«Lieber nur eine Sache, die aber richtig.»

«Daniel, du hattest bei deinem Unternehmerschmiede-Workshop fürs Online-Marketing gestern Abend volle Hütte. Was beschäftigte die Besucher am meisten?»

Daniel Niklaus: «Google ist der Dauerbrenner. Alles was die eigene Homepage nach oben bringt, ist interessant. Social Media mit Facebook & Co. hat aber massiv aufgeholt. Die Leute wollen wissen, ob Facebook für ein KMU Unternehmen geeignet ist und ob sie sich einen eigenen Twitter-Account zulegen müssen. Die übliche Antwort darauf lautet ja und nein. Ohne eine klare Idee, für was die Facebook Seite eingesetzt wird, wird natürlich nichts daraus. Auch bei einer Facebook Seite gilt - machen Sie sich klar, was Sie erreichen wollen. Am Ende gab es von mir den Tipp: Ja, erstellt eine Unternehmensseite bei Facebook, meldet euch bei Twitter an und macht mit. Schaut was die Mitbewerber machen und lasst euch auf Social Media ein. Dann findet ihr Ideen für das eigene Unternehmen und bekommt eine Vorstellung davon, was euer Ziel sein kann. Denn richtig gemacht, bietet Social Media ein unglaubliches Potential.»

«Wonach besteht nach deiner Sicht bei den meisten Jungunternehmen und KMU am meisten Handlungsbedarf, ohne dass sie es vielleicht wahr haben wollen?»

Daniel Niklaus: «Die grösste Stärke ist gleichzeitig auch oft die grösste Schwäche. Viele die sich selbständig machen haben den Mut, eine grosse Portion Pioniergeist und den nötigen Enthusiasmus. Dabei vergisst man aber oft die kleinen Dinge. Man kümmert sich nicht so gerne um Administratives und findet Planungen überhaupt mühselig. Diese Details können aber über Erfolg oder Misserfolg entscheiden.»

«Wie oft braucht die eigene Webseite eigentlich ein Redesign?»

Daniel Niklaus: «Auch Websites unterliegen der Mode. Was vor sieben Jahren noch toll aussah, wirkt heute oft altbacken. Und wer will schon schönen Schmuck, feine Bäckereiartikel oder ein professionelles Coaching auf einer unprofessionellen Website bestellen? Die Faustregel lautet: alle vier Jahre sollte man seine eigene Website auf den Prüfstand legen.»

«Marketing im Internet soll meistens auch neue Kunden gewinnen. Die Massnahmen sind dabei grenzenlos: Banner, Newsletter, Suchmaschinenmarketing, Affiliate,. Dazu kommen immer wieder neue Namen auf: Target, Viral, Guerilla, Trojanisches Marketing,. Wo muss ein Unternehmer ansetzen?»

Daniel Niklaus: «Zuerst, keine Panik. Nur weil wir in der Computerwelt immer wieder neue Begriffe erfinden, heisst das noch lange nicht, dass Sie jeden Trend hinterherhecheln müssen. Wichtig ist, dass Sie sich eine klare Strategie zulegen. Was wollen Sie, zu welchen Kosten und wer wird diese umsetzen. Überlegen Sie sich, wie viel Sie selbst können müssen und wo Sie den Speziallisten hinzu ziehen oder einen Mitarbeiter aufbauen. Packen Sie auch nicht zu viele Sachen an. Ein Newsletter alleine kann schon richtig viel Zeit in Anspruch nehmen. Lieber nur eine Sache, die aber dann richtig.»

«Als wahrer Schweizer Internetpionier - wo geht es in Zukunft hin?»

Daniel Niklaus: «Wir erlebten soeben eine Revolution der Geräte. Das Internet ist heute immer und überall mit dabei. Wenn ich einen TV-Apparat im Media Markt kaufen will, schaue ich mir vor Ort drei Geräte an, ziehe das iPhone heraus surfe vor dem Kauf im Laden zu testberichte.de und gucke mir die Bewertungen an. Gleichzeitig ist damit auch noch der Preis verglichen. Für Anbieter gibt es eine unglaubliche Transparenz. Sie müssen lernen, damit umzugehen. Ich kaufe heute kein Buch mehr, das eine schlechte Rezension bei Amazon hat und buche auch kein Hotel mehr, das auf holidaycheck.ch mies bewertet ist. Dazu bringt auch das iPad viel Bewegung in den Markt. Der klassische Computer wird immer unwichtiger. Für einen Kunden erstellen wir aktuell eine Kassenlösung mit umfangreicher Terminverwaltung auf dem iPad. Das Personal bekommt keine Computer mehr zu sehen. Wir gehen völlig neue Wege, wie die Software erstellt wird. Wer früher Angst vor dem Computer hatte, verliert diese immer mehr, weil auch komplizierte Programme in Zukunft so einfach zu bedienen sind wie Websites. Hier tun sich enorme Möglichkeiten auf.»

«Bei allen Social-Media-Aktivitäten heisst es am Ende - immer authentisch bleiben. Hast du dafür ein passendes (Negativ-)Beispiel?»

Daniel Niklaus: «Die Negativ-Beispiele vergesse ich lieber und ziehe Lieber die guten vor. Heute hatten wir im Onlinekurs ein tolles Beispiel: Rahel Stössel, eine junge Informatikerin aus Dübendorf baut sich ihr zweites Standbein mit Muffins und Schokoladenkuchen backen auf. Ihr Online Auftritt hat mich richtig begeistert. Sie hat eine Homepage, bloggt, twittert, ist auf Facebook präsent und nutzt auch sonstige Onlinemöglichkeiten wie einen Flickr-Stream für Fotos. Ihren gesamten Kundenstamm baute sie einzig durch Social Media auf. Sie ist ein tolles Beispiel, wie man authentisch im Netz auftritt.»

«Die Schweiz misst sich gerne und steht meistens sehr gut da. Wo siehst du sie beim Online-Marketing im Vergleich zu Europa oder der Welt?»

Daniel Niklaus: «Peinlich rückständig. Die Schweizer Marketer leben noch im letzten Jahrtausend. Obwohl die Leute heute ihre News auf spiegel.de und 20min.ch lesen, sich für ihre Krankenkasse bei comparis.ch informieren und Ferien im Internet buchen, ist der Anteil an Onlinewerbung vom gesamten Werbekuchen bei lächerlichen 6%. Dagegen geben die Schweizer Marketingleute immer noch mehr als die Hälfte ihres Budgets für Printwerbung aus. KMU haben längst verstanden, wo die Musik spielt und buchen Adwords, versenden E-Mails und kümmern sich um Social Media. Die Grossfirmen und viele Werbeagenturen dagegen noch nicht.»

«Du hast dich schon mit 21 Jahren selbständig gemacht und hattest «gleich haufenweise Ideen im Kopf» (siehe Blick-Artikel von 1993). Was hast du aus deiner bisherigen (Jung-)Unternehmerkarriere gelernt? Was ist das Wichtigste?»

Daniel Niklaus: «Ich machte mich mit knapp 20 selbständig, der Blick-Artikel kam später ;-) Ideen habe ich heute noch haufenweise im Kopf. Es ist wohl mein Schicksal, dass ich dagegen kämpfen muss, nicht zu viele Dinge gleichzeitig anzupacken. Das Wichtigste? Unternehmertypen sind sehr unterschiedlich. Was für mich richtig ist, kann für einen anderen völlig irrelevant sein. Schaue ich mir aber die erfolgreichen Beispiele an, sticht für mich eines heraus: Einzelnasen kommen immer nur bis zu einem gewissen Punkt. Meistens sind es teamgeführte Startups, die ein starkes und schnelles Wachstum meistern. Ist man alleine, wird es ab einer gewissen Grösse schwierig. Oft hat man in einem speziellen Bereich seine Stärke. Zum Beispiel im Marketing/Verkauf und vernachlässigt dann dafür die Abwicklung. Teams gleichen sich da eher aus. Der eine ist nach aussen orientiert, während der andere nach innen für einen reibungslosen Ablauf sorgen kann.»

«Auf unserer Facebook-Seite gibt es ab sofort jeden Tag ein anregendes Unternehmerzitat. Welches Zitat von Dani Niklaus wird in die Geschichte eingehen?»

Daniel Niklaus: «Mensch bleibt Mensch - ob mit oder ohne Internet.»

«Wir sagen herzlichen Dank für deine Antworten Daniel und wünschen, dass der Ideenhaufen in deinem Kopf nie kleiner wird.»

Mehr über die Unternehmerschmiede: Praxis pur

Einzigartig an den fünf verschiedenen Ausbildungsmodulen der Unternehmerschmiede ist der hohe Praxisbezug - hier werden keine Theoriestunden nur abgesessen! In einem motivierenden Umfeld erhält man in den Gebieten Firmenstart, Businessplan, Finanzen, Online-Marketing und Verkauf wertvolle Inputs und Tipps von Experten oder anderen Teilnehmenden, die eins zu eins umgesetzt werden können. Die Kurse dauern jeweils drei Stunden und finden abends statt - und das alles zu einem attraktiven Preis. Das Einsteigermodul «Fit für den Firmenstart» ist kostenlos.

Mehr über Netlive

Die Netlive IT AG gehört mit ihrem Unternehmensleiter Daniel Niklaus zu den Pionieren des Schweizer Internets. Gestartet 1995 als Einmannunternehmen in Teufen AR, machte sich die Netlive IT AG schnell einen Namen an der Spitze der Schweizer Internetszene. Über 500 Internetprojekte setzte die Netlive IT AG in den letzten 14 Jahren für die Crème de la crème der Schweizer Wirtschaft um, wie z.B. für Credit Suisse, das Schweizer Fernsehen, Néstle oder die SBB. Aber auch viele kleine Unternehmen, wie der lokale Handwerker mit seiner Website oder das Reisebüro mit Onlineverkauf und Web-Auftragsabwicklung gehören zu den Kunden der Netlive IT AG.

2003 gab sich die Netlive IT AG eine neue strategische Ausrichtung: die Verbindung von Webseiten und Geschäftsprozesse als Onlinesoftware für Kleinunternehmen bis 25 Mitarbeiter. Dazu wurde die Entwicklungsplattform DEMANDIT erstellt, auf der heute über 200 Webprojekte erfolgreich laufen. Basierend auf DEMANDIT entstand www.Business-Cockpit.ch, auf der Dienstleister für 100 Franken im Monat Webseite, Newslettertool, E-Shop sowie über einen passwortgeschützten Bereich für ihre Kunden-, Projektverwaltung, CRM und Faktura in einem erhalten. Dazu liefert Netlive IT wichtiges Know-how rund um Webseiten, CRM und Online-Marketing.

th (Quelle: IFJ)

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