Samstag, 3. Mai 2008 / 14:28:56
Literarischer Debütant(inn)en-Ball
Solothurn - Die Solothurner Literaturtage präsentieren über ein Dutzend literarische Debüts aus der Schweiz. Erste Kostproben zeigten: Die wenigsten werden in die Literaturgeschichte eingehen, aber spannend sind sie allemal.
Am meisten bestach die gebürtige Deutsche Anja Jardine mit der Erzählung «Nur fünf Minuten» aus dem Band «Als der Mond vom Himmel fiel». Darin reimt sich ein Zimmermädchen aus dem Zustand der Hotelzimmer die Charakter der abwesenden Bewohner zusammen. Mit einem Hotelgast tauscht sie sogar geheime Reime. Am Schluss steht ein Leichenfund - aber «nichts Schlimmes».
Jardine profitiert möglicherweise vom Muttersprachen-Bonus. Denn ganz so geschmeidig formulieren die im Dialektraum geborenen Autorinnen nicht. Dennoch beeindrucken auch sie. Da ist etwa die Zürcherin Annette Hug, die in «Lady Berta» das Leben einer Grossmutter aus der Perspektive der Enkelin erzählt.
Stars sind morgen angesagt
Ebenfalls eine alte Frau hat sich die Zürcher Buchhändlerin Lea Gottheil in «Wenn ein Laib Brot vom Himmel fiele» literarisch erschlossen. Ausgehend von nur zwei Interviews vor dem Tod der «Informantin» erzählt sie von Lotte, ihrer entbehrungsreichen Kindheit im Krieg und dem verhältnismässig steilen Aufstieg zur Kunsthandwerkerin.
Die zweite Hälfte der Literaturtage gehört den Stars: Es sind Bundesrat Moritz Leuenberger, Adolf Muschg und Wissenschafts-Thriller-Autor und Anti-Babypillen-Erfinder Carl Djerassi. Höhe- und Schlusspunkt ist ein Podium mit Muschg zur alten Frage des politischen Engagements von Literaten.
Insgesamt präsentieren bis am Sonntag um die 70 Autoren in Solothurn ihre Werke.
tri (Quelle: sda)
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