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Das Interview mit Microsoft Schweiz CEO Petra Jenner eröffnet die Blogpost Serie «connex.io in talk with», in der Exponenten der ICT-Szene aktuelle Themen auf den Punkt bringen.

 
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Freitag, 11. Mai 2012 / 14:04:09

Microsoft Schweiz CEO Petra Jenner im Roundtable-Interview

Wie prägt die Erfahrung als Startup CEO die Rolle als heutige Top-Managerin, was ist beim Rollout zu bachten und was ist der Unterschied zwischen Kontaktdaten und Kontakt? Petra Jenner, CEO Microsoft Schweiz, im Gespräch mit dem venturelab-Startup connex.io und den Brancheninsidern Nicolas Berg und Reto Hartinger.

connex.io: «Frau Jenner, wie verwalten Sie Ihre Adressen? Machen Sie einen Unterschied zwischen privatem und beruflichem Kontaktmanagement?» Petra Jenner: «Ich verwalte alle Kontakte in einem Outlook Adressbuch, das mit dem CRM des Unternehmens vernüpft ist, und ich verfüge auch noch über zusätzliche private Kontakte, mit denen ich über Social Networks vernetzt bin. Die klassischen Kontaktdaten habe ich alle in Outlook, die ich dann kategorisieren kann. Das ist also ganz basic, nichts Besonderes.» connex.io: «Gehören die geschäftlichen Kontakte der Firma? Oder ist die Verwaltung dieser Daten Privatsache eines jeden Managers?»

Jenner: «Die Daten kann das Unternehmen ja ruhig haben. Aber was nutzt dem Unternehmen der blosse Kontakt? Jeder weiss ja, wer der CEO eines Unternehmens ist. Schön, wenn Sie dann zusätzlich noch die Durchwahl haben. Wenn der Sie aber nicht kennt, wird er Sie trotzdem nicht durchlassen. Das ist für mich der Unterschied zwischen Adresse und ? echtem ? Kontakt.»

Nicolas Berg: «Hier geht es also um Kontaktdaten und persönliche Beziehungen. Erstere hat man ja nicht immer automatisch komplett und griffbereit.»

Jenner: «Deswegen würde ich auch sagen, dass selbst, wenn man die Daten nicht hat, die Beziehung jederzeit aufgebaut werden kann. Die Daten, die Sie haben, haben Sie. Die sind Ihr gutes Recht. Wenn man schlau ist, dann vernetzt man sich früher oder später über Social Networks und besitzt diese dann auch über Outlook des alten Arbeitgebers hinaus. Der Glaube, dass Kontakte nicht transferierbar sind, ist antiquiert.»

Berg: «In vielen Unternehmen hält die Diskussion an, ob Mitarbeiter am Arbeitsplatz Facebook, XING oder LinkedIn verwenden dürfen, um so etwa den Recruiting- oder Salesprozess zu optimieren. Aber, wenn der Mitarbeiter geht, hat er keinen Zugriff mehr auf den Account, wenn dieser auf die berufliche Email lautet und vom Arbeitgeber bezahlt war. Was halten Sie davon?»

Jenner: «Also wir haben diese Policy nicht, bei uns ist das offen. Bei uns kann jeder Social Networks nutzen - wir ermutigen unsere Mitarbeiter sogar dazu, ihre Netzwerke zu pflegen ? die Trennung der Kontakte nach privat und beruflich macht keinen Sinn.»

connex.io: «Könnten Sie sich vorstellen für eine Startup Company zu arbeiten?»

Jenner: «Ja, das kann ich. Falls ich Microsoft einmal verlassen sollte, kann ich mir sehr gut vorstellen, wieder CEO eines Startups zu sein. Das ist wirklich so, ich meine das ernst. Ich bin in meinem tiefsten Herzen eine Unternehmerin und keine Managerin.»

connex.io: «Das führt zur nächsten Frage: Wie könnte eine Startup Company von Ihrer langjährigen Führungserfahrung profitieren?»

Jenner: «Wenn ich jetzt zu viel sage, dann hört sich das so an, als würde ich jetzt bei einem Bewerbungsgespräch sitzen (Gelächter). Es ist natürlich wichtig, welchen professionellen Werdegang jemand gehabt hat. Meiner beispielsweise ist sehr bunt, ich habe in vielen Unternehmen gearbeitet und ich kenne die unterschiedlichen Facetten sowohl aus der IT- als auch aus der New Media Branche. Und: ich habe selbst einmal ein Startup aufgebaut, allerdings nicht mein eigenes. Ich glaube, wenn Sie sämtliche Stufen des Erfolgs und Scheiterns durchlebt haben, dann bringen Sie einen Erfahrungsschatz mit, der für ein Startup sehr wertvoll ist. Es geht um die Erfahrung, die man gemacht hat. Diese Zeit hat mich bis heute geprägt, sodass ich sagen kann: ich liebe den Aufbau mehr als die Maintenance. Das ist meine Passion. Deshalb kann ich mir sehr gut vorstellen, eines Tages wieder für ein Startup zu arbeiten.»

connex.io: «Welches Mindset muss ein Manager oder Startup CEO heute auf jeden Fall mitbringen?»

Jenner: «Ganz klar: Durchhaltefähigkeit. Wenn Sie ein Unternehmen aufbauen, sind Sie voller Enthusiasmus, voller Freude über das, was Sie machen. Aber Sie werden mit Sicherheit irgendwann auf jemanden stossen, der Ihre Arbeit ganz furchtbar findet (Gelächter). Und in dem Moment dürfen Sie nicht frustriert sein. Dann müssen Sie weiter machen, durchhalten. Und überprüfen, ob man einen anderen Weg gehen kann. Das ist etwas, was sehr, sehr wichtig ist. Ich glaube nicht, dass man das in der Corporation lernt. Ich kenne kaum Leute eines Grossunternehmens, die wirklich das Durchhaltevermögen hätten, in einer Startup Company, die etwa in einer schwierigen Phase ist, durchzuhalten. Das sage ich Ihnen ganz offen. Ich habe auch Karrieren gesehen, die beim Übergang von einer Grossfirma zum Startup gescheitert sind.»

connex.io: «Woran ist das meist gelegen?»

Jenner: «Manager sind es gewohnt, eine gewisse Infrastruktur zu haben. Und sie sind es gewohnt, dass andere für sie mitdenken und im Rahmen einer gewissen Struktur operieren. Wenn man weiss, wie es ist, nicht auf grüner Wiese anzufangen und alleine dort steht - ohne eine grosse Marke im Hintergrund - dann ist das schon eine andere Liga. Ich weiss, was das heisst, weil ich diesen Weg gegangen bin. Da können Sie noch so gute Kontakte haben, aber Sie müssen eine sehr gute Story haben, um ihr Produkt verkaufen zu können. Also, das wichtigste sind Widerstandsfähigkeit und Executive Maturity, so nennen wir das bei Microsoft. Die Fähigkeit zu entwickeln, sich auf das Gegenüber einstellen zu können ? unabhängig von der Hierarchiestufe.»

connex.io: «Was macht gute Führung aus?»

Jenner: «Darüber schreibe ich gerade ein Buch. Es geht immer nur um den Menschen, ich kann das einfach nur wiederholen. Es geht am Ende des Tages darum, wie Sie mit Menschen arbeiten, ob es ein Geschäftspartner, Journalist oder Mitarbeiter ist spielt keine Rolle. Und wenn Sie es schaffen, zu einem Menschen eine gute Basis aufzubauen und dann vor allen Dingen auch etwas von ihm fordern können, dann ist das der wichtigste Grundstein für gute Führung. Sie müssen natürlich Ziele definieren, aus der Führungssicht im klassischen Sinne, aber wenn sich die Menschen bei Ihnen verstanden fühlen und gerne mit Ihnen zusammen arbeiten, sind die meisten Menschen intrinsisch motiviert.»

Reto Hartinger: «Ich hätte da noch eine Frage, wenn wir schon einmal eine Frau fragen dürfen: Macht eine Frau denn etwas anders in einer Führungsposition als ein Mann?»

Jenner: «Ich glaube, dass es eine Fähigkeit gibt, die Frauen vielleicht ausgeprägter besitzen: Das ist Empathiefähigkeit. Wobei ich mich hier vorsichtig ausdrücken möchte: ich kenne durchaus den einen oder anderen hochgradig empathischen Mann. Frauen stehen sicherlich eher für Softskills als Männer. Wobei es schwierig ist zu definieren, was Softskills überhaupt sind. Ich würde sagen, es ist die Fähigkeit auch Gefühle zuzulassen und mit Gefühlen zu arbeiten. Das ist für Männer meistens etwas herausfordender als für Frauen und vielleicht der einzige Unterschied. Ich ermutige einfach jeden Manager dazu, den Gefühlen, mit denen man täglich konfrontiert wird, mehr Platz zu geben. Dadurch entstehen Verbindungen. Und Verbindungen sind immer gut, um dann auch später Geschäfte miteinander zu machen.»

Berg: «Grosse Unternehmen haben fixe Abläufe, viele Kunden, Reichweite und Kapital. Also vieles, was Startups auch gerne hätten. Aber grosse Unternehmen haben aus bekannten Gründen auch Schwierigkeiten innovativ zu bleiben. Wie bleibt ein grosses Unternehmen innovativ?»

Jenner: «Ich kann diese Frage nicht pauschal beantworten. Zumal auch zwischen Microsft Schweiz und Microsoft als weltweites Unternehmen unterschieden werden muss. Wir machen hier in der Schweiz ja keine Produktentwicklung. Aber Innovation ist ohnehin nicht gleich Produktentwicklung, sondern sie beinhaltet auch vor allem die Frage, wie ich den jeweiligen Markt erschliesse. Das funktioniert aus meiner Sicht, indem Sie sich sehr diszlipliniert - trotz der in amerikanischen Grossunternehmen vorherrschenden Regelwerken - regelmässigen Brainstromingsessions unterziehen. Und das auf verschiedenen Ebenen tun, quer durch die Hierarchieebenen, um mehr Kreativität zusammen zu bringen.»

connex.io: «Wie halten Sie sich über aktuelle IT-Trends und über neue Influencer der Branche up-to-date?»

Jenner: «IT-Trends interessieren mich eigentlich nur sekundär. Da bin ich ganz offen. Mich interessieren mehr gesellschaftliche Veränderungsprozesse, insbesondere IT-bedingte gesellschaftliche Veränderungen. IT Trends ergeben sich aus dem Veränderungsprozess. Die IT unterstützt den Trend lediglich, normalerweise.»

Berg: «Die Schwierigkeiten, die Startups haben, habt ihr sicher auch: Unternehmen haben ein Produkt, das vermarktet werden soll. Nehmen wir z.B. Foursquare, wo es darum geht, wer an welchem Ort wie oft eingecheckt hat und dafür bekommt man dann einen Orden. Das gefällt einem Amerikaner, aber für einen Schweizer oder Deutschen ist das kindisch und nicht ganz nachvollziehbar. Gibt es da Unterschiede zwischen Deutschland, Schweiz und Österreich, zu denen ihr sagt, das können wir so nicht machen, sondern anders?»

Jenner: «Klar. Es gibt schon Unterschiede. In der Schweiz funktioniert die englische Sprache gut, in Österreich gar nicht und in Deutschland halbe halbe. In Österreich sind Kommunikation und Beziehungen äusserst wichtig. In der Schweiz ist das etwas dezenter der Fall ? hier kann sich sein Netzwerk mit guter Fachexpertise und guten Lösungen rascher aufbauen. In Deutschland ist die Kommunikation schon noch etwas klarer, geradliniger. In diesem Punkt ähneln sich die Schweiz und Deutschland. Aber in Deutschland ist es so, dass Sie nicht so einfach auf hähere Ebenen kommen - in Österreich und in der Schweiz ist das einfacher. Diese beiden Länder sind zugänglicher für Newcomer.»

Hartinger: «Was müsste man machen, um in Deustchland dasselbe zu erreichen?»

Jenner: «In Deutschland brauchen Sie ein mächtiges Zugpferd, damit Sie Geschäfte machen können. Sie müssen zumindest ein oder zwei gute Kontakte zu wichtigen Influencern haben. Als Startup war es in meinem Fall ganz wichtig einer der Top Brands im Online Business zu gewinnen. Die erste Referenz in Deutschland zu bekommen, das ist die grosse Herausforderung. Obwohl ich Deutsche bin, habe ich nie wieder so hart verhandeln müssen wie damals. Die Deutschen und Österreicher sagen eher,?probieren wir`s einmal?, die sind ein wenig pragmatischer. In Deutschland muss man extrem viel Beharrlichkeit haben. Das ist der Unterschied.»

mehr zu den jeweiligen Personen

Petra Jenner leitet seit Oktober 2011 Microsoft Schweiz; zuvor hatte sie zweieinhalb Jahre lang die Microsoft-Niederlassung in Österreich geführt. Jenner bringt über 20 Jahre an Erfahrung in der IT-Branche mit: Sie war unter anderem in leitender Funktion für international agierende Software-Unternehmen in Zentral- und Nordeuropa tätig, etwa Check Point Software, Informix Software, Sybase und Pivotal Corporation.

Das Startup connex.io wurde von dem venture leader Marcus Kuhn gegründet und hat ein Online-Adressbuchtool entwickelt, das Usern hilft Usern ihre Kontakte einfach und intuitiv zu verwalten.

Nicolas Berg ist Partner beim Venturefonds Redalpine, zuvor mehrfacher Gründer und Journalist.

Reto Hartinger ist Gründer der Eventreihe internet-briefing.ch, zuvor Partner von search.ch und Journalist.

th (Quelle: IFJ)

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