Samstag, 12. April 2008 / 23:46:39
EU hält an Biosprit-Ziel fest
Brdo - Trotz der weltweit steigenden Nahrungsmittelpreise hält die EU am Ziel fest, mehr Kraftstoff aus Nutzpflanzen zu gewinnen. Die EU möchte den Anteil an Biosprit am gesamten Kraftstoffverbrauch auf 10 Prozent steigern.
Voraussetzung sei, dass Kriterien festgelegt würden, um die Nahrungsmittelversorgung und die Umwelt nicht zu gefährden, erklärten EU-Kommission und Ratspräsidentschaft am Samstag nach einem Treffen der EU-Umweltminister im slowenischen Brdo.
So ist zum Beispiel vorgesehen, dass für den Anbau von Biosprit-Rohstoffen kein Wald gerodet und kein Moor trocken gelegt werden darf. Die Vorgabe zur Steigerung von Biokraftstoff gehört zum Gesetzespaket, mit dem die EU den Ausstoss von Treibhausgasen um 20 Prozent bis 2020 senken will.
Allerdings explodieren unter anderem wegen des zunehmenden Anbaus von Weizen, Mais, Zucker oder Palmöl für die in den USA und in der EU subventionierten Pflanzenkraftstoffe weltweit die Nahrungsmittelpreise.
Nach Angaben der Weltbank kletterten diese in den vergangenen drei Jahren um 83 Prozent, für Weizen sogar um 181 Prozent. In Haiti, Bangladesch, Ägypten und einigen afrikanischen Staaten kam es deswegen zu Unruhen.
Verschiedene Gründe für Preisexplosion
Der deutsche Umweltminister Sigmar Gabriel forderte in Brdo, Standards auch für Importe von Futtermitteln festzulegen. Die Agrarkraftstoffe könnten nicht in erster Linie für den Preisanstieg verantwortlich gemacht werden.
«Die grosse Konkurrenz findet nicht statt zwischen Biomasse zur Energiegewinnung und Nahrungsmitteln, sondern zwischen Futtermitteln und Nahrungsmitteln», sagte er. Ohne strengere Regeln für Futtermittel würden Energiepflanzen auf Futterpflanzenäckern angebaut und für diese wiederum Regenwald zerstört.
Regeln für Fleischproduktion
Dazu kommt, dass immer mehr Fleisch gegessen wird, vor allem in aufstrebenden Ländern wie China. Dadurch werden immer mehr Anbauflächen für Getreide zu Viehweiden umfunktioniert. Hinzu kommt, dass ein Tier deutlich mehr Kalorien isst, als es nach seiner Schlachtung an Kalorien an den Menschen weitergibt.
Weitere Gründe für den Preisanstieg bei Nahrungsmitteln sind der Klimawandel, der unter anderem zu mehr Dürren führt, und der hohe Ölpreis.
Entwicklungshilfeexperten warnen, dass der Kampf gegen Hunger und Armut verloren gehen könnte. Weltbankpräsident Robert Zoellick warnte am Samstag bei der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Washington, dass wegen der Nahrungsmittelpreise die Erfolge der vergangenen sieben Jahre in Gefahr seien.
tri (Quelle: sda)
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