Freitag, 18. Juli 2008 / 09:40:00
US-Wahl: Sommerpause mit Enthusiasmus-Faktor
Schlaue Leute gehen in der Sommerhitze alles etwas langsamer an und halten sich lieber im Schatten auf. So ist es auch mit der Politik in den USA:
Die Präsidentschaftswahl ist erst im November, und Wahlkampfstrategen tendieren dazu, bis zum Herbst mit weiteren Schritten zu warten.
Jedoch nicht dieses Jahr. In diesem Jahr sind die Vereinigten Staaten und die ganze Welt was die Wahl des nächsten amerikanischen Präsidenten angeht weit aufgeregter als sonst.
Begeisterung als Wahlfaktor
Und diese Begeisterung ist ein wichtiger Faktor im Wahlkampf von dem Demokraten Barack Obama und dem Republikaner John McCain.
Die meisten Meinungsforscher sehen Obama minimal vor McCain. Es handelt sich nur um eine paar Prozentpunkte, zu wenig, um jetzt schon eine Prognose zu wagen, und zu viel Zeit bis zur Entscheidung im November.
Begeisterung trotz Sommerhitze
Spezielle Meinungsumfragen zu der Begeisterung für die einzelnen Präsidentschaftsanwärter ergaben eindeutigere Ergebnisse. Ein Kandidat liegt hier ganz vorne. Eine Umfrage der «Washington Post» und «ABC News» ergab im letzten Monat, dass 54 Prozent von Obamas Anhängern den Wahlkampf mit sehr grossem Eifer verfolgen, im McCain Lager sind es nur 17 Prozent.
Bei einer «USA Today» und Gallup Umfrage waren es sogar 67 Prozent für Obama und nur 31 Prozent für McCain.
Das Pew Research Center hat sogar ermittelt, dass 39 Prozent der McCain Anhänger Obama für den sympathischeren Kandidaten halten, und nur 34 Prozent den eigenen Kandidaten favorisieren. Dazu kommt die hohe Wählerbeteiligung der Demokraten während der Vorwahlen, die Rekordsummen bei den gesammelten Spendengeldern der Partei und nicht zuletzt Obamas Charisma, das alle mitreisst.
Begeisterte Wähler gehen am 4. November zur Wahl
Was hier passiert, nennt man den «Enthusiasmus Faktor». Begeisterte Wähler verfolgen den Wahlkampf leidenschaftlich, reden mit ihren Freunden über Politik, opfern bereitwilliger Zeit und Geld für den Sieg ihres Kandidaten und - am wichtigsten: sie gehen am 4. November zur Wahl.
Traditionell wählen in den USA eher Republikaner als Demokraten, ältere Wähler eher als jüngere und Weisse eher als Schwarze. Diese Disparitäten werden in den Umfragen einkalkuliert. Der Abstand zwischen den Kandidaten mag gering erscheinen, wenn man lediglich die Zahlen betrachtet. Aber dieses Jahr ist alles anders – das spürt man im ganzen Land. Und das ist im Augenblick ein eindeutiger Vorteil für Obama.
Jonathan Mann - Campaign Trail Column für den 18.7.08
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «The Campaign Trail» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.
CNN-Kolumne von Jonathan Mann
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