Dienstag, 17. März 2009 / 07:33:47
Ex-Präsident Chatami zieht Kandidatur zurück
Teheran - Der frühere iranische Staatschef Mohammed Chatami hat seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl im Juni offiziell zurückgezogen.
Er wolle mit diesem Schritt eine Spaltung der Wählerschaft der reformorientierten Kandidaten verhindern, erklärte Chatami.
Der Ex-Präsident bekräftigte nach Beratungen mit seiner reformorientierten Gruppierung MRM, dass er den früheren Regierungschef Mir-Hossein Mussavi bei den Wahlen unterstützen werde.
Mussavis Werdegang
Der 67-Jährige Mussavi gilt als pragmatischer Technokrat. Seine Fähigkeiten als Krisenmanager hatte Mussawi während des achtjährigen Krieges zwischen dem Iran und dem Irak in den 80er Jahren unter Beweis gestellt.
In einer Phase, in der der Westen und die arabische Welt auf der Seite von Saddam Hussein standen und das Land voll und ganz isoliert war, meisterte Mussawi die Krisenjahre mit einem strengen Rationalisierungsprogramm und Lebensmittelmarken.
Er war bis August 1989 Ministerpräsident und zog sich zurück, nachdem das Amt in einer Verfassungsänderung abgeschafft wurde. Mussawi konzentrierte sich fortan auf Architektur und akademische Arbeit.
Er beriet zwar im Hintergrund den reformorientierten Staatspräsidenten Mohammad Chatami (1997-2005), hatte aber kein offizielles Amt. Sein politisches Comeback kommt völlig überraschend.
Es wurde zunächst vermutet, dass er nur als Mitglied im Team Chatamis antreten würde, doch dann gab er vergangene Woche seine eigene Kandidatur bekannt.
Mussawi ist, wie Ahmadinedschad auch, regimetreu, antiamerikanisch und wirtschaftlich eher links. Wegen seiner Nähe zu Chatami wird er jedoch politisch als moderat und reformfreundlich eingestuft.
Er hat zwar nicht das Charisma von Chatami, sagen seine Anhänger, aber dafür das notwendige Know-how für die von den Menschen geforderte Bewältigung der derzeitigen Wirtschaftskrise im Iran.
Neben Mussvi hat Ex-Parlamentspräsident Mehdi Karubi, der ebenfalls als gemässigt gilt, seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl am 12. Juni angemeldet.
Der oberste geistliche Führer Irans, Ajatollah Ali Chamenei, hatte sich in den vergangenen Monaten mehrfach zugunsten des Amtsinhabers Mahmud Ahmadinedschad ausgesprochen.
Dieser hat sich bislang jedoch nicht öffentlich dazu geäussert, ob er wieder antreten will. Der als reformorientiert geltende Chatami war von 1997 bis 2005 iranischer Staatschef.
sl (Quelle: sda)
Artikel per E-Mail versenden
Druckversion anzeigen
Newsfeed abonnieren
In Verbindung stehende Artikel:
Iranischer Wächterrat lässt vier Kandidaten zur Wahl zu
Mittwoch, 20. Mai 2009 / 17:42:37