Mittwoch, 18. November 2009 / 07:52:39
Jeder fünfte Afghane wurde bereits einmal gefoltert
London/Kabul - Der langwierige Konflikt in Afghanistan wird laut einer Umfrage der Hilfsorganisation Oxfam unter Einheimischen hauptsächlich von Armut und Arbeitslosigkeit geschürt.
Knapp drei Viertel der Afghanen bezeichneten demnach ihre eigene wirtschaftliche Situation als Hauptursache für die Unruhen, teilte Oxfam in London mit. Jeder Zweite machte Korruption und eine unwirksame Regierung für den Konflikt verantwortlich.
Etwa jeder Dritte nannte die radikalislamische Taliban als Ursache, jeder Vierte die Einmischung anderer Länder. Die Organisation befragte 704 Afghanen.
Häufig Opfer von Gewalt
Die Untersuchung machte ausserdem deutlich, wie häufig Einheimische Opfer von Gewalt wurden. Jeder Fünfte wurde seit dem Einmarsch der sowjetischen Armee vor 30 Jahren bereits einmal gefoltert.
Jeder Zehnte sass mindestens ein Mal im Gefängnis. Drei Viertel wurden gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen. Eine Entschädigung oder eine Entschuldigung hat nur jeder Hundertste bekommen.
Rechtsstaatlichkeit durchsetzen
Eine Mehrheit der Befragten forderte, dass die Rechtsstaatlichkeit auf allen gesellschaftlichen Ebenen durchgesetzt und langfristig etabliert wird. Dazu zähle auch ein Ende der Kultur der Straffreiheit für Politiker, Würdenträger und Bessergestellte. Die Regierung müsse zudem gegen Korruption stärker durchgreifen.
«Es wird eine lange Zeit vergehen, bis die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und seelischen Narben verheilt sind», sagte Oxfam-Chefin Barbara Stocking. Die internationale Gemeinschaft müsse lernen, dass die Afghanen mehr als militärische Lösungen brauchen.
tri (Quelle: sda)
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