Dienstag, 14. Juni 2011 / 09:41:00
Energiewende und Klimaschutz sind kein Widerspruch
Der Bundesrat will allmählich aus der Atomenergie aussteigen und die fünf Kernkraftwerke der Schweiz nicht mehr erneuern. Bis 2020, dem nächsten Meilenstein der Klimapolitik, soll demnach die älteste Anlage in Beznau stillgelegt werden. Diese Leistung von 365 Megawatt muss entweder eingespart oder anderweitig bereitgestellt werden.
Daraus ergeben sich zwei scheinbare Widersprüche zwischen Klimapolitik und Stromversorgung: (1) Viele CO2-senkenden Massnahmen ersetzen fossile Energie durch Strom, so zum Beispiel Wärmepumpen (statt Öl- oder Gasheizungen) oder Elektroautos (statt Benzinautos). (2) Werden AKWs durch fossil-thermische Anlagen wie zum Beispiel Gaskraftwerke abgelöst, wird mehr CO2 emittiert. Dieses muss andernorts eingespart werden.
Statt CO2 und Kilowattstunden gegeneinander auszuspielen, sind nun vor allem gleich gerichtete Massnahmen gefragt: Solaranlagen für die Warmwasseraufbereitung können sowohl Elektroboiler als auch Öl ersetzen. Wärmepumpen nutzen die Umgebungswärme und sind trotz Stromverbrauch eine bessere Alternative - sei es zu den 240'000 Elektroheizungen in der Schweiz, die im Winter die 1.5-fache Strommenge des AKW Mühleberg fressen, oder zu den 840'000 Ölheizungen.
Wichtigste Massnahme: Gebäude sanieren
Vorrang hat jedoch die verbesserte Wärmedämmung. Die Hälfte des Schweizer Gebäudeparks ist sanierungsbedürftig. Nicht nur schlecht isolierte, sondern auch unnötig beheizte Häuser verschwenden Energie. Gebäudetechnik könnte dafür sorgen, dass die Raumwärme besser reguliert und an die Gewohnheiten der Bewohner angepasst wird.
Neue Klimagesetzgebung wichtiger denn je
Das CO2-Gesetz gibt wichtige Impulse, um den CO2-Ausstoss und Energieverbrauch zu senken; unter anderem über das Gebäudeprogramm, das die Wirkung der CO2-Lenkungsabgabe verstärkt, sowie über technische Vorschriften bei Gebäuden und Personenwagen.
Der Zubau von Gaskraftwerken würde das Erreichen der Klimaziele nicht unmöglich machen, sondern zusätzliche Investitionen in CO2-mindernde Massnahmen auslösen. Kraftwerkbetreiber werden nämlich zur vollumfänglichen Kompensation ihrer Emissionen verpflichtet. Sie helfen somit dabei, den langfristig unabdingbaren Umbau der Infrastruktur voranzutreiben.
Gastautorin Andrea Burkhardt (Quelle: ETH-Zukunftsblog)
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