Samstag, 2. August 2008 / 19:14:14
Opfer von Justizirrtum hofft auf Millionen-Entschädigung
London - Ein 48-jähriger Brite, der wegen Mordes acht Jahre im Gefängnis sass und nun im Berufungsprozess freigesprochen wurde, hofft nun auf eine hohe Entschädigung.
Für die Haftjahre könne Barry George - gemessen an früheren Entschädigungszahlungen - mit mehr als einer Million Pfund (rund 2,1 Mio. Franken) rechnen, berichtete die «Times». Zudem kann er George nach Medienangaben zwischen lukrativen Angeboten für die Veröffentlichung seiner Story wählen.
Barry George, der unter Epilepsie leidet und als geistig zurückgeblieben gilt, war 2001 schuldig befunden worden, in London die TV-Moderatorin Jill Dando mit einem Kopfschuss aus nächster Nähe getötet zu haben. Dando hatte beim Sender BBC die populäre Show «Crimewatch» moderiert, die britische Variante von «Aktenzeichen XY... ungelöst».
Nicht alle Fakten geprüft
George war in einem Indizienprozess zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Tat hatte er stets bestritten. «Nun ist er überwältigt von dem Freispruch, auf den er schon nicht mehr zu hoffen gewagt hatte», sagte seine Psychiaterin Susan Young am Freitag nach der Aufhebung des Mordurteils.
Mitarbeiter von Scotland Yard kritisierten die Entscheidung. Es seien damals bei den Ermittlungen, die ein ganzes Jahr dauerten, hunderte Menschen befragt und etliche Spezialuntersuchungen angestellt worden, erklärten sie. Nun sei der Freispruch nach nur acht Stunden dauernden Beratungen einer Geschworenen-Jury erfolgt, die kaum alle Fakten geprüft haben könne.
Das wichtigste Indiz, das seinerzeit zur Verurteilung wegen Mordes geführt hatte, war eine Spur von Schiesspulver an der Kleidung von George. Es stammte angeblich von der Mordwaffe. Über ein Motiv für die Tat hatte Scotland Yard nur spekulieren können.
tri (Quelle: sda)
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