Freitag, 26. Februar 2010 / 00:35:41
Fastweb-Skandal: Telecom Italia verschiebt Bilanz
Mailand - Der Geldwäscherei-Skandal um die Swisscom-Tochter Fastweb zwingt die Telecom Italia zu einem Aufschub ihres Jahresabschlusses. Wegen Ermittlungen zu Milliarden-Verschiebungen bei ihrer Service-Tochter Sparkle sagte Telecom Italia die Veröffentlichung der Bilanz zum Krisenjahr 2009 ab.
Die Staatsanwaltschaft wirft Sparkle vor, von 2003 bis 2006 gemeinsam mit dem Breitband-Anbieter Fastweb fiktive internationale Netzgebühren von zwei Milliarden Euro abgerechnet zu haben.
Die Ankläger haben 56 Haftbefehle ausgestellt - unter anderem gegen einen Senator aus der Partei von Ministerpräsident Silvio Berlusconi und den Fastweb-Gründer Silvio Scaglia, einer der reichsten Männer Italiens. Zudem wollen die Ermittler gerichtlich ernannte Aufseher für beide Unternehmen einsetzen.
Vorwürfe zurückgewiesen
Sparkle und Fastweb haben alle Vorwürfe zurückgewiesen. Fastweb ist der zweitgrösste Internet-Anbieter Italiens und gehört mehrheitlich der Swisscom.
Am Mittwoch hatte die Staatsanwaltschaft 300 Mio. Euro bei Sparkle beschlagnahmt und eine Klageschrift über 1600 Seiten zugestellt. Sparkle erklärte, die Geschäftsleitung müsse die Dokumente prüfen, bevor er sich ein Bild über die Geschäftslage verschaffen könne.
Als neuer Termin wird für die Vorlage des Geschäftsberichts der 25. März genannt. Zugleich soll die Überarbeitung eines Drei-Jahres-Plans auf Eis gelegt werden, in dessen Mittelpunkt ein Abbau der Konzernschulden steht.
Erfolgreicher Geschäftsmann
Scaglia gehört zu den erfolgreichsten Geschäftsleuten des Landes, in dem Verwicklungen zwischen Mafia, Politik und Wirtschaft immer wieder Skandale auslösen.
Scaglia begann seine Karriere als Unternehmensberater und übernahm dann die Führung von Omnitel, das heute als italienische Tochter zur britischen Vodafone gehört. Aus dieser Zeit stammt sein Spitzname «der Hexenmeister», weil er die Kundenzahl binnen kurzer Zeit auf acht Millionen von 300'000 nach oben trieb. 1999 gründete er Fastweb und verkaufte seinen Anteil 2007 an die Swisscom. Seither gehört er zu den reichsten Männern der Welt.
bert (Quelle: sda)
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