Montag, 8. November 2010 / 09:21:00
Brücke statt Krücke
«Wärmekraftkopplung ist eine effiziente Technologie, das stimmt; aber es ist auch eine fossile Technologie, welche die CO₂-Bilanz der Schweiz belastet.» So wehrte sich Bundesrat Leuenberger Anfang Jahr gegen die Überweisung einer Motion der Energiekommission des Nationalrats.
Was fossil ist, gehört abgehängt, abgeschrieben und entsorgt. Die Effizienz des Einsatzes fossiler Energie ist daher völlig irrelevant. So die Haltung der Bundesverwaltung … und vieler anderer, welche davon ausgehen, in Bälde gäbe es nur noch erneuerbare Energie.
Fossile Basis weiterhin nötig
Dies ist jedoch ein gewaltiger Irrtum: Alle Prognosen gehen davon aus, dass auch in 20 Jahren noch – also im Jahr 2030 – die Welt-Energieversorgung zu rund 70 bis 80% auf fossilen Energieträgern basieren wird. Auch die Schweiz wird dann noch mehrheitlich auf fossile Energien setzen (müssen).
Sich der Realität nicht verschliessen
Die Haltung, mit fossiler Energie müsse man sich überhaupt nicht mehr befassen, ist vor dem Hintergrund dieser Zukunftsaussichten verantwortungslos. Diese Realitätsresistenz scheint man sich jedoch nur in der Schweiz leisten zu können: So publizierte kürzlich das renommierte deutsche Wuppertal Institut eine Studie mit dem Titel «Erdgas: Die Brücke ins regenerative Zeitalter» (siehe weiterführende Links). Auftraggeber ist nicht etwa die Erdgas-Wirtschaft, wie man vermuten könnte. Sondern Greenpeace Deutschland. «Erdgas ist unter den fossilen Brennstoffen derjenige, der am saubersten und mit den geringsten CO₂- und Treibhausgasemissionen verbrennt. … Um langfristig ambitionierte Klimaschutzziele erreichen zu können, kann Erdgas daher eine wichtige Brückenfunktion hin zu erneuerbaren Energien einnehmen. Dafür ist es wichtig, Strategien zum sinnvollen Einsatz von Erdgas und zur weiteren Verbrauchsverminderung auf der Nachfrageseite als auch zur weiteren Diversifizierung auf der Anbieterseite zu entwickeln.»
Erdgas mit Erneuerbaren kombinieren
Das ist genau die Stossrichtung, die wir in der Schweizer Erdgas-Wirtschaft schon seit langem verfolgen: Wir unternehmen alles, damit Erdgas so effizient wie möglich eingesetzt wird. So fördern wir Kombi-Lösungen mit Sonnenkollektoren oder die Einspeisung von Biogas ins Erdgas-Netz. Oder wir beteiligen uns an der Technologieentwicklung und -einführung, so zum Beispiel bei der Gaswärmepumpe oder der Wärmekraftkopplung (WKK). All diese Initiativen verbessern die Klimabilanz unseres Landes und sollten daher von der Politik auch gewürdigt und entsprechend unterstützt werden. Denn Erdgas ist als Brücke in die «grüne Zukunft» unverzichtbar. Auch in der Schweiz!
Gastautor Jean-Marc Hensch (Quelle: ETH-Zukunftsblog)
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Links zum Artikel:
Studie zu Erdgas
«Erdgas: Die Brücke ins regenerative Zeitalter» Eine Studie des deutschen Wuppertal Instituts.
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