Sonntag, 30. November 2008 / 19:56:15
Indiens Innenminister tritt nach Bombay-Anschlägen zurück
Bombay - Die beispiellose Anschlagserie in Bombay hat Indien in eine Regierungskrise gestürzt. Nach scharfer Kritik am Krisenmanagement traten der Innenminister Shivraj Patil und der Nationale Sicherheitsberater zurück.
Der 74-jährige Patil übernahm «die moralische Verantwortung» für die Terrorwelle mit mehr als 170 Toten und überliess sein Amt dem bisherigen Finanzminister Palaniappan Chidambaram.
Das Finanzressort wird bis auf weiteres von Regierungschef Manmohan Singh geführt.
Die Opposition kritisierte den Rücktritt Patils als nicht ausreichend. Die Anschläge seien auf «kollektives Versagen» der von der Kongresspartei geführten Regierung zurückzuführen, daher müsse diese geschlossen zurücktreten, forderte ein Sprecher der hindu-nationalistischen BJP.
Scharfe Kritik an den Geheimdiensten
Auch die Medien übten scharfe Kritik an den Geheimdiensten, die die Anschläge nicht verhindern konnten, und an der Regierung. «Unsere Politiker trödeln herum, während Unschuldige sterben», schrieb die «Times of India».
Ministerpräsident Singh kündigte eine Aufstockung und Modernisierung der Anti-Terror-Kräfte an. Zudem werde man den Luftraum und die Seegrenze besser sichern. Die Nationale Sicherheitsgarde solle verstärkt werden und mehr Stützpunkte erhalten.
Indien und Pakistan
Der dreitägige Terror in Bombay belastet auch die Beziehungen zwischen den Atommächten Indien und Pakistan. Denn der einzige überlebende Attentäter soll zugegeben haben, er sei Mitglied der in Pakistan ansässigen Extremistenorganisation Lashkar-e-Taib. Ziel der Tat sei eine «indische Version des 11. September» gewesen.
Am Samstag hatten indische Sicherheitskräfte mit der endgültigen Einnahme des Luxushotels «Taj Mahal» das 60-stündige Terrordrama in Bombay beendet. Dabei kamen nach jüngsten offiziellen Angaben mindestens 172 Menschen ums Leben, darunter 28 Ausländer. Fast 300 Menschen wurden verletzt.
li (Quelle: sda)
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