Dienstag, 25. März 2008 / 08:35:38
Damien Courtois: «Delphin ist meine Disziplin!»
Natürlich, entspannt, schnell – Damien Courtois schwimmt auf der Erfolgswelle. Der Genfer Schwimmer wurde von der Sporthilfe letztes Jahr als Westschweizer Nachwuchssportler des Jahres 2006 ausgezeichnet und wird auch in Zukunft hohe Wellen werfen. Courtois steht der zoom Redaktion Rede und Antwort.
Sporthilfe: Welches Verhältnis hast du zum
Wasser?
Damien Courtois: Meine Mutter war Schwimmerin,
mein Vater war Schwimmer, Trainer
und Wettkampfrichter. Ich habe als
Acht- oder Neunjähriger zusammen
mit meiner Schwester angefangen zu
schwimmen – bei Lancy-Natation.
Was brauchst du für ein effizientes
Training?
Courtois: Oh, mich muss man antreiben (lacht).
Mein derzeitiger Trainer, Benjamin Paris,
versteht, wie ich funktioniere. Er weiss,
dass mich nur Tritte in den Hintern
vorwärts bringen. Dies natürlich nur in
einem gewissen Rahmen…
Hast du schon immer gewusst, dass
Schwimmen dein Sport ist?
Courtois: Nein, am Anfang nicht. Ich habe
Landhockey gespielt und habe mich
dafür begeistert. Mit der Zeit hat die
Leidenschaft nachgelassen und ich
habe mich nach einem neuen Sport
umgesehen. Seither schwimme ich
und es gefällt mir immer noch. Dies
obwohl ich eigentlich gar nicht vor hatte,
Wettkämpfe zu bestreiten. Ich wollte einfach
nur schwimmen lernen. So richtig
gepackt hat es mich dann mit 11 oder
12 Jahren.
Was macht einen guten Schwimmer
aus?
Courtois: Schwimmen erfordert einen starken
Willen. Momentan bin ich über 20
Stunden die Woche im Wasser.
Das ist das Minimum. Laure
Manaudou (Französische Weltklasse-
Schwimmerin, Anmerkung der Red.)
kommt locker auf 40 Stunden.
Wird dir das Training nie zu viel?
Courtois: Nein, ich habe immer gut akzeptieren
können, dass ich oft trainieren muss.
Natürlich gibt es Momente, in denen
ich mich sehr müde fühle oder einfach
keine Lust habe. Aber dann trainiere ich
trotzdem. Vor drei Jahren hatte ich eine
kurze Phase des Zweifels. Aber ein bisschen
Druck von Aussen hat Wunder gewirkt
und ich habe dieses Tief überwunden.
Ist dein Trainingsalltag eintönig?
Courtois: Oh, ich verbringe häufig zwei
Stunden damit, die Kacheln auf
dem Grund des Schwimmbads
zu betrachten.Ich gebe zu, dass das Training nicht
immer verlockend ist, aber der Kampf
um gute Leistungen und Sekunden
ist spannend, genau wie die grosse
Willensleistung, die das Schwimmen
voraussetzt.
Schwimmst du gerne im Genfersee?
Courtois: Nein, ich kann mit offenen Gewässern
nichts anfangen. Wenn ich meine
Kacheln nicht mehr sehe, bin ich verloren
(lacht).
Wo liegen deine Stärken?
Courtois: Ich bin ziemlich vielseitig. Anfangs war
ich eher ein Mittelstreckler. Mit der Zeit
habe ich mich dann eher auf die 50
und 100 Meter-Strecke konzentriert.
Heute bestreite ich diese Disziplinen
im Delphin-Stil, das liegt meinem
Kö r p e r b a u sehr gut.
Der Delphin ist schwierig, nicht?
Courtois: Ich persönlich finde ihn den anstrengensten
aller Stile. Beide Arme sind
in ständiger Bewegung. Der einzige
Moment, an dem man loslassen kann
ist, wenn die Arme sich über den
Schultern befinden. Wenn man nicht
in guter körperlicher Verfassung ist, ist
der Delphin gnadenlos.
Schwimmst du auch noch die anderen
Stile?
Courtois: Ja, man muss alle Stile trainieren sonst
wird es zu eintönig. Ich trainiere alles
ausser Rücken. Im Rückenschwimmen
bin ich wirklich schlecht…
Seit wann schwimmst du Delphin?
Courtois: Letztes Jahr während eines Wettkampfs
habe ich mir plötzlich gesagt: «Und
wenn ich mal einen 50 Meter Delphin
schwimme?» Ich habe meine Bestzeit
pulverisiert, ich bin bei 25.8 Sekunden
gestoppt worden. Das hat mich angespornt
und ich habe weitergemacht.
Der Delphin ist jetzt meine Disziplin!
Du versuchst, dich für die Olympischen
Spiele in Peking zu qualifizieren…
Courtois: Ja, und ich habe gute Erfolgschancen.
Ich muss meine Bestzeit im 100 Meter
Delphin um eine Sekunde verbessern.
Das ist machbar. Ich will nach Peking.
Danach ist das nächste Ziel das Finale
oder sogar einen Podestplatz, an den
Spielen 2012 in London.
Wie sieht es bei dir finanziell aus?
Courtois: Seit ich in den nationalen Kadern bin,
ist es einfacher. Vorher hatte ich nur
rund 1’000 Franken pro Saison zur
Verfügung. Damit musste ich Material,
Reisen und Betreuung finanzieren.
Meine Eltern haben mich aber immer
unterstützt. (Damien Courtois erhielt
von der Sporthilfe 1’600 Franken
Preisgeld und einen einjährigen
Athletenvertrag über 400 Franken
monatlich. Anmerkung der Red.)
Wie trainierst du ausserhalb
des Wassers?
Courtois: Mit Joggen und Fahrradfahren
kann ich nichts anfangen.
Joggen kommt für mich
auch nicht in Frage
weil es auf den
Rücken schlägt. Ich
mache vor allem
Krafttraining. In
den letzten
fünf Jahren hat
sich mein Körper
verändert. Mit der Zeit habe ich dank meines
Körpers immer mehr Blicke auf mich
gezogen – das ist ein ziemlich angenehmes
Gefühl.
sro (Quelle: sda)
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Soirée Romande der Sporthilfe
Schweizerischer Schwimmverband
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