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Es ging mit einem Knall los: Die Deepwater-Horizon kurz nach der Explosion der Bohrinsel

 
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Freitag, 31. Dezember 2010 / 11:46:34

Rückblick 2010: Die Story des Jahres

Natürlich sind Jahresrückblicke höchst subjektiv und jeder kann seine eigene «Story des Jahres» finden. Seien dies nun Naturkatastrophen, politische Beben oder Gesellschaftliche Umwälzungen. Aber nur wenige Stories überspannen verschiedenste Bereiche gleichermassen. Die Explosion der Deepwater Horizon und die dadurch verursachte Ölpest war ein solches Ereignis.

Zum einen war es schon die alleinige Dauer der Katastrophe selbst: 3 Monate war das abgebrochene Bohr-Rohr, aus dem pro Tag über 8000 Kubikmeter Rohöl austrat, in den Schlagzeilen. Zuerst, weil bei der Explosion der Bohrinsel 11 Menschen getötet und 17 verletzt wurden. Danach, weil sich eine riesige Ölpest abzeichnete.

Und das war nur der Anfang. Denn wirklich erschütternd war, wie hilflos dass BP, die Betreiberin des betroffenen Ölfeldes war, als es darum ging, die Quelle zu versiegeln oder das austretende Öl abzupumpen. Es zeigte sich immer wieder, dass die Ölindustrie heutzutage praktisch unbekannte Risiken eingeht, wenn versucht wird, in grossen tiefen nach Öl zu bohren.

Denn die Probleme dieser Ölpest wurden vor allem dadurch verursacht, dass die Bohrung 1500 Meter unter dem Meeresspiegel in den Ozeanboden gemacht wurde, einer tiefe, in der früher nie nach Öl gesucht wurde. Neue Technologien machen es heute möglich an solch schwierige Öllager heran zu kommen. Nur ein Unfall stand nicht auf der Liste.

Dafür nachlässige Sicherheitsmassnahmen, unklare Verantwortlichkeiten und ein Hick-Hack zwischen BP, welche die Bohrplattform geleast hatte, Transocean, der Firma, welche die Plattform betrieb und Halliburton, die Firma, welche die Bohrausrüstungen lieferte. Die Prozesse werden sich noch Jahre hin ziehen, aber schon jetzt kann eines gesagt werden: Sicherheit war nicht erste Priorität und die Justiz wird grösste Mühe haben, einen Schuldigen zu finden.

Doch weiter gehende Konsequenzen hat diese Katastrophe zumindest für den Rest der Ölindustrie nicht egal was das Urteil sein wird, denn die Industriestaaten, das heisst wir, haben gar keine Wahl. Das leicht erreichbare Erdöl wird in absehbarer Zeit knapper werden. Dafür kommen immer mehr Ölfelder auf das Radar, die vor 20 Jahren noch gar nicht in Frage gekommen wären.

Der ungebremste Energiehunger der immer noch wachsenden Weltbevölkerung verlangt nach immer mehr Rohstoffen, die an Orten gewonnen werden müssten, die für menschliche Reparatur-Mannschaften in etwa so, oder noch schlechter, erreichbar wie der Mond sind. Die Logik des Marktes verlangt dabei vor allem eines: Die ohnehin hohen Kosten möglichst tief zu halten und dort zu sparen, wo es vermeintlich nicht drauf ankommt und dazu noch Zeit gespart werden kann... wenn nichts passiert: Bei der Sicherheit.

Die ökologischen Folgen der Ölkatastrophe sind immer noch nicht absehbar – und daher auch nicht die wirtschaftlichen, da die meisten ökonomischen Folgen eng mit den ökologischen verbunden sind: Fischerei und Tourismus in der betroffenen Region sind mit Fischverseuchung, Fischsterben und Ölverschmutzung unmittelbar verquickt. Dass BP dabei ziemlich hart an die Kandare genommen wurde und 20 Milliarden Dollar in einen Fonds einzahlen musste (von dem vermutlich mehr als zwei Drittel am Ende wieder an BP zurück gehen werden), liegt vor allem daran, dass BP keine US-Amerikanische Firma ist und deshalb wesentlich weniger politische Rückendeckung in Washington geniesst, wie dies etwa bei Exxon oder Chevron der Fall wäre.

So war es denn auch nicht verwunderlich, dass in den USA so mancher aus dem Öl-Geschäft hoffte, dass die Katastrophe BP in den Abgrund reissen und zu einem billigen Übernahmekandidaten machen würde.

Die Katastrophe zeigt, dass der Energiehunger unserer Gesellschaft momentan alles übertrumpft, die Politik genauso viele Zähne hat, wie dies die Wirtschaft erlaubt und Sicherheit ein Budgetposten ist, der so weit wie möglich vermieden wird.

Auch zeigte sich, wie willig die Politik noch während des Desasters zum Komplizen der Schuldigen wird: Journalisten und Privatpersonen wurde – angeblich aus Sicherheitsgründen – verboten, verschmutzte Strände zu betreten und die Schäden für die Öffentlichkeit zu dokumentieren, als ob es Pflicht der Küstenwache wäre, verendete Fische und Vögel von den Titelseiten fern zu halten.

Ebenfalls zeigte sich, dass – mit dem Einsatz von Ölverklumpungsmitteln und speziell dem als giftig geltenden «Corexit» - versucht wurde, die Schäden am Meer so unsichtbar wie möglich zu halten, in dem das Mittel auch direkt in der Austrittsöffnung in das Öl gespritzt wurde, mit dem Resultat, dass auf der Meeresoberfläche schon recht schnell nach der Abdichtung der Quelle keine Ölteppiche mehr zu sehen waren, sich dafür aber unter Wasser riesige Ölwolken bildeten, in denen alle Meeresorganismen verrecken. Hauptsache, die Schweinerei ist nicht zu sehen.

Schliesslich war und ist diese Katastrophe auch wissenschaftlich gesehen hoch interessant. Denn nur die Grösse dieser Katastrophe hat endlich genug Gelder frei gemacht, damit die Auswirkungen erforscht werden können, wie gross und lang anhaltend die Schäden dieser recht genau dokumentierten Ölpest sind. Zudem zeichnet sich ab, dass nun auch die Evolution die Ölpest erkannt hat und sich scheinbar Mikroorganismen vermehren, die sich vom Öl im Meer ernähren. Dies mit noch unbekannten Konsequenzen für die Meeresfauna.

Doch egal, was die Forschungen ergeben, egal, wie verheerend die Auswirkungen sein werden, es wird weiter gebohrt und schon im Jahr 2020 dürften 10% des gesamten Erdöls aus Tiefwasserbohrungen aus mehr als 600 Meter Tiefe kommen. Im Moment sind es noch 6%.

So schnell wird sich also nichts ändern. Die Deep-Water-Horizon kann höchstens ein Weckruf gewesen sein. Aber es steht, jetzt wo das neue Jahr beginnt und kaum mehr davon die Rede ist, zu befürchten, dass die Explosion nicht mal dafür laut genug gewesen ist.

Nachbemerkung: Die geschätzt 4.9 Millionen Barrel Öl, die bei dieser Katastrausgelaufen sind, hätten gerade gereicht, den Welt-Ölbedarf für 1 Stunde und 24 Minuten zu decken...

Patrik Etschmayer (Quelle: news.ch)

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