Freitag, 12. März 2010 / 15:08:07
«Beide Kinder sind tot, beide»
Zürich - In absoluter Stille haben die Geschworenen und Zuhörenden am Zürcher Geschworenengericht einer Tonbandaufnahme des Notrufs gelauscht, den der Vater der getöteten Zwillinge in der Tatnacht abgesetzt hatte.
«Bei uns ist eingebrochen worden und unsere Kinder sind umgebracht worden. Beide Kinder sind tot, beide», stösst eine verzweifelte Stimme aus, bevor sie in Schluchzen ausbricht. Der heute 41-Jährige, der am frühen Morgen des Heiligabend 2007 diesen Anruf bei der Polizei machte, sagte als Zeuge vor dem Gericht aus.
Als Täterin dringend verdächtigt ist seine mittlerweile geschiedene Ehefrau. Sie ist des mehrfachen Mordes angeklagt. Ihre Kinder soll sie in der Nacht auf den 24. Dezember 2007 erstickt haben - mit einem Kissen oder dergleichen.
Sie selbst beteuert ihre Unschuld und bezichtigt den Vater der Tat. Auch gegen ihn war damals ermittelt worden. Nachdem sich der Verdacht aber nicht erhärten liess, wurde er nach rund drei Monaten aus der Untersuchungshaft entlassen. Die Angeklagte horchte der Tonbandaufnahme mit gesenktem Kopf, immer wieder hart schluckend. Der Vater der getöteten Kinder stützte währenddessen weinend den Kopf in die Hände.
Schönes Familienleben
Vor dem Gericht schilderte er ein schönes Familienleben und eine gute Ehe. Sie habe die Familie umsorgt, den Haushalt geführt und ihm unter anderem die Büroarbeiten seines Einzelunternehmens erledigt. Entlastung habe sie immer abgelehnt. Am Mittwoch hatte sich die Angeklagte über mangelnde Zuwendung und Überlastung beklagt.
Die Angeklagte sei «nicht mehr die Frau, die ich gekannt habe», sagte er. Im Laufe der Untersuchungen war allerlei an den Tag gekommen, von dem er zuvor nichts gewusst hatte - etwa ein Kreditkartendiebstahl und zwei Liebhaber. Sie habe offensichtlich ein Doppelleben geführt, sagte der 41-Jährige, und: «Sie hat uns alle hintergangen.»
Der Prozess dauert noch knapp zwei Wochen. In dieser Zeit kommen noch zahlreiche Zeugen und Experten zu Wort. Die Eröffnung des Urteils ist auf den 26. März angekündigt.
ade (Quelle: sda)
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