Dann bin ich zu Greenpeace gegangen und habe dort für den Artenschutz gearbeitet. Doch nach zwei Jahren habe ich mich gefragt: Wale, Antarktis - das sind zwar schon wichtige Themen, aber was passiert eigentlich direkt vor unserer Haustür? So bin ich auf Themen wie Nutztierhaltung, Tiertransporte und Pelztierfarmen gekommen.

Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Projekt?
Ja, sehr gut sogar. Begonnen hat alles mit Pelztierfarmen. Darüber wusste damals keiner Bescheid. Ich habe mir einige Zuchtfarmen angeschaut. Es war schlimm zu sehen, was da passiert - dass hochsensible Tiere wie Füchse oder Nerze in ihrem Kot sitzen müssen und das in winzigen Käfigen! Wenn man einmal in einer Pelztierfarm war, ist man danach nicht mehr derselbe Mensch. Dieser Geruch von Angstschweiss und Exkrementen, den wird man nie wieder los. Mir wurde klar: Ich muss etwas unternehmen. Einfach ein Banner malen, mich hinstellen und sagen «Stopp, das ist Tierquälerei!»

Was waren die grössten Erfolge von «Vier Pfoten»?
Wir haben es gemeinsam geschafft, dass die alte Käfighühnerhaltung in ganz Europa verboten wurde, dass immer mehr Länder darüber nachdenken, dass Wildtiere im Zirkus nichts zu suchen haben und nach und nach die Pelztierfarmen verboten werden. Und es ist unser Erfolg, dass es in Bulgarien jetzt keine Tanzbären mehr gibt.

Die Schweiz ist in vielen Tierschutzthemen ein Vorreiter. Inwiefern?
Die Schweiz ist in einigen Bereichen vorbildlich im Sinne des Tierschutzes. Tiere sind seit 2003 vom Objektstatus befreit und gelten nicht mehr als Sache. Zum Beispiel bei der Nutztierhaltung hat sich in der Schweiz in den letzten Jahren einiges getan. Die Haltung von Hennen in Käfigen ist bereits seit Jahrzehnten verboten, die betäubungslose Kastration von Ferkeln seit 2009. Seit 2013 müssen Kälber Zugang zu rohfaserreichem Futter haben. Ein anderes Beispiel aus dem Bereich Heimtiere: Seit 2010 ist eine Tierschutzverordnung in Kraft, die so weit geht wie nirgendwo sonst in der Welt: Meerschweinchen, Kaninchen, Vögel dürfen nicht mehr allein gehalten werden, sondern müssen mindestens einen Partner haben.

Welche Aufgaben warten auf «Vier Pfoten» in der Schweiz?
Das schweizerische Tierschutzgesetz ist nicht in allen Bereichen ausreichend präzise. Defizite bestehen zum Beispiel in der Kaninchenhaltung oder bei der Wildtierhaltung in Zoos. Ausserdem dürfen Pelze und Reptilienleder importiert werden. Damit wird die Produktion einfach ausgelagert, Tierleid besteht aber weiterhin. Ein absolutes Importverbot wäre hier notwendig. Illegal in die Schweiz importierte Welpen sind ein grosses Thema, mit dem wir uns gerade beschäftigen. Auch im Bereich Nutztierhaltung wollen wir noch einiges verbessern. «Vier Pfoten» unterstützt und finanziert derzeit einige wissenschaftliche Projekte zum Thema Verbesserung der Ebermast und Aufzucht von Kälbern. Hierbei ist neben politischen Vorstössen immer auch eine Sensibilisierung der Bevölkerung notwendig.

Ist Tierschutz ein Luxus, den sich eher reiche Gesellschaften leisten können?
Nein, Tierschutz ist kein Luxus. Es gibt sehr viele nicht so reiche Länder, in denen mit Tieren respektvoll umgegangen wird. Wir haben das erlebt nach dem Tsunami in Sri Lanka und auch bei unserer Arbeit in Indien. Dort, wo viele arme Menschen sich kaum etwas leisten können, werden die Tiere als Lebewesen gesehen und behandelt. Auch in vielen osteuropäischen Ländern füttern Menschen, die kaum etwas haben, die Streunerhunde und -katzen, geben ihnen Namen und haben eine enge Bindung zu ihnen. Der Umgang mit Tieren hat nichts mit Geld oder mit Luxus zu tun, er hat etwas zu tun mit persönlicher Einstellung, mit Wertigkeiten, mit Leben und vor allem mit Respekt.

Haben sich im Laufe der letzten 25 Jahre die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für den Tierschutz gewandelt?
Ja. Einerseits haben wir eine Entwicklung in den letzten 20, 25 Jahren, in der Tierschutz wichtiger geworden ist. Andererseits sind die wirtschaftlichen Rahmenfaktoren noch härter geworden. Im Bereich der Nutztiere ist es ein Kampf gegen Windmühlen, etwas für die Masse der Tiere zu verbessern, denn bei mittlerweile 27 EU-Ländern ist es schwer, eine gemeinsame Richtung für mehr Tierschutz zu erwirken. Darum setzen wir auf einzelne Länder, Projekte und Regionen, die Vorreiter im Tierschutz sind und andere mitziehen.

Wie erreicht man nachhaltig etwas für die Tiere?
Da braucht's die richtige Mischung aus Hirn, Herz und Bauch. Man braucht das Hirn, um zu verstehen. Man braucht das Herz für die Begeisterung, für das Feuer etwas anzupacken und man braucht den Bauch, der fühlt, ob das Ganze stimmig ist und funktioniert. Wenn alle drei in der richtigen Balance sind, und man die richtigen Leute im Team hat, dann kann man viel bewegen.

Was zeichnet die Arbeit von «Vier Pfoten» aus?
Wir sind keine radikale Organisation, und wir sind auch nicht immer nur gegen etwas. Wir wollen aufzeigen, was falsch läuft, aber auch Lösungen anbieten und zeigen, wie wir gemeinsam dahin kommen. Unser Tierschutz richtet sich nicht gegen die Menschen. Wir wollen etwas erreichen, das den Tieren und den Menschen dient. Dafür müssen wir die Menschen positiv einbeziehen.

Gibt es Erlebnisse, an die Sie sich besonders gern erinnern?
Ja, da gibt es viele. Besonders bewegend sind für mich die Momente, in denen wir einen Tiger oder Löwen, den wir aus schlimmen Haltungsbedingungen gerettet haben, in unserem Löwenpark Lionsrock in Südafrika aus dem Transportkäfig in sein neues riesiges Gehege lassen. Ich habe das schon oft miterlebt. Wenn ein Tier, das bis dato nur Beton und Gitter kannte, zum ersten Mal die Sonne auf dem Fell und Gras unter den Pfoten spürt, dann ist das unbeschreiblich schön. Das gibt mir die Kraft weiterzukämpfen für die Tiere.

Wird sich in den nächsten Jahren die Einstellung zum Tierschutz ändern?
Ja, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten werden gewisse Werte wieder wichtiger. Fragen kommen auf - nach dem Sinn des Lebens, nach dem Umgang mit Lebewesen, nach dem Umgang mit Schwächeren in der Gesellschaft. Heute beschäftigen sich Philosophen, Wissenschaftler und viele Menschen mit Fragen nach der Zukunft unserer Erde, der Ernährung, der Gesundheit. Eingebettet in dieses breite Umfeld wird der Tierschutz weiter an Bedeutung gewinnen.

Was möchte «Vier Pfoten» in der Zukunft erreichen?
Unser Fokus bleibt Europa, aber wir wollen auch weitere Projekte in anderen Ländern auf- und ausbauen z.B. in Südafrika unseren Lionsrock und in Asien eine Auffangstation für Orang-Utans. Und ich hoffe sehr, dass in einigen Jahrzehnten die Welt für die Tiere besser aussieht, und dass wir Menschen ihnen mehr Verständnis, Respekt und Mitgefühl entgegenbringen.

Peter Linsin (Quelle: news.ch)

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