Freitag, 1. Juni 2007 / 15:24:58
Flückiger: «Es gibt mehr als einen Weg»
Mathias Flückiger fährt auf der Siegesstrasse. Mit dem Titel «Nachwuchsathlet des Jahres 2006» wurde er von der Sporthilfe für seine grandiosen Leistungen geehrt. Der Sporhilfe steht der junge Nachwuchsfahrer Rede und Antwort.
Auf dem Fahrrad ist er in seiner Altersklasse momentan kaum zu schlagen: Weltmeister-, Europameister- und Schweizermeistertitel im Mountainbike in einer Saison. Dazu kommen Platzierungen im Rad Quer jeweils unter den besten 10 – Mathias Flückiger ist kaum zu Bremsen.
Sporthilfe: Du hast den Nachwuchs-Preis der
Sporthilfe gewonnen – was heisst das
für dich?
Flückiger: Darauf bin ich schon ein wenig stolz – vor allem wenn man schaut, wer den Preis vor mir gewonnen hat und wie bekannt diese
Sportler jetzt sind. Ich hätte aber nie mit dem Gedanken gespielt, überhaupt nominiert zu werden. Ehrlich gesagt war ich ziemlich überrascht, als mir Reto Götschi mitteilte, dass ich gewonnen habe.
Was machst du mit dem Preisgeld?
Flückiger: Das Preisgeld und auch die monatliche Unterstützung durch den Athletenvertrag (die Sieger erhalten ein Preisgeld von
CHF 2’500 und monatlich CHF 600 durch einen Athletenvertrag – Anmerkung
der Red.) werde ich anlegen. Ich möchte damit die Zeit nach der Lehre überbrücken, sofern ich Profi werde. In dieser Übergangszeit werde ich das Geld sehr gut gebrauchen können.
Wann hast du gemerkt, dass du talentiert bist?
Flückiger: Ich habe 1997 eigentlich zum Plausch angefangen, Velorennen zu fahren. Damals bin ich nur Wettkämpfe gefahren, ohne
Training. Erst 2003 habe ich im Rad Quer dann angefangen auch etwas zu trainieren. Nach einem Jahr wurde mir bewusst, dass ich wirklich gut bin. Ich dachte mir, was im Rad Quer geht, funktioniert auch im Mountainbike. Und so war es dann auch.
Wie motivierst du dich fürs Training?
Flückiger: Das ist eigentlich nicht so schwer, denn ich bin allgemein ein sehr disziplinierter Mensch. Ich steige jeden Tag aufs Velo
und plane meinen Tag ganz genau. Im letzten Sommer habe ich die Lehre als
Baumaschinenmechaniker angefangen. Mein Lehrmeister ist sehr tolerant
und so kann ich gut arbeiten und trainieren.
Was machst du neben Trainieren und Arbeiten?
Flückiger: Ehrlich gesagt nicht viel. Ich stehe morgens auf und gehe um 6.30 Uhr arbeiten. Nach dem Feierabend trainiere ich. Danach ist es
schon spät, ich esse etwas, gehe vielleicht noch kurz ins Internet und dann schlafen. Die Woche ist immer voll gepackt und am Wochenende bin ich meist an Wettkämpfen. In den Ausgang gehe ich halt sehr selten, aber das alles zahlt sich mit dem Gefühl des Erfolgs aus!
Mit welchen Gefühlen bist du in die Saison gestartet?
Flückiger: Ich fahre ja diese Saison zum ersten Mal im
Mountainbike in der Elite. Eigentlich würde ich U23 starten,
aber wegen der Erfolge starte ich mit den Profis. Auf der einen Seite ist
es natürlich grandios, mit den Spitzenfahrern das gleiche Rennen zu
fahren und die ersten beiden Wettkämpfe waren auch wirklich Highlights. Auf der anderen Seite muss ich aber psychisch damit klar kommen, dass ich
jetzt nicht mehr automatisch vorne fahre, sondern am Anfang hinten platziert bin.
Fällt dir das schwer?
Flückiger: Es ist eine ziemliche Umstellung, mit der man lernen muss
umzugehen. Viele junge Sportler können das nicht und hören dann auf. Mein Ziel ist es, mich für die U23 WM und EM zu qualifizieren. Ansonsten will ich in der Elite primär Erfahrungen sammeln. Der Druck ist extrem hoch, da nach meinen Erfolgen alle gute Resultate von mir erwarten. Aber ich versuche das wegzustecken und mir nicht zu viele Gedanken zu machen. Ich lasse die Zeit vorbei gehen und hoffe, dass es bald richtig gut läuft.
Mit wem trainierst du momentan?
Flückiger: Ganz alleine. Mein Bruder kann tagsüber trainieren, da er Profi ist. Einen Trainer habe ich nicht.
Du trainierst dich selbst?
Flückiger: Ja, ich stelle meine Trainingspläne selber zusammen und ziehe die Einheiten selber durch. Schliesslich kenne ich mich und meinen Körper sehr gut. Auch bei der Ernährung weiss ich, worauf ich achten muss. Natürlich wäre es super, wenn ich einen Trainer hätte. Aber die Person müsste mich auch persönlich gut kennen. Mal sehen, vielleicht werde
ich mich ja mal nach einem Trainer umsehen. Aber es gibt ja bekanntlich mehr als einen Weg zum Ziel und ich gehe momentan meinen.
sro (Quelle: Sporthilfe)
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