Demonstrationen gegen radikale Islamisten in Lybien.
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Donnerstag, 27. September 2012 / 13:17:00
Warum Blasphemie gut ist
Seit dem Mohammed-Video sind überall die Glaubensschützer unterwegs und wollen, dass «religiöse Gefühle» künftig wieder besser geschützt werden - notfalls mit Strafen für Blasphemiker. Dieser Weg würde direkt in die Barbarei führen.
Vor allem wird dabei auf die Unruhen in vielen islamischen Ländern hingewiesen. Dass diese - entgegen der sehr selektiven Berichterstattung vieler Medien - in vielen Ländern nur von lächerlichen Minderheiten angezettelt worden waren, ging dabei unter. Dort, wo die Unruhen (speziell in Pakistan) grössere Ausmasse erreicht haben, wurden diese zum Teil von Regierungsmitgliedern angestachelt, welche diese für persönliche Zwecke instrumentalisierten.
Das gleichzeitig in social Media sich viele Muslime über die gewalttätigen Idioten aufregten, wurde gerne verschwiegen. Ebenso wurde nur am Rande von den Demonstrationen gegen Islamisten in Libyen berichtet, ja vom Sturm auf die Stellungen der Radikalen durch die Bürger, die es satt haben, sich von Fremden, die sich wie Afghanen kleiden, schikanieren zu lassen.
Die Salafisten haben ein einziges Ziel: Macht. Natürlich behaupten sie, es ginge nur um Religion. Doch wer anderen seinen Glauben aufzwingt, macht nichts anderes als Macht auszuüben - zudem noch macht, die nicht hinterfragt werden darf.
Sollten nun im Westen neue Blasphemiegesetze (es gibt noch genug alte - in Griechenland wurde eben ein junger Blogger wegen Blasphemie - in Form eines Nudelgerichts auf einer Facebook-Seite! - festgenommen und angeklagt) erlassen werden, hätten eine Minderheit ohne jede demokratische Legitimation gewonnen, mit dem idiotischen Argument, es seien «religiöse Gefühle» verletzt worden.
Die Vermengung von Religion und Macht (dabei zeigen durchaus auch gewisse politische, patriotische und wirtschaftliche Bewegungen religiöse Züge, weil sie einen Zweifel an sich prinzipiell verbieten), führt fast unweigerlich zu Willkür, Ungerechtigkeit und Korruption, wie der Iran zum Beispiel anschaulich demonstriert. Und da ja Gefühle geschützt werden sollen, könnte jeder wegen irgendeiner Aussage eine Klage einreichen, denn Gefühle nehmen bei Religioten schneller Schaden als ein Seidenpapier-Origami-Einhorn in einem Tornado.
Wenn nun Deutschland dem christlichen US-Hassprediger Terry Jones die Einreise verbietet, geschieht dies einzig zum Schutz der Gefühle anderer, islamischer Hassprediger, die intellektuell noch tiefer als Jones unterwegs sind. Dies ist der falsche Weg. Wer die mit Gewaltbereitschaft gepaarte Hypersensibilität religiöser Fanatiker schützt, sorgt einfach dafür, dass diese in ihrem Verhalten bestätigt und noch empfindlicher werden.
Von dem her gibt es zu wenig Blasphemie. Denn nur die Reaktionen machen es überhaupt reizvoll, mit dem Zweihänder auf eine Religion einzudreschen. Und wenn die Behauptung, der Islam sei gewalttätig und intolerant zu Ausschreitungen mit Toten und Todesforderungen gegen alle, die etwas gegen den Islam sagen, führt, dann ist ziemlich schnell klar, wo das Problem liegt, oder? Deshalb: Her mit noch mehr blöden Videos, bis diese einfach ignoriert werden.
Deshalb kann es an die ganzen Salafisten und Wahabiten (und auch an die gegenwärtig weniger sichtbaren christlichen und jüdischen Fundis) nur eine Nachricht geben: Gewöhnt Euch dran, dass ihr nur glaubt, recht zu haben. Wenn es einen Gott gäbe, der sich darum kümmert, hätte er den Server mit dem Mohammed-Video einfach abstürzen lassen und alle Backups mit Koransuren überspielt. Hat er aber nicht. Und an die Regierungen kann es nur die andere Nachricht geben: Gefühle lassen sich nicht schützen, Menschenrechte aber sehr wohl - und das Recht der Meinungsäusserung zu opfern, weil man Schiss hat, ist wohl das letzte, was wir hier brauchen.
Patrik Etschmayer (Quelle: news.ch)
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