Dienstag, 6. Januar 2009 / 16:50:04
Milliardär Adolf Merckle warf sich vor einen Zug
Stuttgart/Blaubeuren - Er war einer der reichsten Männer Deutschlands - bis er sich an der Börse verzockte und sein Imperium mit 100'000 Mitarbeitern an den Rand des Zusammenbruchs führte. Am Montag hat sich Adolf Merckle von einem Zug überfahren lassen.
Der 74-Jährige hinterliess einen Abschiedsbrief. Die Finanzkrise und die daraus folgende wirtschaftliche Notlage seiner Unternehmen hätten Adolf Merckle gebrochen, hiess es in einer kurzen Erklärung seiner Familie. «Er hat sein Leben beendet.»
30 Mrd. Euro Umsatz macht seine Gruppe, zu der der Pharmaproduzent ratiopharm, Deutschlands grösster Baustoffhersteller HeidelbergCement und der Pharmagrosshändler Phoenix gehören. Laut «Forbes» war Merckle mit einem Vermögen von ca. 9,2 Mrd. Dollar der fünftreichste Mann Deutschlands.
Doch dann verzockte sich der gewiefte Taktiker: Mit VW-Aktien verlor er bis zu einer Milliarde Euro. Fast zeitgleich vermieste die Finanz- und Börsenkrise Merckle die Geschäfte. Die Banken forderten zusätzliche Sicherheiten für hohe Kredite.
Finanzielle Schwierigkeiten
Merckle steckte plötzlich in finanziellen Schwierigkeiten. Nach früheren Informationen aus Finanzkreisen beläuft sich der Finanzierungsbedarf auf 700 Mio. bis 1 Mrd. Euro. Weitere Quellen sprechen davon, dass auf Merckles Holding VEM Schulden in Höhe von 3 bis 5 Mrd. Euro lasten.
Eigentlich hatte sich Merckle mit seinen Gläubigerbanken gerade geeinigt. Alle unterzeichneten kurz vor dem Jahreswechsel eine Kreditstundung für die nächsten Monate. Merckle sollte dadurch mehr Zeit bekommen, um sein Imperium zu sanieren.
Aber der Preis wäre hoch gewesen: Merckle sollte sich von den Filetstücken seiner Holding trennen, so die Forderung der Banken. Sein Lebenswerk hätte tiefe Kerben davongetragen.
Adolf Merckle hatte mit seiner Frau drei Söhne und eine Tochter.
smw (Quelle: sda)
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