Donnerstag, 5. Juni 2008 / 15:55:00
18 Millionen Wähler wollten Hillary Clinton
Barack Obama und die amerikanischen Wähler haben diese Woche Geschichte geschrieben: er hat die Stimmenmehrheit zur demokratischen Präsidentschaftsnominierung erhalten.
Bleibt nur die Frage: wie lange wird sich Hillary Clinton ihm in den Weg stellen? Und die Anschlussfrage: was wird mit ihr passieren, mit Ihren Wählern und deren Geldern. Darüber redet sie bisher nicht.
Sie hat verlauten lassen, dass sie keineswegs schnell von der Bildfläche verschwinden wird. «Ich werde mich mit den Parteiführern und Wahlkämpfern der Demokraten beraten und mich dann im Interesse der Partei und des Landes für einen Weg entscheiden.»
Dabei wusste man schon seit Wochen, dass Obama die demokratische Präsidentschaftskandidatur für sich gewinnen würde, als erster Afroamerikaner, gewählt von einer der beiden grossen amerikanischen Parteien. Sein Vorsprung war einfach zu gross, um daran zu zweifeln.
Aber vor sechs Monaten, als der Wahlkampf losging, war es Hillary Clinton, die die Umfragewerte anführte. Es war Clinton, die jeden Grund zur Annahme hatte, sie würde die erste sein. Die erste Frau als Präsidentschaftskandidatin.
Bis zum Schluss führte Clinton konsequent ihren Wahlkampf. Als die Vorwahlen letzte Woche beendet wurden, gewann sie sogar noch in South Dakota. Aber Obama siegte in Montana, und das war mehr als genug, um die Kandidatur endgültig für sich zu gewinnen. Es bedeutete das «Aus» für Clinton, doch sie gab immer noch nicht auf.
Rund die Hälfte der Demokraten wollen Clinton
Sollte man sie dazu zwingen? Clinton hat immerhin über 18 Millionen Wähler hinter sich. Viele haben in Umfragen gesagt, dass sie, im Fall von Clintons Aufgabe keineswegs für Obama stimmen würden. Das ist rund die Hälfte der Demokraten, verheerend für Obama und eine offene Flanke für den republikanischen Gegner McCain.
Obamas Wahlkampfteam hat bereits angekündigt, mit den Fundraisern von Hillary Clinton zusammenzuarbeiten, die für ihren Wahlkampf bisher über 150 Millionen US-Dollar gesammelt haben und wahrscheinlich für Obama weitere Millionen mehr auftreiben könnten.
So wird sie inzwischen fast hofiert, in einer Art und Weise, die vor nur ein paar Wochen undenkbar gewesen ist.
Clinton und ihr Wahlkampfteam wollen jedoch mehr: sie hoffen auf die Einladung Obamas zur Vize-Präsidentenkandidatin. Clinton gab diese Woche inoffiziell zu verstehen, dass sie eine solche Offerte annehmen würde.
Dieses Szenario ist durchaus möglich, aber es ist nun Obamas Entscheidung und keineswegs sicher. Der Kampf ums Weisse Haus geht weiter, erst einmal ohne sie. Aber das sieht Hillary Clinton noch anders.
Jonathan Mann - Campaign Trail Column für den 6.6.08
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «The Campaign Trail» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.
CNN-Kolumne von Jonathan Mann
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