Mittwoch, 27. Juni 2007 / 16:06:12
«Handys sind gefährliche Waffen»
London/Zürich - Das zürcherische Urdorf ist kein Einzelfall: Auch in anderen Ländern sollen Mobilfunktelefone von den Schulen verbannt werden. Für die Generalsekretärin der britischen Lehrergewerkschaft NASUWT Chris Keates stellen Handys eine potenzielle Gefahr für die Gesundheit und den Ruf von Lehrern dar.
Das als Cyberbullying auch in Deutschland bekannte Phänomen, nimmt in Grossbritannien ungeahnte Ausmasse an. Keates kann über 100 Fälle aufzählen, in denen Lehrer mit Mobiltelefonen, E-Mails und auf Webseiten diffamiert werden. «Es wird Zeit, Handys in der Schule als potenzielle Waffe zu kategorisieren und ihre Benutzung von Schülern im Schulgebäude zu verbieten», fordert Keates.
«Ich habe die zuständigen Minister über rund 100 Fälle informiert, in denen Lehrer mit Handys, in E-Mails und vor allem auf Webseiten wie Bebo und Ratemyteacher beschimpft und belästigt worden sind», sagt Keates, die sogar die Schliessung dieser Webseiten fordert. Auch in Deutschland ist Cyberbullying, bei dem mit dem Handy gedrehte Videos ins Internet gestellt werden, ein Thema. Die Schlagzeile «Digitales Freiwild» ging durch die Medien, als der Philologenverband Mitte Juni zu Massnahmen gegen das Internet-Mobbing von Lehrern aufrief.
Angelsächsische Ausmasse noch nicht erreicht
Dennoch hat das Cyberbullying von Lehrern in Deutschland noch nicht die Ausmasse des angelsächsischen Raumes erreicht. Die in Grossbritannien gemobbten Lehrer rufen indes nach einem harten Durchgreifen von Seiten der Politik. Ein Verbot ist nach Ansicht von Georg Wessling, Sprecher im Kultusministerium Niedersachsen, nicht zielführend. «Man sollte das nicht dramatisieren, denn Streiche wurden den Lehrern schon seit je her gespielt.« Allerdings müsse man von Dingen unterscheiden, die tatsächlich Straftatbestände darstellen, wie etwa in dem Fall, bei dem Fotos von Lehrern auf Seiten mit pornografischen Inhalten gestellt wurden, erklärt Wessling im Gespräch mit dem Nachrichtenportal pressetext.
Sinnvoller sei der Ansatz, der von der Alfred-Teves-Schule im niedersächsischen Gifhorn verfolgt wird. Kurz nachdem die ersten Fälle von »Happy Slapping« auf dem Schulhof der Grund- und Hauptschule im November 2005 beobachtet wurden, reagierten Lehrer und Eltern mit medienpädagogischen Mitteln und setzen seitdem auf Prävention. Bei den Videoaufnahmen auf den Schülerhandys handelte es sich immerhin um strafrechtlich relevante Inhalte. Innerhalb weniger Tage wurde die Arbeitsgruppe Anti-Gewalt ins Leben gerufen, über deren Aktivitäten bundesweit in den Medien berichtet wurde.
Vernetzte Medienarbeit
In Folge wurde von der Schule das Projekt Medien AG ins Leben gerufen, die ihren Fokus auf die vernetzte Medienarbeit legt. In der von Lehrer Marcus Lüpke geleiteten Medien AG beschäftigen sich Schüler mit dem verantwortungs- und sinnvollen Umgang mit neuen Medien wie Internet und Mobiltelefon.
ht (Quelle: news.ch mit Agenturen)
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