Donnerstag, 19. Januar 2012 / 09:47:00
Suche in der Toskana unter Hochdruck
Giglio - Rettungskräfte haben die Suche nach Vermissten an Bord des verunglückten Kreuzfahrtschiffs «Costa Concordia» am Donnerstagmorgen fortgesetzt. Das Schiff habe sich inzwischen stabilisiert, sagte ein Sprecher der Küstenwache.
Die Suche nach den mindestens 21 Vermissten war am Mittwoch aus Sicherheitsgründen für einen Tag unterbrochen worden, nachdem sich das Schiff bewegt hatte. Seit dem Unglück am Freitag vor einer Woche wurden elf Tote geborgen.
Weil schlechteres Wetter aufzieht, ist die Suche ein Wettlauf gegen die Zeit. Für den Verlauf des Donnerstags wurde hoher Wellengang vorhergesagt, was die Bergungsarbeiten gefährden könnte.
«Das Schiff liegt weiter in unsicherer Lage in einer Untiefe», erklärte Luca Cari von den Rettungsmannschaften. Die Taucher müssten deshalb vorsichtig vorgehen. «Jede Verlagerung würde Gefahr bedeuten, und wir müssten die Operationen erneut einstellen.»
Unterdessen ist der unter Hausarrest stehende Kapitän Francesco Schettino daheim von Freunden verteidigt worden. «Nicht aufgeben, Kapitän», stand auf einem Begrüssungsplakat für den 52-jährigen, wie Aufnahmen aus dem Neapel-Stadtteil Meta di Sorrento zeigten. Schettino wird unter anderem der mehrfachen fahrlässigen Tötung und der Havarie beschuldigt.
Langwieriges Öl-Abpumpen
Das 290 Meter lange Schiff mit mehr als 4200 Menschen an Bord hatte am Freitagabend nach der Kursänderung des Kapitäns einen Felsen vor der Insel Giglio gerammt und war leckgeschlagen. Das Schiff liegt derzeit in starker Schräglage vor der Insel.
Das Abpumpen von Öl aus den Tanks des Schiffs wird voraussichtlich mehrere Wochen dauern. Nach Angaben der Reederei sollen mindestens 1900 Tonnen Treibstoff an Bord sein, darunter Schweröl, sagte eine Sprecherin des Havariekommandos in Cuxhaven.
«Schweröl ist wie dicker, zähflüssiger Honig. Um es abzupumpen, muss es erst auf 45 bis 50 Grad erwärmt werden.» Die 21 Tanks der «Costa Concordia» können 2400 Tonnen Treibstoff aufnehmen.
Der Umweltverband Legambiente sprach schon von bedeutenden Schäden für die Natur vor der toskanischen Insel Giglio als Folge der Lösungsmittel, Schmieröle, Lacke und Reinigungsmittel an Bord. Die Unglücksstelle liegt mitten im Pelagos-Meeresschutzgebiet. Das ist das wichtigste Walschutzgebiet im Mittelmeer.
bert (Quelle: sda)
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