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Freitag, 13. Juni 2008 / 17:03:46

Unser Tor des Monats: Gerhard Blocher

Diese Geschichte handelt von politischen Wildschweinen, Bergziegen, Rehkühen und dem Rausch(en) des ganz grossen Durchbruchs.

Es ist bereits Viertel vor sieben, als Kellenberger* das Haus verlässt und einige Augenblicke regungslos vor dem Eingang stehen bleibt, um den schon etwas kühler gewordenen Abendwind über sein Gesicht streichen zu lassen.

Nun wird Kellenberger erst richtig bewusst, wie heiss ihm da drin geworden ist; eine fiebrige Hitze, wie sie sich einstellt, wenn man von einer unbändigen Freude erfasst wird, die man zugleich nach aussen verbergen möchte; ein heisses Glücksgefühl, das im Bauch beginnt und sich dann kribbelnd im ganzen Körper ausbreitet. So, wie vor rund vier Monaten, als die Sache mit Valentina begonnen hat.

Aufgestaute Erregung
Valentina! Kellenberger greift in der rechten Aussentasche seines Vestons nach seinem Handy und wählt. Valentina scheint noch zu arbeiten, hat direkt auf die Combox umgeleitet. Er bricht den Anruf ab. Keine Lust, die aufgestaute Erregung in eine virtuelle Sprachkonserve zu giessen. Kellenberger greift ins Innere seiner Freitag-Tasche, um sich zu vergewissern, dass sein Olympus LS-10, das neue Aufnahmegerät, noch da ist, dann beginnt er mit kaum zu unterdrückender Hast Richtung Post loszumarschieren.

Das LS-10, das ist im Moment sein wertvollster Besitz überhaupt. Der nächste Bus Richtung Neunkirch-Schaffhausen wird erst in einer halben Stunde fah­ren, das heisst, er dürfte nicht vor neun Uhr zurück in Zürich sein. Kellenberger biegt mit unruhigem Schritt von der Hauptstrasse in die Wunderklingerstrasse ein, ohne von seiner Umgebung ernsthaft Notiz zu nehmen. Auf der Höhe der Mühlgasse nimmt er erneut sein Handy hervor und tippt hastig eine SMS. Vale, bischo home? Wenn nöd kauf unterwex please 1 flasche veuve! Sgitt öppis zu feiern!!! Nachricht ausgeliefert, zeigt der Bildschirm an, während das Gerät zweimal kurz vibriert. Kellenberger steckt es in die Aussentasche zurück, während er mit der anderen Hand abermals kurz nach dem Diktiergerät tastet. Alles noch da. Alles noch beim Alten. Aber nicht mehr lange.

Während er durch Hallau geht, saugt Kellenberger Schritt für Schritt dieses Glücksgefühl in sich auf, das ihn durchströmt, geniesst die Gewissheit, dass dieser Tag sein Leben verändern wird. Keine Frage, die Play-Taste seines Olympus LS-10 würde ihn in der Schweizer Medienszene nach ganz oben katapultieren. Nun würde es bald an ihm liegen, zu entscheiden, ob am Zürcher Presseball so unausstehliche Wichtigtuer wie Peter Hartmeier oder Hannes Britschgi seiner Aufmerksamkeit würdig sind. Und nicht umgekehrt, wie im letzten Jahr. Und bei Markus Wiegeland würde er darauf bestehen, den ganzen Artikel gegenzulesen, nicht nur die Zitate, falls dieser ihn als Journalist des Jahres porträtiert. Dass er das tun wird, ist keine Frage.

Kellenberger schaut auf die Uhr. Längst ist er bei der Post angekommen, der Bus wird frühestens in 15 Minuten hier sein. Vom Kirchturm her schallen sieben Glockenschläge. Gekommen ist ihm die Idee mit Gerhard Blocher eigentlich schon viel früher. Kurz nachdem das Schweizer Fernsehen den Dokfilm über den bundesrätlichen Bruder ausgestrahlt und damit die Abwahl des Justizministers besiegelt hatte. Dieser Kerl hat noch nicht alles Pulver verschossen, hatte er schon damals mit einer Mischung aus Abscheu und Faszination gedacht. Dieser Gerhard ist der Schlüssel zum Verständnis der ganzen Führungsriege und damit das Werkzeug zur Demontage der mächtigen Partei.

Erschlichenes Vertrauen
Natürlich ist die Idee einer Reportage über Gerhard Blocher allein noch keine Sensation, dafür hätte er nicht einmal den Zürcher Journalistenpreis auf sicher. Umso gerissener aber der Kniff, sich als naiv-linkischer Multimedia-Praktikant der Partei-Website auszugeben, der über Christophs Bruder ein Porträt machen will. Die Idee ist ihm nach der als Hass-Duell angekündigten Arena-Sendung gekommen, weit weniger getrieben vom politischen Willen für oder gegen etwas Bestimmtes als vom Gefühl, sich endlich aus seiner Teilzeitstelle bei einem Zürcher Lokalradio emporzuarbeiten. Gerhard Blocher war schon am Telefon begeistert von der Sache. Er freue sich auf den Besuch des Internet-Praktikanten, auch wenn er von der Sache nichts verstehe.

Das Telefon surrt, Kellenberger holt es eilig hervor. Es ist nicht Valentina, sondern der Sender. Kellenberger drückt Abweisen. Noch weiss er nicht, ob er mit dieser Sache überhaupt zurück zum Sender will. Oder sie gleich selbst irgendwie rausbringen, damit seine Karriere umso mehr davon profitieren kann.

Wildsau, Ziege, Reh
Fünf Stunden hat Gerhard Blocher vertrauensselig geredet wie ein Buch. Fünf Stunden stand das LS-10 mit rot leuchtender Aufnahme-Diode auf dem Salontisch. Kernige Aussagen und süffige Quotes fielen im Überfluss. Angefangen mit der Wildsau Widmer-Schlumpf. Oder Calmy-Rey, der senilen Bergziege. Oder Leuthard, das waidwunde Reh, das den Gnadenschuss verdient hat. Und so weiter. Dann wurde Gerhard nachdenklich, ja beinahe trübsinnig. Man habe intern längst registriert, dass Christoph abgegeben habe. Hinter den Kulissen herrsche Beklemmung.

Die Aussetzer, die Konzentrationsschwäche, die kurzzeitig entstellten Gesichtszüge. Vielleicht einfach das Alter. Aber was, wenn nicht? Der Nachwuchs sei noch nicht bereit. Brunner, Amstutz, Mörgeli seien gut und recht. Aber die seien allen Ernstes doof genug selbst zu glauben, was sie nach aussen vertreten. Für die wahren Beweggründe, warum Christoph das alles tue, warum sich ein Milliardär als Mann des Volkes ausgebe, seien noch nicht einmal sie reif. Und dann kamen die Sätze, die Kellenberger berühmt machen würden.

Kellenberger greift in die Freitag-Tasche, er muss sich das gleich noch einmal anhören. Er klaubt das LS-10 hervor und drückt auf Play. Kellenberger hört, dass Widmer-Schlumpf eine Wildsau von einer Bundesrätin sei, dann vernimmt er ein kurzes Knacksen. Mit versteinerten, ja entstellten Gesichtszügen hört Kellenberger ein dumpfes Rauschen und etwas, das wie hastige Schritte klingt.

Kellenberger hört weiter, regungslos, Minute für Minute, irgendwann dringen sieben Glockenschläge aus der rauschenden Monotonie, obwohl drüben am Hallauer Kirchturm der Zeiger gerade auf Viertel nach springt. Als der Bus endlich in die Wunderklingerstrasse einbiegt, spürt Kellenberger, wie in der Vestontasche das Handy dreimal vibriert. Hallo schatz, schampus gekauft! Hät dini rolle als tolpatsch funktioniert? Gratulierä! Kuss! Vale.

* Name von der Redakion geändert.

Marco Ratschiller

mr (Quelle: Nebelspalter)

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