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Montag, 14. März 2011 / 14:53:42

Salz und Pfeffer – nur mit Bewilligung

An dieser Stelle wäre eine Reportage fällig gewesen darüber, wie der chinesische Durchschnitts-Bürger beziehungsweise die Pekinger Durchschnitts-Bürgerin Renmin Dai Biao Da Hui, das grosse, jährliche PowWow der rund 3'000 Kongress-Delegierten bewertet.

Seit 2008 konnten ausländische Reporter ohne Probleme und vor allem ohne vorherige Bewilligung während des Nationalen Volkskongresse (Parlament) auf offener Strasse oder anderswo Laobaixing, den ganz normalen Bürger, befragen. Dass deren Meinung nicht ganz parallel zu den grossen Reden in der Grossen Halle des Volkes verliefen, versteht sich von selbst. Allerdings war es auch nicht so, dass die Regierung gerüffelt und die Partei verflucht worden wäre. Meist hielt sich die Kritik im Rahmen des alltäglichen, zuweilen beschwerlichen Lebens. Immerhin, es ist das Salz und Pfeffer zum offiziell Verlautbarten.

Im Jahre 2011 – dem Beginn des elften Fünfjahresplans, der so eloquent und kompetent von Premier Wen Jiabao dem Kongress und der Nation unterbreitet worden ist – ist alles anders. Für Auslandsjournalisten wäre ein bürokratischer Hürdenlauf Tage vor den Strassen-Interviews nötig. Die Regeln seien nicht geändert worden, hiess es offiziell, nur neu interpretiert. Mit andern Worten: A ist plötzlich aus heiterem Himmel nicht mehr A, sondern wird als B interpretiert. Aha, so ist das!

In der nächsten Umgebung der Wohnung im Zentrum der chinesischen Hauptstadt wagte ich, weil mit den Örtlichkeiten bestens vertraut, dennoch einen Versuch. Aber Oha-lätz! Noch vor der ersten Frage eilte schon einer jener Freiwilligen mit roter Armbinde herbei, die während der Parlamentssession neben Polizei und assortierten anderen uniformierten und zivilen Sicherheitskräfte das Strassenbild Pekings prägen. «Verboten!», plaffte der Rentner mich an, «verboten!!». Unter Kopfnicken und Entschuldigungen trat ich den Rückzug an.

Die einzige Möglichkeit ungehindert und ohne behördliche und parteiliche Genehmigung den Puls des Volkes zu fühlen, ist der bei Journalisten weltweit so beliebte Taxi-Chauffeur. Ohne Bewilligung. Er bestätigt das, was bei den Strassen-Interviews zum Volkskongress immer wieder auftaucht. «Die da Oben», heisst es etwa, «machen eh was sie wollen». Eine ähnliche Antwort, denke ich, gäbe beispielshalber auch ein Bürger aus Schafisheim einem chinesischen Reporter über die Session in Bern. Der zweite, dritte und vierte Pekinger Taxichauffeur gehen dann doch ins Detail. Jener, der aus der Provinz Sichuan kommt, sagt trocken: «Die Worte von Premier Wen waren süss, doch was wir in den nächsten Wochen, Monaten und Jahre wollen, sind Taten». Ähnlich tönte es beim aus Peking stammenden Taxichauffeur. Er allerdings fügte hinzu: «Die Situation ist kompliziert. Nicht alles – zum Beispiel Teuerung oder wachsende Einkommens-Unterschiede – können über Nacht gelöst werden». Der letzte Fahrer sagt das, was auch in der Grossen Halle des Volkers täglich thematisiert wurde: «Nur Stabilität, sozialer Friede und Harmonie garantieren auch in Zukunft wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand für alle».

Und für solche Antworten braucht es eine Bewilligung? Der Zufall wollte es, dass gleichentags ein Redaktor des chinesischen Intellektuellen-Blattes «Guanming Ribao» mich wegen des Kongresses interviewen wollte. Ob er denn schon eine Bewilligung habe, fragte ich mit ironischem Unterton. Am andern Ende des Telefons zunächst ein Räuspern, dann ein herzhaftes Lachen. Journalisten verstehen sich. Er bekam das Interview.

Die Grundregel des chinesischen Journalismus ist und bleibt nach einem alten Sprichwort: «Bao Xi bu bao You», das heisst wörtlich «berichte über das Glueck, nicht ueber das Traurige». Das gilt für die Politik, aber auch für die Wirtschaft und alles andere. Das westliche Journalisten-Sprichwort widerspricht dem diametral, denn – nicht wahr – nur «bad news are good news». Für Journalisten. Und Leser. Und Radiohörer. Und vor allem für TV-Zuschauer. Warum sonst sollten wir Zeitungen kaufen oder Radio- und Fernsehnachrichten mit ausschliesslich guten Nachrichten und Wohlfühl-Berichten konsumieren? Eben!

Peter Achten (Quelle: news.ch)

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