Mittwoch, 16. April 2008 / 08:49:25
US-Studie: Risiken für Vioxx heruntergespielt
New York - Im Skandal um das 2004 vom Markt genommene Schmerzmittel Vioxx erheben US-Mediziner schwere Vorwürfe gegen den amerikanischen Pharmakonzern Merck & Co. Das Unternehmen habe zuvor Todesfälle von Alzheimer-Patienten verschwiegen und die Risiken des Medikaments heruntergespielt.
Die Ergebnisse der Analyse von zum Teil firmeninternen Dokumenten durch eine Forschergruppe der Universität in Seattle (US-Bundesstaat Washington) sind im Journal des US-Ärzteverbands («JAMA», Bd. 299, S. 1813) vom Mittwoch zusammengefasst.
Dem «JAMA»-Bericht zufolge soll eine interne Studie von Merck im April 2001 einen drastischen Anstieg der Todesfälle bei Alzheimer-Patienten nach der Einnahme des Wirkstoffs Rofecoxib ergeben haben. Von 1069 mit dem Medikament behandelten Patienten starben 34.
In der etwa gleich grossen Gruppe von Alzheimer-Kranken, die nur ein Placebo bekamen, gab es dagegen lediglich 12 Todesfälle. Diese Zahlen seien weder den amerikanischen Gesundheitsbehörden noch der Öffentlichkeit zeitnah mitgeteilt worden, schreiben die Autoren Bruce Psaty und Richard Kronmal.
Unternehmen dementiert
Der Pharmakonzern wies die Vorwürfe zurück. «Die Behauptung, Merck habe Sterblichkeitsdaten aus Alzheimer-Studien unrichtig dargestellt, ist schlichtweg falsch», erklärte der Forschungspräsident des Unternehmens, Peter Kim. Das Unternehmen habe alle Daten aus den Alzheimer-Studien von 2001 und die nachfolgenden Analysen an die US-Arzneimittelbehörde FDA geschickt.
Vioxx, einst ein Kassenschlager des US-Pharmariesen, war 2004 vom Markt genommen worden, nachdem eine Studie ein erhöhtes Herzrisiko bei Patienten zeigte, die das Schmerzmittel mindestens 18 Monate eingenommen hatten.
In einem jahrelangen Rechtsstreit um die Folgen einigte sich Merck im November 2007 schliesslich mit einem Grossteil der Kläger auf eine Milliardenentschädigung. Danach richtete das Unternehmen einen Fonds in Höhe von 4,85 Mrd. Dollar ein.
fest (Quelle: sda)
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