ElCom-Chef massregelt Strombranche

Die Strombranche habe die Preissensibilität der Politik im Strombereich unterschätzt und sei sprichwörtlich unter die Räder gekommen, erklärte Carlo Schmid, Präsident der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (ElCom), am Montag vor den rund 300 in Bern versammelten Vertretern der Strombranche.

Imageschaden

«Die Folge war ein Imageschaden, der in diesem Umfang nicht nötig gewesen wäre», sagte Schmid weiter. Die Branche habe beim Festlegen der Stromtarife den politischen Druck weder in der Geschwindigkeit noch in der Intensität richtig vorausgesehen.

Von einer «Marktöffnung, wie sie im Lehrbuch steht», sei man ausserdem noch weit entfernt, sagte der alt Ständerat weiter. Die Gründe sieht er unter anderem in den bis anhin tiefen Strompreisen. Weiter sei ein Wechsel von der Grundversorgung zum freien Markt zu riskant, weil es kein Zurück gebe. «Einmal frei, immer frei.»

Schmid: Marktöffnung frühestens 2013

Aus all diesen Gründen verzögere sich die Marktöffnung auf die zweite Stufe im Jahr 2013 - falls es denn überhaupt zu dieser komme. Schmid: «Dies hängt allein vom Verhalten der Strombranche ab.»

Die ElCom blickt auf ein arbeitsreiches erstes Jahr zurück. Zwischen dem 1. September und dem 31. Dezember 2008 gingen bei der Regulationsbehörde 2708 Beschwerden ein. 404 davon sind erledigt. Dabei handelt es sich vorwiegend um allgemeine Beschwerden.

24 der noch pendenten Beschwerden richten sich gegen die Tarife der nationalen Netzgesellschaft Swissgrid. Bis Mitte Februar sollen die Entscheide vorliegen. Erst dann kann sich die Kommission um die 1718 spezifischen Beschwerden gegen bestimmte Verteilnetzbetreiber kümmern.

«Sobald Swissgrid erledigt ist, gehts voran», beteuerte Schmid. Bis im Sommer werde der Pendenzenberg deutlich geschwunden sein.

Rohrbach: Anstieg der Strompreise halbiert

Während Schmid sich in Sachen Stromtarife nicht in die Karten blicken lässt, nannte Kurt Rohrbach, Präsident des Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen, Zahlen. Gegenüber Schweizer Radio DRS kündigte er an, dass die Strompreise 2009 durchschnittlich nur um 6 bis 7 Prozent ansteigen werden.

Das entspricht etwa der Hälfte der ursprünglich vorgesehenen Anhebungen, wie Rohrbach sagte. Die Erhöhungen würden für Gross- und Kleinverbraucher unterschiedlich ausfallen.

Der Stromkongress wird am Dienstag fortgesetzt. Vorgesehen ist unter anderem ein Auftritt von Energieminister Moritz Leuenberger.

fest (Quelle: sda)

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