Mittwoch, 9. Januar 2008 / 12:21:03
Abfall-Zorn in Neapel: Wieder Ausschreitungen
Rom - Die Abfallkrise sorgt weiter für Unruhe in Neapel. Vor der Deponie im Vorort Pianura, die wegen der Abfallberge wieder eröffnet werden soll, ist es erneut zu Krawallen gekommen.
Wütende Bürger setzten Berge von Unrat in Brand und errichteten Strassenblockaden. Die Feuerwehr und die Polizei griffen darauf ein. Vermummte Jugendliche bewarfen den Sitz der Feuerwehr mit Molotowcocktails und schleuderten Steine gegen ein Auto von TV-Journalisten. Mehrere Autos brannten.
Die Demonstranten befürchten bei einer Wiedereröffnung der Deponie Gesundheitsschäden für die Anwohner. «Wir alle haben zumindest einen kranken Familienangehörigen zu Hause», sagen die Menschen im Pianura, die sich gegen die Wiedereröffnung der Anlage wehren.
Ihre Argumente werden durch einen Bericht des italienischen Gesundheitsinstituts gestützt: Binnen 15 Jahren stieg die Zahl der registrierten Krebsfälle in der Umgebung von illegalen Mülldeponien in der süditalienischen Region Kampanien um 84 Prozent. In den Gemeinden nördlich von Neapel befinden sich laut dem Bericht 1240 illegale Mülldeponien.
Sonderkommissar entsandt
Inzwischen arbeitet die Regierung Prodi an der Umsetzung des neuen Plans zur Bewältigung der Krise. Die Regierung sandte einen «Sonderkommissar» nach Neapel, der über das Abfallproblem wachen soll.
Neue Müllverbrennungsanlagen, Deponien und die zeitweilige Übernahme der Abfälle durch andere Gemeinden und Regionen sollen das Problem entschärfen.
Der Abfall in Neapel wird seit dem 21. Dezember nicht mehr entsorgt, da die städtischen Deponien voll sind. Die Bewohner verbrennen ihren Abfall selbst, so dass ständig dichter, stinkender Rauch über der Stadt hängt.
fest (Quelle: sda)
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