Freitag, 29. Oktober 2010 / 18:29:00
Erste Ilisu-Bewohner werden umgesiedelt
Istanbul - In der Türkei beginnt die Umsiedlung von mehreren zehntausend Menschen im Einzugsgebiet des umstrittenen Staudammprojektes Ilisu in Südostanatolien.
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan übergibt am Sonntag die Häuser eines neu errichteten Dorfes an die Bewohner der Ortschaft Ilisu, die dem Staudamm am Tigris seinen Namen gab und die im Stausee versinken wird, wie türkische Medien meldeten.
Deutschland, Österreich und die Schweiz hatten sich im vorigen Jahr aus dem Projekt zurückgezogen. Die drei Länder lehnten Kreditbürgschaften für das Ilisu-Projekt ab, weil die Türkei nach ihrer Einschätzung gegen zahlreiche Auflagen zur sozialverträglichen Umsiedlung der Betroffenen sowie zum Schutz von Umwelt und Kulturgütern verstossen hatte.
Die Türkei beschloss anschliessend, das Projekt in Eigenregie voranzutreiben. Mit dem Ilisu-Damm soll der Tigris aufgestaut werden, um Energie erzeugen zu können. Das Projekt kostet 1,2 Milliarden Euro, der rund 130 Meter hohe und fast zwei Kilometer lange Damm soll im Jahr 2013 fertiggestellt sein.
Historische Opfer
Umweltschützer wehren sich seit Jahren gegen das Projekt, durch das unter anderem auch die uralte Stadt Hasankeyf im See versinken wird.
Der für Ilisu zuständige Regionalchef des türkischen Wasserbauamtes DSI, Mahmut Dündar, sagte laut Medienberichten, die Häuser des neuen Dorfes Ilisu würden vom kommenden Montag an bezogen. Insgesamt werden mehr als hundert Dörfer vom Stausee überflutet.
bert (Quelle: sda)
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