Donnerstag, 17. April 2008 / 19:53:00
Bill und Hillary: Eine politische Ehe
Manchmal gibt es sicher Tage, an denen Hillary Clinton richtig froh ist über den Mann, mit dem sie verheiratet ist. An anderen Tagen wiederum kann sie kaum mit ihm zufrieden sein.
Zehn Jahre nachdem Bill Clintons zweideutiges Interesse an einer White-House-Praktikantin an die Öffentlichkeit kam, ist er nun ein unermüdlicher Aktivist im Wahlkampf seiner Frau.
Spannungen
Das Problem ist nur, dass er ihr in letzter Zeit öfter im Weg steht – und langsam zeigen sich auch die Spannungen zwischen ihnen.
Gegenüber Journalisten gab Bill letztens zu Protokoll, dass als Hillary mit ihm über seinen letzten Fauxpas im Wahlkampf gesprochen hätte, sie ihn angewiesen habe, er solle sich heraushalten: «Let me handle it». Er habe devot mit «Yes, Ma’am» pariert.
Fauxpas
Als der Wahlkampf begann, agierte Bill Clinton meist hinter den Kulissen. Je heisser der Kampf ums Weisse Haus wurde, je mehr begann er sich zu involvieren und liess dabei kaum ein Fettnäpfchen aus: Er erzürnte die Afro-Amerikaner als er Barack Obamas politische Ablehnung des Irak-Kriegs als «Märchen» bezeichnete. Damals hielt man das für eine eher harmlose Beleidigung.
Interessenkonflikt
Dann ein unerwarteter Interessenkonflikt zwischen den Ehepartnern: Hillary hatte ihren Chefstrategen demontiert, nachdem dieser zugegeben hatte, dass Kolumbien seinem Unternehmen 300’000 Dollar gezahlt hat, um einen Handelsvertrag zu unterstützen, gegen den sich Hillary in ihrem Wahlkampf ausspricht. Nun kam ans Licht, dass auch Bill Clinton 800’000 Dollar für seine Beratung einer kolumbianischen Firma einstrich, die ebenfalls diesen Handelsvertrag befürwortete.
Ausrutscher
Ein anderer Ausrutscher, der wieder hochkochte. Wochen, nachdem herauskam, dass Hillary Clinton sich bei einem Bosnien-Besuch keineswegs in gefährlichem Kreuzfeuer befunden hatte, wie sie ursprünglich angab, grub Bill Clinton diese Geschichte wieder aus. Dabei wollte er sie eigentlich nur verteidigen, brachte aber diese Peinlichkeit zusammen mit seinen eigenen unwahren Statements erneut in die Presse.
Ab diesem Zeitpunkt gab sie ihm zu verstehen, dass er sich ab jetzt zurückhalten solle. Nicht genug, sie gab ein Statement heraus, welches besagte, sie schätze die Hilfe ihres Ehemannes sehr, doch man solle sich in erster und einziger Linie an sie halten. Autsch.
Öffentliche Ehe
«Jedesmal wenn sie grade wieder etwas Rückenwind gewonnen hat, kommt Bill daher und sagt etwas, dass sie erneut zurückwirft», sagt die Journalistin und Autorin Cokie Roberts. Sicher wird er sie nicht um die Kandidatur bringen, aber man darf sich wundern und fragen, wie diese öffentliche Ehe im privaten Bereich aussieht.
Jonathan Mann - Campaign Trail Column für den 18.4.08
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Er moderiert das wöchentliche Politmagazin «The Campaign Trail» auf CNN International. Der Text steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung.
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