Dienstag, 14. Juni 2011 / 13:53:00
China bekommt die Inflation nicht in den Griff
Peking/Neu-Ulm - Die kaum zu bändigende Inflation bringt Chinas Machthaber immer stärker unter Zugzwang. Allein im Mai zogen die Verbraucherpreise im Schnitt um 5,5 Prozent an. Das ist das grösste Plus seit zweieinhalb Jahren. Da sich vor allem Lebensmittel immer stärker verteuern, wächst nun die Angst vor sozialen Unruhen.
Das einstige Regierungsziel von vier Prozent Teuerung für das gesamte Jahr scheint in weite Ferne zu rücken, belegen die Daten des Statistikamtes.
«Trotz der verhältnismässig hohen Inflation hat die Regierung die Lage derzeit noch im Griff. Zinsanhebungen und Erhöhungen der Mindestreservesätze für Geschäftsbanken sind kleinere Massnahmen. Würde die Regierung tatsächlich soziale Unruhen befürchten, hätte man bereits zu radikaleren Mitteln wie Preisstopps zum Beispiel für Grundnahrungsmittel gegriffen», sagt Ulrike Reisach, China-Expertin und Alumnibeauftragte der Fakultät Informationsmanagement an der Hochschule Neu-Ulm, auf Nachfrage von pressetext.
Angaben der Pekinger Statistikbehörde nach kletterten die Kosten für Lebensmittel um 11,7 Prozent in die Höhe. Neben Dürre und andere Naturkatastrophen sei auch eine zunehmende Nachfragesituation für diese Entwicklung verantwortlich. Auch wenn die Preissteigerungen für viele ärmere Familien zu einem ernsthaften Problem werden, da diese bereits die Hälfte des Einkommens für Lebensmittel ausgeben, reagieren die wohlhabenden Schichten gelassen. Seit Oktober vergangenen Jahres hat die Regierung bereits viermal die Zinsen angehoben.
13,4 Prozent Plus bei Industrieproduktion
Am heutigen Dienstag hat die Parteispitze erneut die Geldpolitik gestrafft und die geforderten Mindestreserven für Geschäftsbanken um 0,5 Punkte auf nunmehr 21,5 Prozent erhöht. Dieser Schritt, der seit Jahresbeginn bereits zum fünften Mal durchgeführt wurde, soll die verfügbare Geldmenge auf den Märkten reduzieren. Trotz des Inflationsanstiegs erlebt Chinas Wirtschaft derzeit einen wahren Boom. So legte die Industrieproduktion im Vergleich zum Vorjahr um 13,3 Prozent zu. Schon im April war die Industrieproduktion um 13,4 Prozent angestiegen.
Laut Reisach sind mit der immensen Verschuldung der USA die Bedingungen derzeit gut, um sich gegen die Dollarbindung zu entscheiden. Nicht zuletzt auch wegen der Konjunkturdaten der Volksrepublik, auf die Märkte heute weltweit erleichtert reagiert haben. Denn das Tempo des Wirtschaftswachstums hat sich in China langsamer als befürchtet abgeschwächt. Um fast 1,1 Prozent im Plus schloss der japanische Nikkei im Plus fest bei 9.547 Punkten. Ebenfalls Gewinne gab es in Singapur, Taiwan, Südkorea, Australien, Shanghai und China.
dyn (Quelle: pte)
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