Dienstag, 18. November 2008 / 06:59:55
Yahoo!-Chef Jerry Yang tritt zurück
Sunnyvale - Internet-Wunderkind und Yahoo-Gründer Jerry Yang tritt zum zweiten Mal von seinem Chefposten bei dem Internetportal ab. Yang werde Yahoo! nur noch leiten, bis der Verwaltungsrat einen Nachfolger gefunden habe.
Das teilte das Unternehmen am Montag (Ortszeit) mit. Yang zieht die Konsequenzen aus dem massiven Druck nach der geplatzten Übernahme durch Microsoft. Sein Rückzug heizte umgehend neue Übernahmespekulationen an. Yahoo! kämpft mit sinkenden Gewinnen und streicht derzeit weltweit rund zehn Prozent der Stellen.
Der 40-jährige Yang hatte den Posten an der Spitze von Yahoo erst vor einem Jahr erneut angetreten, da sein eigener Nachfolger auf dem Yahoo-Chefsessel erfolglos im Kampf den Konkurrenten Google geblieben war. Auch Yang gelang es jedoch nicht, Yahoo im Wettbewerb gegen den neuen Internetgiganten zu stärken.
Liebling der Börse
Mitte der 90er-Jahre gehörte der aus Taiwan stammende Yang zu den wichtigsten Wegbereitern der Internet-Revolution. Er kam im Alter von zehn Jahren ins Silicon Valley. Als Student der Elektrotechnik entwickelte er gemeinsam mit seinem Studienkollegen David Filo die Idee, eine Themenliste als Internet-Wegweiser zu entwickeln.
Aus dem redaktionell gepflegten Web-Führer entwickelte sich bald ein umfangreicher Katalog, dem die beiden den Spitznamen «Yet Another Hierarchical Officious Oracle» («Noch ein anderes hierarchisches offizielles Orakel») gaben, abgekürzt Yahoo!.
Nach dem Börsengang im Frühjahr 1996 ging die junge Firma während des folgenden Internet-Booms zunächst zeitweise auf Höhenflug. Mit 118.75 Dollar erreichte die Aktie des Unternehmens, die heute noch für rund 11 Dollar gehandelt wird, seinerzeit einen Spitzenwert.
Mit Yahoo! reich geworden
Das Platzen der Internetblase kurz nach der Jahrtausends überlebte der frühe Stern des Internets. Auch wenn Yahoo heute nicht mehr gegen den Platzhirschen Google ankommt, gehört es zu den beliebtesten Seiten im Netz. Yang seinerseits belegt inzwischen auf der «Forbes»-Liste der reichsten Menschen der Welt Platz 524 - sein Vermögen wird allerdings immer noch auf 2,2 Mrd. Dollar geschätzt.
In der Kritik stand Yang zuletzt vor allem wegen seines harten Kurses gegen eine Übernahme durch Microsoft. Der Softwareriese hatte im Februar ein Angebot für Yahoo abgegeben und zuletzt 47 Mrd. Dollar geboten. Yang jedoch hatte abgelehnt - und sich in die Arme des Konkurrenten Google geflüchtet, mit dem er eine Kooperation bei Onlinewerbung vereinbarte.
Doch das Geschäft, das Yahoo schon im ersten Jahr hunderte Millionen Dollar hätte einbringen sollen, scheiterte am Widerstand der US-Wettbewerbshüter.
Neue Gespräche mit Microsoft?
Ob mit dem Rückzug Yangs nun die Bahn tatsächlich frei wird für neue Übernahme-Gespräche mit Microsoft, wie es viele Beobachter erwarten, bleibt abzuwarten.
Das ursprüngliche Milliarden-Angebot von Microsoft dürfte bei einem auf weniger als ein Drittel gefallenen Aktien-Kurs Geschichte sein. Zuletzt hatte der weltgrösste Softwarekonzern zudem wiederholt öffentlich erklärt, das Interesse längst verloren zu haben.
fest (Quelle: sda)
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