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Papst Benedict XVI: Sieht Homosexuelle als defekt - ist selbst sicher ganz intakt.

 
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Freitag, 5. Oktober 2012 / 08:17:07

Wer ist defekt? Homosexuelle oder der Papst?

Der deutsche Komiker Dirk Bach ist gestorben. Er war offen homosexuell und setzte sich für die rechtliche Gleichstellung und grössere gesellschaftliche Akzeptanz von Homosexuellen ein. Die Hyper-Katholiken von «kreuz.net - katholische nachrichten» berichteten hämisch und im für sie üblichen unmenschlichen Tonfall, dass Bach jetzt endlich in der Hölle schmore.

Der Text selber führte zu viel Entrüstung unter nicht ganz so extrem katholischen Lesern. Die Welle der Empörung in den sozialen Medien war so gross, dass sie rasch auch von den grossen deutschen Newsportalen aufgegriffen wurde.

Die Betreiber von kreuz.net bleiben grösstenteils anonym. Die Server des Angebots stehen an Orten, die hiesiger Strafverfolgung nicht unterstellt sind. Die Texte dort sind oftmals derart krass, dass man immer wieder an Poes Gesetz erinnert wird, welches besagt, dass es ohne eine Markierung durch ein Smiley fast unmöglich ist, eine Parodie fundamentalistischer Aussagen zu verfassen, die dann nicht von jemandem als genuin fundamentalistisch aufgefasst wird. Wenn man kreuz.net-Texte liest, kann man tastsächlich nicht allzu leicht nachvollziehen, dass die Aussagen ernst gemeint sind. Es handelt sich also tatsächlich nicht etwa um Parodien, welche sich über die katholische Ideologie lustig machen, indem sie das überspitzen und unterbieten, was auch im Mainstream-Katholizismus angelegt ist.

Die deutsche Bischofskonferenz sah sich denn auch gezwungen, sich rasch in einer Medienmitteilung von kreuz.net zu distanzieren. In der Mitteilung wird auch erwähnt, dass sich die Webseite unter Beobachtung des Verfassungsschutzes befinde.

Wie redlich ist es nun aber von der Bischofskonferenz, sich von solcherlei hasserfüllten Botschaften zu distanzieren? Ich kaufe es ihr ab, dass sie den Stil und auch grosse Teile des Inhalts bei kreuz.net nicht teilt. Jeder Katholik muss sich jedoch die Frage stellen, ob solcherlei Geringschätzung von Homosexuellen wirklich nicht - wie bisweilen von Knuddelkatholiken behauptet wird - mit der katholischen Doktrin in Übereinstimmung zu bringen sei. Man könne nicht einfach behaupten, dass der Katholizismus etwas gegen Schwule und Lesben habe, höre ich immer wieder. Ich hingegen sage: Doch, das kann man durchaus.

Am 21. September 2012 hat Papst Benedikt XVI. im Schweizersaal seines Anwesens Castel Gandolfo vor hohen Geistlichen aus Frankreich (genau wie kreuz.net) die Bestrebungen der französischen Regierung thematisiert, die sogenannte «Homo-Ehe» zu legalisieren. Er sieht die traditionelle Interpretation der Ehe bedroht von Ideen, welche auf einer Konzeption des menschlichen Wesens beruhen, die sich als defekt («défectueuse») herausgestellt hätten. Ob er nun die Homosexuellen oder die Homo-Ehe als «defekt» ansieht, geht aus der Rede nicht genau hervor. Das Leben und die (traditionelle) Ehe zu verteidigen, sei nicht rückschrittlich, sondern prophetisch. Denn darin könne der Mensch seiner Bestimmung am besten nahe kommen, der Mensch sei ja immerhin als Ebenbild Gottes geschaffen worden. Ich fühlte mich natürlich unweigerlich an seine Äusserungen von Anfang dieses Jahres erinnert, als er in der Homosexualität und deren Akzeptanz in der Zivilgesellschaft eine «Bedrohung für die menschliche Würde und sogar für die Zukunft der Menschheit» sah.

Nun kann man sich das natürlich schön zurechtbiegen, und behaupten, der Papst meine doch gar nicht, was er sage. Fakt bleibt jedoch, dass mit solchen Äusserungen Stimmung gemacht wird. Die Intoleranz steigt, die Verachtung wird durch solche Ideen überhaupt erst möglich. Die intolerante Haltung gegenüber Homosexualität ist freilich in vielen Religionen vorhanden, die Katholiken sind da nicht alleine. Diese religiös gefärbten ablehnenden Gefühle und Einstellungen bieten dann die Grundlage für Gesetze, wie sie beispielsweise die Ukraine demnächst einführen will (nach russischem Vorbild übrigens): Es geht im Gesetz gegen angebliche Schwulenpropaganda und somit den Schutz vor HIV/AIDS. «Werbung für gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen muss verboten werden», hiess es im Parlament. Solche Diskussionen und Vorlagen sind Nährboden für reaktionäre Einstellungen. Und tatsächlich finden in einem solchen kalten und intoleranten gesellschaftlichen Klima regelmässig Übergriffe auf Homosexuelle und Aktivisten für gleiche Rechte statt. Der Staat verbietet dort zudem gerne mal Schwulenparaden und andere freie Meinungsäusserungen. In der Ukraine, in weiten Teilen Afrikas, aber auch in strikt muslimisch ausgerichteten Ländern kann offen gelebte Homosexualität also tödlich sein.

Für mich - und viele andere Humanisten auch - ist die Sache klar: Wen erwachsene Menschen lieben und mit wem sie im gegenseitigen Einverständnis Sexualverkehr haben, ist keine Sache des Staates. Er hat sich aus den Schlafzimmern und dem sexuellen Privatleben seiner Bürger herauszuhalten. Aussagen, dass es für ein Kind besser sei, in einem Waisenhaus aufzuwachsen als bei zwei schwulen Männern oder lesbischen Frauen, erfüllen mich mit Sorge und betrüben mich. Und Äusserungen von CVP-Präsidenten, die Homosexualität mit Kokskonsum vergleichen, zeigen mir doch immer wieder, welche Denkungsart bei den konservativeren Gläubigen denn vorherrscht. Für mich ist es eine Frage des Anstandes, der Toleranz und der Menschlichkeit, dass wir alle Staatsbürger gleich behandeln, sie nicht ob ihres Geschlechtes oder ihrer sexuellen Ausrichtung diskriminieren.

Übrigens: Im neuen Testament ist keine Äusserung des Religionsgründers überliefert, welche sich gegen Homosexualität aussprechen würde. Die Christen müssen für ihre Ablehnung immer wieder andere Traditionen herbeiziehen. Im alten Testament hingegen, wird die Homosexualität ganz klar abgelehnt. Da wird aber auch vorgeschrieben, dass man seinen Nachbarn steinigen soll, wenn er am Sabbat arbeitet, man darf seine Kinder zudem in die Sklaverei verkaufen, hingegen gilt als unrein, wer Schweinehaut berührt. Ich staune immer wieder über die selektive Wahrnehmung der Gläubigen in diesen Dingen.

Die intolerante, homosexuellenfeindliche Einstellung ist nicht nur bei kreuz.net und ähnlichen Fanatikern vorhanden. Dort äussert sie sich nur in klarerer Sprache. In der römisch-katholischen Weltkirche beispielsweise ist diese Einstellung weit verbreitet, obwohl Schätzungen davon ausgehen, dass über 25% des Klerus homosexuell sind. Ich hoffe auf einen Aufstand der Anständigen, ich wünsche mir, dass die Stimmen nicht stumm bleiben, die solche Bigotterie und solche Hassreden auch von Kirchenoberen nicht mehr akzeptieren.

Und den Ewiggestrigen darf man getrost entgegnen: «Ihr mögt keine Homo-Ehe? Dann heiratet halt keinen Menschen eures eigenen Geschlechts!» So einfach ist das.

Valentin Abgottspon (Quelle: news.ch)

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