Donnerstag, 23. Oktober 2008 / 20:57:00
Sarah Palin auf Einkaufstour: «Shopping for President»
Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin gefällt sich in der Rolle der Durchschnittsamerikanerin und der berufstätigen Mutter. Doch wie viele typische Mütter bekommen Werbeartikel von Nobel-Boutiquen im Wert von 150’000 Dollar, die wiederum von anderen bezahlt werden?
Die Neuigkeit der Woche bezüglich ihrer Shopping-Trips war nur ein weiteres pikantes Detail im schnellen Auf- und deutlichen Abstieg des erstaunlichen Superstars der Republikaner.
Erinnern wir uns: es ist kaum zwei Monate her, da war Palin als beliebte Gouverneurin von Alaska einfach eine obskure Gestalt in der amerikanischen Politik. Dies änderte sich im letzten August, als John McCain sie als seine Vizekandidatin auserkor.
Abstieg des Superstars
Innerhalb kürzester Zeit schaffte sie es die grösste Aufregung zu verursachen, die der McCain Wahlkampf jemals erlebt hat: sie gewann die Republikaner für sich, mehrte die Menschenmengen während ihrer Kundgebungen und bewirkte eine Medienberichterstattung, die jene der Demokraten weit in den Schatten stellt.
Mangelte es auch ihrer Familie an Kleidung?
Ein McCain Berater erzählte mir, dass eines der praktischen Probleme bei ihrer Tour kreuz und quer durch das Land, ihre ungenügende Garderobe betraf. Anscheinend mangelte es auch ihrer Familie an Kleidung, denn plötzlich kam es zu beträchtlichen Einkäufen.
Ein einziger Besuch im Modehaus Neiman Marcus kostete mehr als 75’000 Dollar, doch das war nur die Hälfte der ausgegebenen Gesamtsumme. Letztendlich gingen die Rechnungen an die republikanische Partei, d.h. obschon diese darüber möglicherweise nicht in Kenntnis waren, wurden Parteispenden dafür aufgewendet.
Das eigentliche Problem ist nicht ihre Kleidung
Palins eigentliches Problem jedoch verbirgt sich hinter ihren Kostümen. Es geht um ihre Kandidatur. Prominente Republikaner, vom ehemaligen Aussenminister Colin Powell bis hin zu Reagans Redenschreiberin Peggy Noonan, haben öffentlich ihre mangelnde Erfahrung kritisiert.
Meist stimmen die Amerikaner damit überein. Eine «NBC/Wall Street Journal»-Umfrage Anfang September ergab, dass 47 Prozent der Wähler eine positive Meinung von ihr hatten im Vergleich zu 27 Prozent mit einer schlechten Meinung über Palin.
MaCains Problem heisst Sarah Palin
Jetzt haben 47 Prozent eine schlechte Meinung im Vergleich zu 38 Prozent mit einer guten Meinung. Die neue Umfrage zeigte, dass alles, was Palins Qualifikationen betrifft auch für McCain von Belang ist, noch vor allen anderen Wahlfaktoren.
Der Wahltag ist in knapp zwei Wochen und die meisten Umfragen sehen Barack Obama als Sieger hervorgehen. Überraschend ist, dass McCains vermeintlich «bestes Pferd» sein grösstes Problem wurde. Die Republikaner haben weder genügend Zeit noch einen Ausweg parat, um dies in Ordnung zu bringen.
Jonathan Mann - Campaign Trail Column für den 24.10.08
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «The Campaign Trail» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.
CNN-Kolumne von Jonathan Mann
Artikel per E-Mail versenden
Druckversion anzeigen
Newsfeed abonnieren
Links zum Artikel:
Weitere Informationen zur US-Wahl
In Verbindung stehende Artikel:
Palin trägt nach Protesten wieder eigene Kleider
Montag, 27. Oktober 2008 / 12:23:22