Donnerstag, 1. September 2011 / 16:10:00
Viele Fischarten im Murtensee verschwunden
Dübendorf/Murten - In den letzten 150 Jahren sind über ein Drittel aller Fischarten aus dem Murtensee verschwunden. Vor allem kälteliebende Arten finden keine Lebensräume mehr, wie eine Studie unter der Leitung des Wasserforschungsinstituts Eawag und des Naturhistorischen Museums Bern zeigt.
Die Ergebnisse der Fischinventarisierung im Murtensee seien ernüchternd, teilte die Eawag am Donnerstag mit. Über ein Drittel der von J. Gugelhard im Jahr 1840 beschriebenen Fischarten sind verschwunden. Ausgestorben seien vor allem Kaltwasserfische, sagte Projektleiter Ole Seehausen von der Eawag und der Universität Bern auf Anfrage.
Dazu zählten Felchen, Saiblinge oder die Trüsche. Diese Arten sind auf Lebensräume im tiefen, kalten Wasser angewiesen. Doch weil es heute zu viele Nährstoffe in dem See habe, fehle ab einer Tiefe von 20 Metern der Sauerstoff, der den Fischen dort das Überleben ermöglichen würde.
Italienische «Einwanderer»
Auch andere Lebensräume im Murtensee haben abgenommen. Fast 30 Prozent der Seeufer zum Beispiel sind heute künstlich und verbaut. Zudem zeigte die Untersuchung, wie sich die Fischerei auf die Artenzusammensetzung und die Struktur der Fischpopulationen im Murtensee auswirkt.
Fischer fangen viele Zander, Hechte und Welse, aber wenige Karpfenartige und Kleinfischarten. Das führt beispielsweise dazu, dass vom stark befischten Zander viele Jungtiere im Murtensee schwimmen, aber relativ wenig Ausgewachsene. Eine standardisierte Erhebung ergebe also ein anderes Bild als die bisher erhobenen Fangzahlen, schreibt die Eawag.
Die Forscher fanden aber auch Fische, deren Vorkommen im Murtensee bislang unbekannt war: zum Beispiel die italienischen Arten der Rotfeder und des Steinbeissers. Diese Arten seien eigentlich südlich der Alpen daheim, sagte Seehausen. Wie sie in den Murtensee gelangten, sei nicht klar. Vielleicht seien sie eingeschleppt worden.
Zum ersten Mal ging den Wissenschaftlern zudem ein Giebel im Murtensee ins Netz. Das sei aber weiter nicht überraschend, sagte Seehausen. Der ursprünglich in Norddeutschland und um die Ostsee verbreitete Giebel, auch Silberkarausche genannt, habe sich in letzter Zeit stark ausgebreitet.
dyn (Quelle: sda)
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