Freitag, 2. April 2010 / 09:07:00
Republikaner im Skandaltief: «Abendessen» im Sexclub
Die prüde republikanische Partei in den USA war diese Woche geschockt, als sie erfahren musste, dass im Zuge der Sammlung von Parteispenden auch ein Erotik-Nachtklub in Hollywood von Mitarbeitern der Partei frequentiert und somit finanziell unterstützt wurde.
Diese besagte Nacht ist nun das jüngste Kapitel in der problematischen Amtszeit von Michael Steele, dem Parteichef der Republikaner. Nachdem die Partei ihren Kampf gegen die von Präsident Barack Obama angestrengte Reform des Gesundheitswesens vor kurzem in einer dramatischen Abstimmung verloren hat, durchleidet sie nun einen sich selbst auferlegten Zustand der Scham, was ihren Ruf als Verteidigerin von «Familienwerten» untergräbt.
«Als Chef gibt man den Ton für seine Organisation an», sagte der ehemalige republikanische Senator Rick Santorum. «Wenn jemand, der für meine Organisation arbeitet, so etwas tun würde, dann hätte er die längste Zeit seine Stelle gehabt.»
Steele ist kein Parteichef im herkömmlichen Sinne, sondern offiziell der Leiter der Partei-Organisation der Republikaner. Er war der erste Afroamerikaner in der Geschichte der Partei, der je zum Parteichef erkoren wurde, und das nur wenige Wochen, nachdem Obama, ein Demokrat, sein Amt angetreten hatte.
Sammeln von Spendengeldern
Zu Steeles Hauptaufgaben zählen das Sammeln von Spendengeldern sowie die Koordination der Kommunikation innerhalb seiner Partei. Momentan könnte das bedeuten, die grosse und immer noch erbitterte Gruppe der Bürger um sich zu scharen, die gegen die Gesundheitsreform sind, und Spenden zu sammeln, um die Reform in den bevorstehenden Kongresswahlen zu bekämpfen.
Stattdessen hat Steele sich im Hintergrund gehalten, während die Medien die Republikaner daran erinnerten, dass er eine Menge umstrittener Ausgaben geleistet hat und von der Parteilinie der Konservativen bei Themen, die von Abtreibung bis Homosexualität reichen, in der Öffentlichkeit abgewichen ist.
Steele enttäuschte sogar die Mitglieder des Kongresses
Bei Amtsantritt hatte die Partei Berichten zufolge mehr als 22 Millionen Dollar und konnte seitdem weitere 96 Millionen Dollar beschaffen. Angeblich hat sie aber inzwischen weniger als 10 Millionen Dollar zur Verfügung. Steele enttäuschte sogar die Mitglieder des Kongresses, indem er öffentlich ihre Erfolgsaussichten bei den Wahlen im November schmälerte. «Mehrere Male musste er sich im letzten Jahr gegenüber Parteiführern aus Senat und Repräsentantenhaus verantworten», erfuhr CNN von einem Berater des Repräsentantenhauses zu Beginn des Jahres.
Die republikanische Partei zu leiten, sollte im Moment eine erfolgsversprechende Sache sein. Viele Bürger sind wütend über den Präsidenten und die Demokraten im Repräsentantenhaus. Im ganzen Land formieren sich Bürger in einer Protestbewegung, um niedrigere Steuern und weniger Staat durchzusetzen – traditionell republikanische Ansichten. Republikanische Publikumslieblinge wie die ehemalige Gouverneurin Sarah Palin reisen durch das Land und ziehen grosse und begeisterte Zuschauermengen an.
Steele war nie diese Art von Publikumsliebling. Momentan liebt ihn nicht mal seine eigene Partei.
Jonathan Mann - POLITICAL MANN
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «Political Mann» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.
Kolumne von Jonathan Mann (Quelle: CNN-News)
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