Mittwoch, 29. Juni 2011 / 16:00:45
Flucht des Vergewaltigers hat ein administratives Nachspiel
Neuenburg - Der Fall des am Montag geflohenen Straftäters hat eine Untersuchung in Neuenburg zur Folge. Das kündigte der Neuenburger Justizdirektor Jean Studer an. Er versprach am Mittwoch an einer Medienkonferenz «vollkommene Transparenz».
Er sei ob der Flucht des Straftäters sehr beunruhigt, sagte Studer. Der entflohene 64-jährige Mörder und Vergewaltiger war am Donnerstagnachmittag weiterhin auf der Flucht.
Die Strafanstalt Bellevue in Gorgier NE habe die Berner Behörden am vergangenen Freitag über den begleiteten Freigang des Mannes am darauffolgenden Montag informiert, sagte Studer weiter. Die Information sei erfolgt, weil der Straftäter der Verantwortlichkeit des Kantons Bern unterstehe.
Es war bereits der vierte Freigang des Mannes zwischen Dezember 2010 und Juni 2011. Die ersten drei begleiteten Freigänge verliefen problemlos. Der Mann war seit mehreren Jahren nicht mehr auffällig gewesen.
Ohne Handschellen im Freigang
Wie die Freigänge konkret organisiert werden, ist laut Studer im Westschweizer Polizeikonkordat festgehalten. Darin steht etwa, dass der Häftling beim Ausgang keine Handschellen trägt und die Bewacher unbewaffnet sind. Nicht klar ist laut Studer nun, ob der Kanton Bern, der einem anderen Konkordat angehört, dies wusste.
Unklar ist zudem, warum die Berner Behörden, die im Vorfeld auf die Gefährlichkeit des Mannen hingewiesen und sich anfänglich auch gegen die von der Neuenburger Strafanstalt vorgeschlagenen sechs Freigänge pro Jahr gestellt hatten, später dann doch einige begleitete Ausgänge guthiessen. Nun müsse abgeklärt werden, was konkret schiefgelaufen sei, sagte der Justizdirektor.
Bei Straftätern, die nicht lebenslang, sondern auf unbestimmte Zeit verwahrt sind, sind solche begleiteten Ausgänge durchaus normal. Dabei solle festgestellt werden, welche Fortschritte sie machten, erklärte Valérie Gianoli, Chefin der Neuenburger Strafvollzugsbehörden.
Ausgerechnet bei solch einem Freigang türmte der Straftäter am Montag, indem er seine beiden Bewacher mit einem Schneideinstrument bedrohte und einen davon, eine Frau, leicht verletzte.
Der Mann ist immer noch auf der Flucht. Die Suche wird fortgesetzt. Daran beteiligt sind die Neuenburger und die Waadtländer Kantonspolizei, die Armee und das Grenzwachtkorps. Unterstützt werden sie von der französischen Polizei.
bert (Quelle: sda)
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