Montag, 14. Februar 2011 / 14:19:53
Tunesische Flüchtlinge beschäftigen auch die Schweiz
Tunis/Rom/Bern - Der Flüchtlingsstrom tausender Menschen aus Tunesien nach Süditalien reisst nicht ab. Die tunesische Übergangsregierung will die Lage aber ohne europäische Unterstützung in den Griff bekommen.
Allein seit Samstagnacht erreichten rund 1600 Menschen in rund 20 Schiffen die nur 20 Quadratkilometer grosse Insel Lampedusa. Die Regierung von Silvio Berlusconi rief den humanitären Notstand aus und genehmigte am Sonntag die Wiederöffnung des dortigen Flüchtlingslagers.
Der anhaltende Flüchtlingsstrom beschäftigt auch die Schweizer Behörden. Die Schweiz habe bereits mit den Vorbereitungen für den Fall eines Flüchtlingsstroms aus Nordafrika begonnen, sagte Bundesrätin Simonetta Sommaruga am Montag vor Journalisten in Bern.
In erster Linie seien die Behörden in Kontakt mit Italien, sagte die Justizministerin. Auf der italienischen Insel Lampedusa treffen derzeit zahlreiche Flüchtlinge vor allem aus Tunesien ein. Die Schweiz stehe auch mit den Dublin-/Schengen-Staaten in Kontakt, um sich mit den Europäern abzustimmen.
Zudem habe man bereits im Inland mit Vorbereitungen begonnen, sagte Sommaruga und erwähnte dabei die Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten. «Wir sind bereits an der Arbeit», sagte Sommaruga.
Schweiz nicht erste Wahl
Das Bundesamt für Migration (BFM) hatte bereits am Morgen erklärt, es beobachte die Lage in Italien sehr genau. Allfällige Massnahmen würden geprüft, sagte BFM-Sprecherin Marie Avet auf Anfrage. Solche würden sich auf Informationen der Botschaften und des Grenzschutzes stützten.
Bisher sei die Schweiz aber kein Zielland für Menschen aus Tunesien gewesen. Diese ziehe es mehr in Länder wie Frankreich, fügte die Sprecherin an. Viel hänge nun auch davon ab, wie sich die italienischen Behörden verhielten.
Bislang kein Ansturm
Das Grenzwachtkorps im Tessin wiederum rechnet damit, frühestens in einer Woche die ersten Auswirkungen des Flüchtlingsstroms an der Schweizer Grenze zu spüren. Bisher sei noch alles ruhig, sagte Einsatzoffizier Fabio Ghielmini vom Grenzwachtkorps IV Lugano.
Die Grenzwächter konzentrierten sich vor allem auf den Bahnhof Chiasso. «Rund 90 Prozent aller illegalen Einwanderer aus afrikanischen Ländern, die in die Schweiz einreisen wollen, versuchen dies im Zug.»
fkl (Quelle: sda)
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