Donnerstag, 19. Februar 2009 / 07:03:19
Stanford-Affäre: Kunden stürmen Banken
St. John's - Nach den massiven Betrugsvorwürfen gegen das Finanzimperium des US-Milliardärs Allen Stanford haben hunderte verzweifelte Sparer auf Antigua und in Venezuela versucht, Geld von ihren Konten abzuziehen.
In der venezolanischen Hauptstadt Caracas strömten am Mittwoch besorgte Kunden in die Filialen der Stanford International Bank.
Nach Angaben der Regulierungsbehörden haben die Bürger des lateinamerikanischen Landes rund 2,5 Milliarden Dollar bei der Bank angelegt.
Damit stamme schätzungsweise ein Drittel der dort investierten Gelder von Venezolanern.
Die Reichen des Landes investieren ihr Geld oft im Ausland, da sie politische Krisen in dem von dem sozialistischen Präsidenten Hugo Chavez regierten Venezuela fürchten.
«Katastrophe» in der Karibik
Auf der Karibikinsel Antigua standen mindestens 600 Menschen vor einer Filiale der Bank of Antigua Schlange. Das Institut ist ebenfalls Teil des Finanzimperiums Stanfords. Auf Antigua und Barbuda ist der 58-jährige Milliardär der grösste private Arbeitgeber.
Der Ministerpräsident des Inselstaates, Baldwin Spencer, sagte, die Vorwürfe könnten «katastrophale» Auswirkungen haben. Gleichzeitig rief er die Bevölkerung jedoch auf, nicht in Panik zu verfallen.
Wo sich Stanford aufhält, war indes am Mittwoch unklar. Laut einem Bericht des Fernsehsenders CNBC versuchte er einen Privatjet zu mieten, um von Houston nach Antigua zu fliegen. Die Leasingfirma habe jedoch seine Kreditkarte nicht akzeptiert.
Schwere Betrugsvorwürfe
Stanford ist sowohl Bürger Antiguas als auch der USA. Das Magazin «Forbes» schätzte das Privatvermögen Stanfords im vergangenen Jahr auf 2,2 Milliarden Dollar.
Die SEC wirft Stanford vor, hochverzinste Einlagenzertifikate im Wert von acht Milliarden Dollar in betrügerischer Absicht vertrieben zu haben. Das Modell wird bereits mit dem mutmasslichen 50-Milliarden-Dollar-Betrug des Finanzjongleurs Bernard Madoff verglichen.
Alt Bundesrat Adolf Ogi, der seit letztem April dem Beirat der Stanford Financial Group angehörte, ist wegen des Betrugsverdachts am Mittwoch aus dem Gremium ausgetreten. Seine Sprecherin bestätigte am Mittwoch entsprechende Medienberichte.
bert (Quelle: sda)
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