Donnerstag, 24. April 2008 / 21:54:00
Munition für die Republikaner
Barack Obama hat ein Problem mit einem seiner Freunde: einem erklärten Ex-Terroristen, der nie vor Gericht stand, nichts bereut und dem es leid tut um die Taten, die er nicht mehr begehen konnte.
Wir erinnern uns, Obama bewirbt sich gerade um den Posten des Oberbefehlshabers im weltweiten Krieg gegen den Terrorismus, deswegen ist ihm die Situation ein kleines bisschen unangenehm.
Baracks alter Freund Bill
Obama hat die Vorwahlen in Pennsylvania am vergangenen Dienstag verloren. Bisher gab es keinen Hinweis darauf, dass sein alter Freund Bill Ayers ihm geschadet haben könnte, aber darauf wird man nicht lange warten müssen. Es ist eine Wahnsinnsgeschichte und zweifellos werden wir alle bald mehr davon hören.
Ayers ist heutzutage Professor und ein Nachbar der Obamas in Chicago. Früher, in den wilden Sechzigern und Siebzigern, war Ayers Mitglied einer amerikanischen Terrororganisation namens «The Weathermen».
Das Ganze ist schon so lange her, dass man manche Amerikaner daran erinnern muss, dass es sich nicht um einen Meteorologenclub handelte. Der Name stammt aus einem Lied von Bob Dylan: «you don’t need a weatherman to tell which way the wind blows.»
Bill der Ex-Terrorist
Aber die «Weathermen» waren nicht nur Hippies, die gerne Folk hörten. Die Weathermen legten Bomben in Regierungsgebäuden und töteten unschuldige Menschen. Ayers war in die Aktivitäten der Gruppe tief verstrickt. Er hat zugegeben, an Anschlägen auf die New Yorker Polizeizentrale, das Capitol in Washington und das Pentagon beteiligt gewesen zu sein.
Er entkam seinem Verfahren, weil durch ein Fehlverhalten eines Staatsanwaltes die Anklage abgewiesen wurde, aber seine Vergangenheit ist kein Geheimnis. Er hat ein Buch mit Memoiren geschrieben und sagte der New York Times: «Ich bereue die Bombenanschläge nicht [...] Meiner Meinung nach haben wir nicht genug getan.»
Unglücklicherweise wurde genau diese Bemerkung am 11. September 2001 veröffentlicht – dem Tag, an die anderen Terroranschläge auf die Vereinigten Staaten stattfanden.
Wie gesagt, das ganze ist ein wenig unangenehm
1995, als Obama für den Senat in Illinois kandidierte und so seine politische Karriere begann, hielt er in Ayers’ Haus ein Wahlkampfmeeting ab. Auch in der Leitung einer örtlichen Gemeindeorganisation arbeitete er mit Ayers zusammen und ein Wahlkampfleiter beschrieb die beiden als «Freunde».
Als kürzlich bei einer Fernsehdebatte Ayers’ Name erwähnt wurde, sagte Obama: «Die Schlussfolgerung, dass es etwas über meine Wertvorstellungen aussagt, dass ich jemanden kenne, der vor 40 Jahren, als ich acht Jahre alt war, abscheuliche Dinge getan hat, ist abwegig.»
Hilary Clinton nannte Ayers als eine der Schwächen, die den Demokraten zum Schaden gereichen könnte, falls sie Obama zum Kandidaten wählen würden.
Noch sind die Republikaner still
Die Republikaner waren bis jetzt ziemlich still. Es scheint fast, als ob Ayers so gute Munition ist, dass die Republikaner sie sich aufsparen wollen, bis sie sie brauchen und sie so richtig weh tun wird.
Jonathan Mann - Campaign Trail Column für den 25.4.08
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «The Campaign Trail» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.
Kommentieren Sie jetzt die aktuelle CNN-Kolumne oder veröffentlichen Sie Ihren Standpunkt zu bereits bestehenden Leser-Meinungen. Unter allen, bis am 26. April 2008 veröffentlichten Forumeinträgen verlosen CNN International und news.ch einen iPod nano. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
CNN-Kolumne von Jonathan Mann
Artikel per E-Mail versenden
Druckversion anzeigen
Newsfeed abonnieren
Links zum Artikel:
Weitere Informationen zur US-Wahl
In Verbindung stehende Artikel:
Obama holt trotz Ex-Pastor bei Superdelegierten auf
Donnerstag, 1. Mai 2008 / 17:47:41