Montag, 4. Juni 2007 / 10:53:23
Ex-Diktator Taylor erscheint nicht vor UNO-Tribunal
Den Haag - Vor einem Sondergericht in Den Haag hat der Prozess gegen den früheren liberianischen Präsidenten Charles Taylor begonnen. Der Angeklagte selbst erschien allerdings überraschend nicht zu der Verhandlung.
Der Anwalt Taylors verlas einen längeren Brief des Angeklagten, wie in Live-Bildern aus dem Gericht zu sehen war. Darin sprach Taylor von einer Scharade, an der er sich nicht beteiligen wolle.
Die Vorsitzende Richterin forderte den Anwalt mehrfach sichtlich verärgert auf, sich kurz zu fassen. Ein Vertreter der Anklage betonte, es gebe keinen Grund für den Ex-Diktator, nicht vor Gericht zu erscheinen.
Die Anklage
Der 59-Jährige muss sich vielmehr für die Unterstützung von Rebellen während des Bürgerkrieges im Nachbarstaat Sierra Leone verantworten.
Die von Taylor geförderten Rebellen mordeten, vergewaltigten, verstümmelten und schickten Kinder in den Kampf.
Der zehnjährige Bürgerkrieg in Sierra Leone, der rund 20'000 Menschen das Leben kostete, ist vorbei. Ein Sondergericht in Freetown verhandelt gegen die mutmasslichen Hauptverantwortlichen. Nur Taylor steht aus Sicherheitsgründen in Den Haag vor Gericht.
In Liberia musste Charles Taylor nach sechs Jahren brutaler Gewaltherrschaft abtreten. Er war 1997 nach einem achtjährigen brutalen Bürgerkrieg an die Macht gekommen.
Nigeria als komfortables Asyl
Im März 2003 setzte er sich angesichts einer gegen ihn gerichteten, blutigen Rebellion nach Nigeria ab. Dort fand er zunächst ein komfortables Asyl, wurde jedoch im März 2006 abgeschoben und landete schliesslich in Den Haag.
Taylor ist erst der zweite Ex-Staatschef, der sich vor einem internationalen Gericht wegen einer Anklage von Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen verantworten muss.
Ähnliches ist nur dem früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic widerfahren, der während seines Prozesses vor dem UNO-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien - ebenfalls in Den Haag - starb.
Der Prozess gegen Taylor kann bis Ende des nächsten Jahres dauern. Sollte er verurteilt werden, wird er seine Strafe voraussichtlich in Grossbritannien absitzen.
dl (Quelle: sda)
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