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Geborgenheit und Liebe verkehren sich vielfach ins Gegenteil

 
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Mittwoch, 24. November 2010 / 09:37:09

Unsere schlagende Kultur nimm uns heute...

«Erste Liebe, erste Hiebe?» fragt Sandra Fausch, die Co-Leiterin der «Bildungsstelle Häusliche Gewalt Luzern». Sie erzählt die Geschichte von Nina. Ein Mädchen, dessen Vater droht, schimpft und sie schlägt. Ein Mädchen, dessen erste Liebe ihr zunächst Halt und Geborgenheit verspricht. Eine Liebe indessen, die sich in ihr Gegenteil verkehrt.

Was Nina als Aufmerksamkeit, als Schutz, als Zuwendung, als ein endlich «gesehen werden» interpretiert hatte, waren lediglich die Anfangsstadien einer unbremsbaren Kontroll-, Eifer- und Unterdrückungssucht des unsicheren, in seiner Männlich- und Menschlichkeitkeit total beschädigten Freundes. Nina realisierte nicht, dass die übergrosse Aufmerksamkeit und Eifersucht ihres Freundes kein Liebesbeweis und süss waren, sondern direkt zur Gewalt führten. Zuerst kam die Liebe, dann die Hiebe.

Ninas Geschichte zeigt, dass sich gewalttätige Kindheits- und Jugenderfahrungen auf das erwachsene Leben übertragen. Geschlagene Kinder schlagen später auch oder werden geschlagen. Junge Menschen, die in frauenverachtenden Kulturen und Milieus gross werden, entwickeln sich entweder zu Heldinnen und Helden oder verbringen auch den Rest ihres Lebens in Unmenschlichkeit und Entwürdigung. Punkto Gewalt gibt es kaum «normale» Biographien.

«Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; aber jede unglückliche Familie ist auf ihre besondere Art unglücklich» lautet Tolstois grandioser Auftakt zu Anna Karenina. Dies gilt auch für Menschen. Glückliche Menschen gleichen einander während unglückliche Menschen mit Leiden und Gewalt, jede auf ihre eigene Art klarkommen muss.

Jugendliche sind punkto Selbstbild und Freiheitserfahrungen besonders gefährdet und so erschreckt, dass viele junge Frauen zwischen 12 und 19 Jahren über Erniedrigungen, Drohungen und Verletzungen in Paarbeziehungen berichten. Es erschreckt auch, dass jedes vierte junge Mädchen schon mal im Internet oder per Handy Nacktfotos von sich selbst zur Schau gestellt oder verschickt hat. Mehr als die Hälfte dieser Frauen gibt an, dass sie dies nur auf Druck ihres Freundes getan hätten. Nicht wenige junge Frauen erzählen, dass sie nach einer Trennung vom Ex-Partner und oder dessen Kollegen bedroht oder sexuell belästigt wurden. Sexuelle Gewalt wird in diesen Fällen häufig an Dritte 'delegiert' mit der Begründung: «Sie ist sowieso eine Schlampe, die hat es nicht anders verdient.»

Dabei spielt sicher auch eine Rolle, dass bereits unter Buben auf dem Schulplatz faustrecht gilt und Gewalt dazu benutzt wird, heraus zu finden wer der Chef ist. Wer sein Mann-Werden einzig in diesem Opfer-Täter-Universum erlebt, wird auch im Leben danach die Welt nur nach diesem Schema sehen und versuchen, auf der siegreichen Täter-Seite zu bleiben.

Mit der Aktion 16 Tage rufen die National- und Ständeratspräsidentin, viele Frauenorganisationen, Gewerkschaften und Verbände dazu auf, sich Geschichten wie die von Nina und anderen Mädchen und Frauen anzunehmen. Die 16 Tage sind Teil einer internationalen Kampagne, die seit 1991 jedes Jahr stattfindet und am 10. Dezember, am Tag der Menschenrechte, an die Erklärung der UNO 1948 erinnern soll.

So. Und nun merke ich, wie aggressiv ich werde. Wenn ausgerechnet die bürgerliche Ständeratspräsidentin Erika Forster-Vaninni, die im Fall UBS, d.h. dem Finanzmarkt, von dem man weiss, dass er die schlimmsten Sexismen, Ausbeutungen und frauenverachtenden Veranstaltungen nicht nur toleriert, sondern dass er Teil des Systems ist, mit ihrem ganz persönlichen Engagement gegen jede Untersuchung abgeschirmt und geschützt hat, nun zur Sensibilisierung «Gewalt an Frauen» aufruft, nur um wahrscheinlich das nächste Armeewaffenverbot mit einem wuchtigen Nein abzuschmettern, zeigt, wie schwer solche überparteilichen symbolischen Aktionstage geworden sind. Frauen solidarisieren sich gerne mit Worten – ihre Taten sprechen jedoch meist eine andere Sprache.

Gewalt an Frauen ist kein psychologisches Phänomen, sie ist auch kein Ausdruck von mangelnden Wissen und Sensibilisierung für das Thema, sondern sie ist strukturell. Das heisst nicht zuletzt auch, dass Gewalt an Frauen auf das Wirtschaftssystem zurückzuführen ist. Junge Russinnen investieren nämlich nicht aus Dummheit lieber in ihre Körbchengrösse, statt in eine Universitätsausbildung. Sie wissen genau, welche Gewalt sie ihrem eigenen Selbst, vielleicht ihrer Lern- und Lebenslust antun müssen, nur um überleben zu können. Junge Migrantinnen der zweiten und dritten Generation hierzulande beschäftigen sich nicht aus Blödheit und mangelndem Wissen gerne und ausschliesslich mit dem Koran und würden sich am liebsten in eine Burka hüllen. Sie tun dies sicher nicht zuletzt, weil sie meinen, dadurch die Reste ihrer Weiblichkeit in einem durch und durch frauenfeindlichen System retten zu können. Menschen passen sich gerne an oder sie leisten Widerstand. Mittelwege gibt es kaum.

Wenn verblödete Mütter ihre Töchter schon bei der Invitro-besamung in rosa kleiden, wenn verblödete Mütter ihre schlagenden Söhne auf dem Spielplatz mit einem schulterzuckenden Kichern «er ist halt ein Bueb» entschuldigen, wenn verblödete Mütter in einen Stripstangenkurs der Migros Klubschule gehen, um ihre «Weiblichkeit» zu entdecken, dann ist es eigentlich überraschend, wie wenig Frauen in diesem Land geschlagen und misshandelt werden.

16 Tage ist eine wichtige Aktion für die Frauen- und Mädchenhäuser. Denn diese leisten grandiose, bewundernswerte, engagierte und oft an die Grenzen der eigenen seelischen Kräfte reichenden Arbeit. 16 Tage ist ein Tribut für diese Frauen. 16 Tage soll ausschliesslich diese Frauen zu Wort kommen lassen. 16 Tage darf indessen nicht von irgendwelchen oberflächlich entpolitisierten Machtmenschen und Medien dazu missbraucht werden, um ihr Gutmenschentum zu zelebrieren. Um rhetorisch Dinge zu bekämpfen, die sie realiter ökonomisch, medial und politisch fördern.

Gewalt ist eine brutale Angelegenheit. Es ist Zeit, gewaltig und genau hinzuschauen, wer wie und wofür Verantwortung hat. Da reicht keine Sensibilisierung und Mitleidsstruktur, sondern nur das subjektive und aktive und verantwortungsvolle Menschsein. Etwas, was viele Frauen und Männer sich und anderen aber tagtäglich verneinen – die behämmerten Aussagen der jungen deutschen Familienministerin Schröder, die in diesen Tagen wohl auch die internationale Aktion unterstützen muss – zeugen davon.

«Die beste Prävention gegen Gewalt an Frauen sind echte Chancengleichheit und die tatsächliche Gleichstellung zwischen den Geschlechtern» (Pascale Bruderer Wyss). Recht hat sie.

von Regula Stämpfli (Quelle: news.ch)

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