Mittwoch, 10. September 2008 / 07:08:30
Förderkürzung der OPEC stützt Ölpreis
Frankfurt - Nach dem Entscheid des Ölkartells OPEC, die Förderquoten zu senken, ist der Ölpreis wieder über die 100-Dollar-Marke gestiegen.
Ein Fass (159 Liter) der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) mit Auslieferung im Oktober kostete am frühen Abend 102.55 Dollar und damit 71 Cent weniger als am Vortag.
Der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent sank um 1.07 Dollar auf 99.28 Dollar. Vor Bekanntgabe der OPEC-Entscheidung war der Preis am Dienstagabend für Brent-Öl zum ersten Mal seit Anfang April unter 100 Dollar gesunken.
Die Mitglieder des Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) hatten sich in der Nacht auf Mittwoch nach langen Verhandlungen auf eine Fördermenge von 28,8 Mio. Fass pro Tag geeinigt. Das entspricht eine Verringerung von gut einer halben Million Fass.
Strikte Mengen
Alle OPEC-Mitglieder seien aufgerufen, sich «strikt an ihre Förderquoten zu halten», sagte OPEC-Präsident und algerische Ölminister Chakib Chelil. Dies betrifft vor allem Saudi-Arabien, das bislang seine Förderquote deutlich überschritten hat.
Das Land war damit den Industriestaaten entgegen gekommen, die angesichts des zuletzt auf fast 150 Dollar pro Fass gestiegenen Ölpreises von der OPEC eine Fördererhöhung gefordert hatten. Chelil sprach nun von einem Überangebot an Öl auf dem Weltmarkt und sagte trotz der OPEC-Beschlüsse weiter sinkende Preise voraus.
Die OPEC-Mitglieder range lange um die Quoten. Mehrere Länder - darunter Iran, Irak und Venezuela - drängten auf niedrigere Fördermengen beziehungsweise zumindest ein Einhalten der offiziellen Quoten, um den Ölpreis bei mindestens 100 Dollar pro Fass zu halten.
Analysten hatten mit gleichbleibenden Quoten gerechnet. «Das zeigt, dass die OPEC keine Angst davor hat, ein Preisniveau von 100 Dollar zu verteidigen», sagte ein Händler.
«Ich glaube aber nicht, dass das den Abwärtstrend am Ölmarkt wirklich stoppen kann», sagte ein anderer Marktteilnehmer. «Es werden wieder die rückläufige Nachfrage und Sorgen um die Entwicklung der Weltwirtschaft in den Vordergrund rücken.»
Konjunkturflaute bremst Verbrauch
Diese Einschätzung wurde vom monatlichen Bericht der internationalen Energie-Agentur (IEA) untermauert: Aufgrund der schlechteren wirtschaftlichen Lage und der hohen Preise werde die Nachfrage 2008 um 100'000 Fass pro Tag weniger wachsen als zunächst erwartet, teilte die Organisation mit.
2009 werde die Nachfrage um 890'000 Fass pro Tag steigen und damit um 40'000 Fass weniger als zunächst vorhergesagt. Der Verbrauch in den OECD-Staaten werde 2008 voraussichtlich um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr sinken, 2009 um weitere 1,1 Prozent, teilte die IEA am Mittwoch in Paris mit.
Die IEA begründet dies unter anderem mit einem Wandel im Lebensstil insbesondere in den USA, der angesichts der hohen Ölpreise zu einem niedrigeren Verbrauch geführt habe.
Die IEA gibt den Ölmarktbericht seit September 1983 heraus. In den Jahren von 1983 bis 2001 schwankte der Ölpreis zwischen 14 und 30 Dollar je Fass.
Anschliessend ging es steil aufwärts. Für die nächsten 25 Jahre mahnt die IEA grössere Transparenz der Produktionspläne an, um einen besseren Blick auf die Marktentwicklung zu bekommen: «Gut funktionierende Märkte brauchen Transparenz.»
fest (Quelle: sda)
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