Freitag, 16. September 2011 / 19:21:00
Londoner Gericht klagt UBS-Banker an
London - Im Skandal um den milliardenschweren Handelsverlust bei der UBS ist der angeblich allein verantwortliche Investmentbanker am Freitag in London formell angeklagt worden. Die Polizei wirft dem 31-Jährigen Betrug in Höhe von rund 1,8 Mrd. Franken vor.
Das zuständige Londoner Gericht entschied, der Banker müsse zunächst bis zum 22. September in Polizeihaft bleiben. Dann soll es eine weitere Anhörung vor Gericht geben. Nach Augenzeugenberichten brach der Diplomatensohn aus Ghana auf der Anklagebank in Tränen aus.
Der Händler habe seine Position missbraucht und falsche Buchführung begangen, teilte die Polizei der City of London mit. Die Anklage umfasst ferner zwei Fälle von Bilanzfälschung. Einer davon stammt bereits aus dem Jahr 2008.
Der Investmentbanker war in der Nacht auf Donnerstag in der Londoner City in Polizeigewahrsam genommen worden. Er soll die Bank nach BBC-Angaben selbst auf die Probleme aufmerksam gemacht haben und nicht von der internen Kontrolle entdeckt worden sein. Die UBS äusserte sich dazu nicht.
Die Grossbank hatte am Donnerstag überraschend mitgeteilt, dass durch unerlaubte Handelsgeschäfte eines ihrer Investmentbanker ein Verlust von geschätzt rund zwei Milliarden Dollar entstanden sei. Die UBS selbst hält deshalb ein Abrutschen in die Verlustzone im dritten Quartal für möglich.
Zweifel an Einzeltätertheorie
Verschiedene Bankexperten äusserten Zweifel an der Theorie, dass ein einzelner Händler allein einen Milliardenschaden habe verursachen können. «So ein Verlust kann eigentlich gar nicht entstehen», sagte Bastian Ohta von der Bank Unicredit, der wie der beschuldigte UBS-Banker im Handel mit börsennotierten Indexfonds (ETFs) tätig ist.
Normalerweise beliefen sich die durchschnittlichen Ordergrössen nur auf etwa 50 bis 300 Mio. Euro. Ausserdem sicherten die Händler ihre Risiken täglich ab, sagte Ohta.
«Am wahrscheinlichsten ist, dass es bei Devisengeschäften passiert ist», sagt ein Londoner Händler, der nicht namentlich genannt werden mochte.
FINMA und britische Finanzaufsicht starten Untersuchung
Die Eidg. Finanzmarktaufsicht FINMA startet gemeinsam mit der Finanzmarktaufsicht von Grossbritannien, der Financial Services Authority (FSA), eine umfassende, unabhängige Untersuchung zu den Ereignissen rund um die Handelsverluste bei der UBS in London.
Mit der Untersuchung werde ein aussenstehendes Unternehmen beauftragt, das komplett unabhängig von der UBS sei, teilte die FINMA am Freitagabend mit.
dyn (Quelle: sda)
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