Montag, 28. Juli 2008 / 07:27:59
17 Tote bei Anschlag - PKK streitet Schuld ab
Istanbul - Die türkische Regierung und die Sicherheitsbehörden verdächtigen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK, hinter den Bombenanschlägen vom Sonntagabend zu stehen. Die PKK weist die Vorwürfe zurück. 17 Menschen wurden getötet.
In einer belebten Fussgängerzone Istanbuls war am Sonntag zunächst gegen 21.45 Uhr Ortszeit in einem Abfallkorb ein kleiner Sprengkörper explodiert. Als Helfer herbeiströmten, zündeten die Täter gegen 22.00 Uhr die eigentliche Bombe.
Dabei wurden nach offiziellen Angaben 17 Menschen getötet und mehr als 150 verletzt. Unter den Toten befanden sich ein zwölf Jahre altes Mädchen und eine hochschwangere Frau.
Fingerzeig auf PKK
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan besichtigte am Montag den Ort des Attentats im Stadtteil Güngören auf der europäischen Seite der Zehn-Millionen-Metropole.
Erdogan hat Rebellen der PKK indirekt mit dem schweren Bombenanschlag in Istanbul in Verbindung gebracht: «Wenn man ihnen einen Namen gibt, macht man Propaganda für sie.» Unmittelbar nach dem Anschlag hatten schon die Sicherheitsbehörden die PKK bezichtigt.
«Den Informationen zufolge, die ich von der Polizei habe, war dies die Arbeit der PKK», wurde auch Oppositionsführer Deniz Baykal vom Fernsehsender NTV zitiert. «Mit Gewalt, dem Töten unschuldiger Menschen und Terrorismus können keine Ziele erreicht werden», betonte Präsident Abdullah Gül nach den Explosionen.
Auch die türkischen Medien hatten die PKK zuvor für die Tat verantwortlich gemacht. Die Rebellen hätten damit gegen eine Reihe von türkischen Militäreinsätzen in den Rückzugsgebieten der PKK protestieren wollen.
PKK weist Schuld von sich
Die PKK wies eine Beteiligung an dem Anschlag jedoch zurück: «Dies ist ein dunkles Ereignis... Dieses hat keinerlei Verbindung zum Kampf der Kurden für Freiheit», sagte der Leiter der politischen Sektion der PKK, Zubeyir Aydar, der Nachrichtenagentur Firat, die mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei verbundenen ist. «Sie können keinerlei Verbindung mit der PKK herstellen.»
In der Vergangenheit hatten auch radikale Linksextremisten sowie islamistische Fundamentalisten mehrfach blutige Attentate etwa auf Synagogen oder das britische Konsulat in Istanbul verübt.
Kurz nach der Explosion wurden drei Teenager als Tatverdächtige festgenommen. Sie bestritten die Vorwürfe jedoch und gaben an, sich dort aus Furcht versteckt zu haben, wie die Agentur ANKA berichtete.
Internationale Gemeinschaft betroffen
NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer verurteilte den Bombenanschlag scharf. «Dieser abscheuliche Terrorangriff war gezielt und brutal gegen Zivilisten gerichtet.»
EU-Chefdiplomat Javier Solana sicherte der Türkei die Unterstützung der Europäischen Union zu. In einer Erklärung der französischen EU-Ratspräsidentschaft hiess es, die EU stehe «entschlossen an der Seite der Türkei im Kampf gegen den Terror.» Auch die EU-Kommission verurteilte den Anschlag und drückte ihre Solidarität mit den türkischen Bürgern aus.
dl (Quelle: sda)
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