Samstag, 3. April 2010 / 14:14:18
Carsten Schloter: Warum er auch Fastweb führt
Bern - Swisscom-Chef Carsten Schloter nimmt mit der Führung der italienischen Tochter Fastweb künftig eine Doppelfunktion wahr. Er gehe davon aus, dass diese «ein paar Monate» andauern werde, sagt Schloter in einem Interview.
Aus Sicht des Unternehmens sei es das Beste, wenn er als Verwaltungsratspräsident von Fastweb die Führungsrolle in der Zwischenzeit übernehme, sagt Schloter zur Berner Zeitung «Der Bund».
Er sei bei den italienischen Behörden bekannt, habe Kontakte zu den Grosskunden und verfüge innerhalb von Fastweb über ein ausgebautes persönliches Netzwerk. Es sei geplant, dass er künftig zwei bis drei Tage pro Woche in Mailand arbeite.
Schloter übernimmt die Führung von Fastweb rückwirkend per 1. April, um eine Zwangsverwaltung zu verhindern, wie das Unternehmen am Karfreitagabend mitteilte. Neben dem bisherigen Fastweb-Chef Stefano Parisi sind drei weitere Fastweb-Manager suspendiert.
Gegen Parisi seien bisher keinerlei belastende Erkenntnisse bekannt geworden. «Das deutet darauf hin, dass er kein Mitwisser war. Deshalb haben wir volles Vertrauen in ihn», sagt Schloter weiter. Eine vorübergehende Suspension Parisis als CEO sei notwendig gewesen, um das Kommissariat durch die italienischen Justizbehörden abzuwenden.
Affäre ohne Auswirkungen
Bis jetzt habe sich die Affäre nicht negativ auf das laufende Geschäft ausgewirkt. «Aber wir müssen die nächsten sechs Monate abwarten, bis wir ein vernünftiges Urteil abgeben können.»
Wenn Swisscom im Rahmen ihrer Jahresziele bleibe, dann stimme auch die Werthaltigkeit von Fastweb. «Dann war die Expansion nach Italien angesichts des stark rückläufigen Schweizer Geschäfts richtig,» sagt Schloter weiter.
Fastweb und die Telecom Italia-Tochter Sparkle stehen im Zentrum von Ermittlungen wegen Mehrwertsteuerbetrugs und Geldwäscherei. Dabei sollen zwischen 2003 und 2006 mit fiktiven Käufen und Verkäufen von internationalen Telekom-Dienstleistungen knapp 2 Mrd. Euro in Rechnung gestellt worden sein. Damit sei der Fiskus um 365 Mio. Euro betrogen worden.
ht (Quelle: sda)
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