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Donnerstag, 8. November 2012 / 19:05:43

Wie James Bond M traf

«M erwartet sie.» Da lag auch nicht der Hauch einer Einladung zu einem kleinen Flirt in der Berner Beamtenstimme dieser Vorzimmerdame. Sie hatte auch nicht die geringste Ähnlichkeit mit einer Moneypenny.

Wenn man es genau nahm, hatte sie nicht einmal Ähnlichkeit mit einer Frau. Und selbst wenn, Bond war nicht hier für eine Liebelei. Eher das Gegenteil. Denn gleich würde er «M» gegenübertreten. Dem Vorsteher des Schweizer Nachrichtendienstes. Über der Tür hing ein bünzliges Schild: «Hier muss der Chef noch arbeiten». Etwas, was bünzlige Arbeiter einem bünzligen Chef auf sein bünzliges Firmenjubiläum schenken, konstatierte der geschulte Agent in ihm sofort. M erwartet sie. Bond nahm die Schultern zurück und marschierte mit den rauschenden Bügelfalten seines Brioni-Smokings ins Office.

«Ah, das sind Sie ja endlich, Bond», sagte eine Stimme gut gelaunt. Bond hätte das Männlein hinter seinem Schreibtisch beinahe nicht entdeckt, es war fast nicht zu sehen hinter einem Aktenberg, der geordnet war in zwei Haufen: einen kleineren mit Aufschrift «Gripen: Schlechte Testergebnisse» und einen grossen «Gripen: Noch schlechtere Testergebnisse».
Das Männlein winkte ihn heran und gebot ihm, sich zu setzen. Bond versenkte sich in einen Sessel, während er blitzschnell den Raum scannte. Sein Blick war in jahrelangem Training darauf geschult, auch die kleinste verdächtige Unregelmässigkeit zu erfassen. Eine gewisse Gefahr ging von der Standarte mit Schweizer Fahne aus, mit ihrer Spitze könnte man einen unvorsichtigen Agenten leicht in einen Bratspiess verwandeln. Fotos von Schweizer Soldaten in Kampfeinsätzen, zweifellos gestellt. Und über einem hölzernen Galgen angebracht, eine Sammlung von - Bond musste zweimal hingucken - yes Sir, Kuhglocken. Er hatte in all seinen Jahren der Agententätigkeit mehr als eine Atombombe entschärft und seine Hand an so mancher Glocke gehabt. Aber diese Glocken überstiegen selbst seine Vorstellungskraft. Er konnte nur annehmen, dass sie irgendeinem geheimen Zweck dienten. Sicherlich würde der Vorsteher des Geheimdienstes sein offizielles Büro nicht mit Folklore-Versatzstücken dekorieren. Oder? Andrerseits, das bünzlige Schild ...

M riss ihn aus den Gedanken. «Wie ich in Ihren Referenzen sehe, verraten Sie keine Geheimnisse. Nicht mal unter Folter. Hmm. Ich frage mich, ob Sie für uns nicht überqualifiziert sind.»

Mit gerunzelter Stirn las er weiter: «Gasangriff auf Fort Knox abgewehrt ... - Sie hätte ich gern mal in der Bundesratssitzung dabei, wenns Stunk gibt.» Diesen Gedanken weiterspinnend, wollte er wissen, ob der Bewerber Kenntnisse im Nahkampf mit Frauen vorzuweisen habe. Erst fiel Bond nur die Narbe auf seiner rechten Hand ein, Säureangriff von Blofeld, dann deutete er auf den Schmiss im Schritt, den Goldfingers Laser gezogen hatte. Glücklicherweise fiel ihm noch die Schramme am Kopf ein, zurückzuführen auf die Attacke einer pazifistischen Feministin, die nach einem muffigen Herrenwitz mit einem Schürhaken auf ihn losging. M schien sichtlich erfreut: Damit wäre Bond qualifiziert, ihn an Bundesratssitzungen gegen, sagen wir mal, Übergriffe von handgreiflichen Amtskolleginnen zu schützen.
Das Männlein blätterte in Bonds Bewerbungsdossier. «Aha, mehrfach die Welt gerettet. Wissen Sie, die Welt ist nicht genug. Wir versuchen hier, unseren Ruf zu retten.» Dann legte der M das Dossier zuoberst in die Ablage «Besonders schlechte Testergebnisse des Gripen», worauf der Stapel umkippte wie ein Steuerabkommen.

M räusperte sich und kam zur Sache. «Also im Klartext. Unsere SIK hat Seiler laufen lassen wie Russland eine Pussy. Er klebt mir an der Backe. Freiwillig nimmt der seinen Schlapphut nicht. Das war jetzt metaphorisch gemeint. Wir tragen ja keine Schlapphüte mehr. Früher mal, aber damit fielen wir zu fest auf.»

Es war Bond bereits aufgefallen, dass die Schweizer Geheimagenten überhaupt nicht geheim sind und selbst die Adresse von Bundeshaus Ost problemlos im Telefonbuch zu finden ist. Bond fragte mit dem gebotenen Respekt, was es mit dieser totalen Enttarnung auf sich habe. «Das ist geheim», erklärt M finster. Und fuhr fort, er könne ihn nicht anstellen, solange der Seiler nicht weg sei.

Als Bond demonstrativ die Walther PPK aus seinem im Massanzug gut verborgenen Schulterholster zog, setzte eine prägnante, leicht wiederzuerkennende Melodie ein. Dumm-dududumm-dummdummdumm ... - Doch bevor er noch den Schalldämpfer auf den Lauf schrauben konnte, wehrte M ab: «Nicht doch!» Und auf Bonds verwunderten Gesichtsausdruck: «So machen wir das hier nicht.» Dann klärte er den Engländer auf, dass man in der Schweiz eine andere Auffassung von der «Liquidierung» von Mitarbeitern habe. Diese stehen gemäss OR unter Kündigungsschutz, haben das Anrecht auf Anhörung, können ihren Fall sogar vors Arbeitsgericht bringen. Ein Sozialplan sei auszuhandeln, und unter Umständen habe sich sogar das Bundesgericht mit der Entlassung zu befassen, «fragen Sie nur den Mörgeli». Bond dachte, der Mörgeli stirbt nie.

«Man lebt nur zweimal», widersprach M. Bond blieb dabei: Seine Methode sei  kostensparender. M kam ins Grübeln. «Man müsste es halt wie einen Unfall aussehen lassen... nur wie?» Bond erwähnte die bewährte Methode, einen Spion in einem Säurebad aufzulösen. M verwarf die Idee sogleich: «Unser Job ist schon sauer genug.» In einem Auto in die Schrottpresse stecken? «Bei uns wird der Abfall getrennt, das geht nicht.» Oder ihn vor den Zug schubsen? «Damit 100 000 Pendler zu spät zur Arbeit kommen? Nein.» Und ihn einfach in ein tiefes Loch stecken? «Unmöglich, die Nagra schaut im Moment alle tiefen Löcher an.» Plötzlich schnippte M mit den Fingern. «Ich habs! Wir stecken ihn in einen Gripen-Testflug und lassen ihn abstürzen! Dann kann ich den Preis noch weiter runterdrücken!» Erfreut über seine eigene geniale Boshaftigkeit fügte er an: «Nun brauchen wir nur noch einen originellen Codenamen für den Gripen-Absturz ? Ich weiss! Operation Skyfall!»

Das Männlein schlug nun vor, die neue Zusammenarbeit zu begiessen. Anders als der Chef in London hielt der Schweizer M in der obersten Schublade nicht einen ausgezeichneten Brandy bereit, sondern ein Fässchen Moscht. Doch als auf Bonds Wunsch, den Drink geschüttelt zu servieren, das Gebräu sich schäumend über den Schoss des Chefs ergoss, erklärte man die Zeremonie für beendet.

Ohne weitere Umschweife legte er Bond die Details seiner neuen Anstellung dar. «Wir sammeln Daten von Schweizern.» Bond war überrascht. Ob man nicht besser die Daten von Feinden sammeln sollte? M tippte lächelnd an seinen Kopf, die Geste sollte andeuten, dass da oben viel drinsteckte. «Genau darum habe ich Facebook wieder erlaubt.» Der Vorsteher des Nachrichtendienstes hatte das soziale Netzwerk nämlich im VBS verbieten lassen. «Bis mir klar wurde, dort können wir noch viel mehr Daten über Schweizer sammeln!» Zuallererst aber sei das Leck zu finden, aus dem genau diese Daten wieder aus dem Nachrichtendienst abfliessen.

Bond begann zu verstehen: Die Nachrichtendienstler sammeln ganz einfach Nachrichten, die in Facebook gepostet werden. Nur um dieselben Daten anschlies­send wieder an dieselben Schweizer zurückzuleaken. Ein demokratischer Prozess.

Er wollte gern wissen, ob er seine angestammte Dienstnummer weiter benutzen könnte. Doch M musste ihn enttäuschen: «Diese Nummer ist schon besetzt. Wir sind nämlich schon sieben Bundesräte. Hat auch ein Paar Nullen darunter. Haha!»

Und ob er denn seinen Dienstwagen auf dem reservierten Parkplatz stehen lassen könne? Nun war zur Abwechslung M überrascht. «Es gibt nur einen reservierten Parkplatz, und der ist für mich!» Bond zog das Rollo herunter, um nicht unnötig ein sichtbares Ziel abzugeben, und spähte aus dem Fenster. Neben seinem Aston Martin sah er tatsächlich ein Militärvelo. «Das ist mein Parkplatz!», exchauffierte sich der Chef. Bond entgegnete ruhig, die Vorzimmerdame habe aber doch gesagt ... - «Die Vorzimmerdame? Ich habe gar keine Vorzimmerdame! Ich habe nicht einmal ein Vorzimmer!»
Ein Ruck ging durch Bonds Körper, als seine Muskeln ihn wie von der Sehne geschnellt aus dem Sessel katapultierten und durch eine fast unsichtbare Bewegung die Walther PPK in seiner Faust landete. Er bewegte sich bereits wie ein Panther auf die Bürotür zu, als die prägnante, bekannte Melodie einsetzte. Dumm-dududumm-dummdummdumm ... - M rief ihm nach: «Können Sie die Melodie abschalten, die immer erklingt, wenn Sie was tun?! Hier ist niemand dummdumm! Hier sind alle klugklug!» Er würde an diesem Tag sein ganzes Büro auf versteckte Lautsprecher absuchen lassen und sie tatsächlich in den Kuhglocken finden.

Doch in diesem Augenblick hatte Bond dafür kein Gehör. Als er die Tür aufriss, knallte sie gegen den Kopf der Vorzimmerdame, die gelauscht hatte. Dabei fiel ihr die Perücke vom Kopf. Bond erkannte den Mann hinter dieser Verkleidung sofort von zahlreichen Titelseiten, Fernsehberichten und Facebook-Eintragungen. Es war kein anderer als der geheime Geheimdienstchef. Seiler! «Ihr werdet mir niemals kündigen!», schrie er flüchtend, und seine schrille Stimme hallte durch die Bürogänge, «ich werde euch mit allen Waffen des Arbeitsrechts bekämpfen!» Diese Drohung verfehlte selbst bei einem hartgesottenen Agenten wie James Bond ihre Wirkung nicht. Denn gegen die Anwendung des Arbeitsrechts wirkte das Ultimatum so manchen Supergangsters, die Welt in die Luft zu sprengen, fast mickerig.

Roland Schäfli (Quelle: Nebelspalter)

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