Dienstag, 27. Januar 2009 / 09:03:50
Ex-Lehman-CEO verschachert Villa für 100 Dollar
Hobe Sound - Der ehemalige Chef der Pleite-Bank Lehman Brothers, Richard Fuld, hat sein knapp 14 Mio. Dollar teures Anwesen in Hobe Sound, Florida, zu einem Verkaufspreis von 100 Dollar an seine eigene Frau Kathleen verkauft.
Dabei ist wohl kaum der taumelnde Immobilienmarkt für den Spottpreis ausschlaggebend. Nachdem die Traditionsbank unter seiner Führung Bankrott ging, fürchtet der Manager offenbar Schadenersatzforderungen, die ihn um sein Hab und Gut bringen könnten.
14 Jahre lang stand Fuld der Investmentbank vor, deren Pleite als Auslöser der zweiten grossen Krisenwelle im Herbst des Vorjahres gilt. Nun drohen ihm Zivilverfahren, in denen er mit seinem Privatvermögen haften könnte.
«Der US-Präsident Barack Obama ist unter dem Vorsatz angetreten, die Glaubwürdigkeit in der Finanzwelt wieder herzustellen. Dies kann nur gelingen, wenn die Verantwortlichen auch persönlich belangt werden», meint Medard Fuchsgruber, Geschäftsführer der gleichnamigen Wirtschaftsdetektei und Vorstand des Bundes der Kapitalanleger in Deutschland (BDK).
Deutlich schärfere Regeln?
Entsprechend sei in Zukunft mit deutlich schärferen Regeln für Bankmanager zu rechnen, die unmittelbar mit dem Privatvermögen in Zusammenhang stehen. «Eine persönliche Haftung setzt natürlich auch eine persönliche Verfehlung bzw. eine Straftat voraus», erklärt Fuchsgruber.
Im Fall Lehman würden bereits angestrengte Verfahren sowie Untersuchungen des US-Kongresses auf ein vorliegendes Fehlverhalten hinweisen. «Lehman hatte eine Vorgeschichte. Dabei handelt es sich nicht bloss um Fehlspekulationen», unterstreicht Fuchsgruber.
Zu spät reagiert
Seine Villa habe der ehemalige Lehman-Chef nun vorerst retten können. Allerdings gibt es in den USA Fuchsgruber zufolge eine Vielzahl von Verfahren, in denen eine Beweislastumkehr vorliegt. Daher müsse Fuld mit derartigen Aktionen vorsichtig sein.
Ihm wird vorgeworfen, zu spät auf die Marktereignisse reagiert zu haben und damit für die Lehman-Insolvenz mitverantwortlich zu sein. Der Ex-CEO übernahm vor Gericht zwar bereits Verantwortung, verwies jedoch auf eine Mitschuld von US-Regulierungsbehörden und Kongress.
Wie der Weblog Cityfile berichtet, hat der Manager sein 1,3 Hektar grosses Anwesen vor etwa fünf Jahren zu einem Preis von 13,75 Mio. Dollar gekauft. Akten des Staates Florida weisen mit 10. November 2008 den Verkauf des Grundstücks an Kathreen Fuld um 100 Dollar aus.
tri (Quelle: pte)
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