Samstag, 26. März 2011 / 11:46:45
Samuel Schmid warnt vor dem Ende der Konkordanz
Sempach LU - Alt Bundesrat Samuel Schmid hat vor den Delegierten der schweizerischen BDP in Sempach LU vor dem Ende des Konkordanzsystems gewarnt. Dieses Erfolgsrezept der Schweiz ist seiner Ansicht nach durch die polarisierende neue Politkultur ernsthaft gefährdet.
Echt schweizerische Qualitäten wie Besonnenheit, Augenmass, Ausgleich, Respekt, Bescheidenheit und Zuhören seien in den letzten Jahre negativ belegt worden, sagte Schmid laut Redetext. Unser Land aber sei ein Produkt gerade dieser Attribute.
Sie vertrügen sich schlecht mit dem neuen Politstil der Provokation, der Diffamierung, der Arroganz und des Klotzens mit Geld. Es heisse, man müsse provozieren, um etwas zu erreichen. «Wir erbärmlich muss eine solche Gesellschaft sein», meinte der Redner, fügte aber an, das er seine Schweiz nicht so erlebe.
Gegen Skandalbewirtschaftung
Schmid sprach vor den Delegierten der Bürgerlich-Demokratischen Partei engagiert gegen die «Strategie der Skandalbewirtschaftung» und den Versuch, mit der Verketzerung der so genannten «Classe politique» einen Keil in die Gesellschaft zu treiben.
Dafür verteidigte der alt Bundesrat den Kompromiss, die politische Mitte und eine «Koalition der Vernunft» als eine Absage an die Extreme. Konkordanz erlaube durchaus Disput, setze aber auch eine Kultur der Streitbeilegung und Konsensbereitschaft voraus.
Für Schmid ist die Konkordanz das seit langem praktizierte Erfolgsrezept der Schweiz. Seine Früchte seien Stabilität, Berechenbarkeit, Arbeitsfriede, Generationenvertrag, Chancengleichheit in einer sozialen Marktwirtschaft und einem liberalen Rechtsstaat.
Keine Pirouette nach Japan
Vor Schmid präsentierte BDP-Präsident Hans Grunder seine Partei als eine Kraft für «neue Denkansätze für eine moderne bürgerliche Politik». Die BDP vereinige konservative, traditionelle Werte mit ökologischer und liberalen Offenheit und baue mit einer lösungsorientierten Politik immer wieder Brücken.
Entschieden wehrte sich Grunder gegen den Vorwurf, die BDP habe nach der Katastrophe in Japan eine Pirouette gemacht. Sie sei eben in der Lage, aufgrund neuer Situationen Lehren zu ziehen und die nötigen Entscheide zu fällen. Im übrigen habe die BDP bereits vor Monaten den mittel- bis langfristigen Ausstieg aus der Atomenergie als Ziel formuliert.
asu (Quelle: sda)
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